Halle. Der kleine Fußweg zwischen Kättkenstraße und dem alten Busbahnhof ist nicht mehr namenlos. Die Stadt hat den Patt, der als Verlängerung der Martin-Luther-Straße zwischen Berufskolleg und Altem Friedhof hindurchführt, mit einem Straßenschild versehen. Der gut 150 Meter lange Weg trägt den Namen Peter-Korschak-Weg. Dies hatten die Mitglieder des Verkehrsausschusses im Oktober 2023 beschlossen.
Bei den Namen dürften sich viele Haller sofort an die frühere Hauptschule im Schulzentrum Masch erinnern. Mit deren Auflösung im Sommer 2019 verschwand auch der Name aus dem Stadtbild und somit aus den köpfen vieler Menschen, obwohl dahinter das traurige Schicksal eines ukrainischen Jungen steckt.
Peter Korschak wurde als Kind der ukrainischen Zwangsarbeiterin Sofia Korschak am 11. August 1944 im Waldlager Künsebeck geboren. Die junge Ukrainerin war bereits 1941 aus ihrer Heimat südlich von Kiew nach Deutschland deportiert worden, um dort Zwangsarbeit zu leisten. Sie war im Arbeitslager der Firma Dürkopp, dem sogenannten Waldlager, in Künsebeck interniert.
Frühere Lehrerin hatte die Idee
Exakt sechs Monate nach der Geburt verstarb ihr Sohn in dem Arbeitslager. Peter Korschak ist somit eines von fast 50 Zwangsarbeiterkindern, die während der NS-Zeit in Halle verstarben, und deren Grabplatten auf dem Haller Friedhof IIl an sie erinnen.
Frauke Keßner, eine frühere Lehrerin der Hauptschule, hatte die Benennung der Straße angeregt, und der Ausschuss stimmte dem uneingeschränkt zu. Der Weg zwischen Polizeiwache und ZOB erschien als besonders geeignet, da aufgrund der bisher namenlosen Strecke niemand seine Adresse ändern muss. Zudem gibt es dort aktuell ohnehin keine Anwohner.