Kampf gegen Haller Windräder: „Im Grunde stehen alle auf rotem Gebiet“

Halle-Kölkebeck. Die Stadtwerke Münster wollen sechs Windräder im Haller Süden bauen; die Bürgerinitiative &bdquo;Barrelpäule“ will das verhindern. &bdquo;Die Stadtwerke Münster haben etwas eingereicht, aber das war Quatsch“, sagte jetzt Kai Bußmann, der Sprecher der Bürgerinitiative, vor knapp 40 Zuhörern im Gemeindehaus Bokel. Er informierte über den Plan und warb zugleich für einen wachsenden Widerstand gegen ihn. &bdquo;In Halle tummeln sich die Naturschutzgebiete“, sagte er, wie etwa die Hörster Feuchtwiesen. Mit einer Nabenhöhe von 200 und 250 Metern wären die Anlagen weithin sichtbar, reichten mit ihren Rotorspitzen bis auf 40 Meter herunter und würden sich direkt neben und zwischen den hiesigen Naturschutzgebieten drehen – und damit dem Naturschutz zuwiderlaufen. &bdquo;Durch die Naturschutzgebiete haben wir in Halle aber eine Sonderstellung“, lautet sein Argument gegen den Plan. &bdquo;Halle macht eine Positiv-Planung ohne Sinn“ Seit dem Bekanntwerden des Windrad-Plans im November hat die Initiative mittlerweile mehr als 1.300 Unterschriften gesammelt, um ihrem Widerstand Nachdruck zu verleihen. Vor wenigen Tagen übergab Bußmann die Petition pressewirksam an den Bürgermeister Thomas Tappe und weitere Ratsmitglieder. Die Stadtverwaltung indes unterstützt bislang das Vorhaben der Stadtwerke Münster, während die Mitglieder des Stadtrates sich eher bedeckt halten: &bdquo;Wir warten die Fach-Gutachten ab“, sagte Tappe jüngst. In Bokel aber hat Kai Bußmann jetzt weitere Mitstreiter für den Widerstand gewonnen: In einem Lichtbildvortrag beschrieb er die Nähe der Windräder zur Wohnbebauung und zu den angrenzenden Naturschutzgebieten. Bußmann zeigte, dass die Windräder im Haller Stadtgebiet auf sogenannten Biotop-Verbundflächen stehen werden – also in direkter Nachbarschaft zu Naturschutzgebieten und Flora-Fauna-Habitaten, den schützenswertesten Flächen Deutschlands. Zum Beispiel planen die Stadtwerke Münster am Standort &bdquo;Barrelpäule Nord“ unterhalb der Hesselteicher Straße, also im südöstlichsten Zipfel des Stadtgebietes, ein Windrad mit 200 Meter Nabenhöhe. Anhand eines Baukranfotos erklärte er, dass die Nachteile der Fundamente und der Schwerlasttransporte oft in der Auseinandersetzung &bdquo;vergessen“ würden. Leitlinien des Naturschutzes würden bewusst gerissen &bdquo;Die Barrelpäule ist das älteste Naturschutzgebiet im Kreis Gütersloh“, betonte Bußmann und nannte den Weiß- und Schwarzstorch als bedrohte Vogelarten. Zudem zitierte er den Vogelkundler Klaus Nottmeyer, der kürzlich als Gast des örtlichen Klimabeirates beschrieben hatte, dass ein Weißstorch mit abgeschlagenen Beinen eingeschläfert werden musste. Im Regionalplan &bdquo;Wind“ seien die Flächen in Halle zudem nicht für den Anlagenbau vorgesehen. &bdquo;Je länger ich darüber nachdenke, desto höher geht mein Puls“, fügte Bußmann hinzu. Auch bei den anderen fünf Windradstandorten werde der &bdquo;Vorsorgeabstand“ nicht eingehalten. Leitlinien des Natur- und Umweltschutzes würden damit bewusst gerissen. &bdquo;Im Grunde stehen die Windräder alle auf rotem Gebiet“, sagte er. Dabei betonte Bußmann, dass er kein Gegner der Windkraft sei, sondern ein Gegner schlechter Windkraftstandorte. Wo die Windräder stattdessen nahezu konfliktfrei gebaut werden können, sei im Regionalplan längst enthalten: in Harsewinkel. &bdquo;Was Halle macht, ist eine Positiv-Planung“, sagte Bußmann. Die ergebe jedoch keinen Sinn. Zum Nachdruck zitierte er aus einem Schreiben der Bezirksregierung Detmold vom Juni 2024: Demnach bestehen &bdquo;aus freiräumlicher Sicht raumordnerische Bedenken. Ein Jubelschrei aus Detmold hört sich anders an“, sagte Bußmann. Auch die Untere Naturschutzbehörde habe sich ähnlich abschlägig geäußert: Die eingereichten Unterlagen seien nicht nur &bdquo;ungenügend“, sondern auch &bdquo;in sich widersprüchlich“, zitierte Bußmann. Die Untere Naturschutzbehörde lehne die Planung aufgrund unzureichender Unterlagen ab. In OWL wurden im vergangenen Jahr 100 Windkraftanlagen genehmigt &bdquo;Unfassbar“, murmelte eine Frau in der zweiten Reihe des Gemeindehauses und schien sich der Argumentation Bußmanns anzuschließen. Eine andere fragte, wie die Stadtwerke Münster überhaupt auf die Idee gekommen seien, dass sich Windräder hier lohnen würden. Bußmann, der nach eigener Angabe als Bankkaufmann mit der Finanzierung von Windkraftanlagen im Paderborner Raum Erfahrung gesammelt hat, räumte ein, dass sich Windräder nach zwölf bis 13 Jahren rechneten, &bdquo;selbst bei einem Rückbau“. Jedoch sollten die Investoren bedenken, dass ein Windrad meist nicht mehr Rendite abwerfe, als 3 oder 4,5 Prozent. Ein Zuhörer kommentierte: &bdquo;Wenn wir jetzt zu einer Bananenrepublik verkommen, dann wäre das ein Hammer.“ Laut der Regionalplanungsbehörde Detmold wurden im vergangenen Jahr in Ostwestfalen-Lippe 100 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 167 Megawatt genehmigt. Bis Ende 2023 waren in OWL etwa 1.000 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.851 Megawatt in Betrieb – ein Atomkraftwerk erzeugt rund 1.400 Megawatt. In Halle gibt es bislang weniger als ein Prozent Windenergieflächen. Die Bundesregierung hat den Ausbau der Windenergie durch das Windenergieflächengesetz beschleunigt. Demnach muss jedes Bundesland bis Ende 2032 zwei Prozent ihrer Flächen für die Windenergie ausweisen.

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