80 Jahre nach der Auschwitz-Befreiung: Haller Schulen gedenken der NS-Opfer

Halle. &bdquo;Es ist eine ruhige Veranstaltung, ohne Applaus und mit viel Stille. Aber es ist wichtig, hier zu sein“, sagte Pastor Tim Henselmeyer. Auf den Tag genau 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eröffnete er die Gedenkveranstaltung in der St. Johanniskirche. Vor ihm saßen in den Kirchenbänken Schülerinnen und Schüler des Kreisgymnasiums und der Gesamtschule sowie zum ersten Mal auch Vertreter des Berufskollegs, aber auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt. &bdquo;Auschwitz ist ein Symbol für den Holocaust. Allein hier starben 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen“, sagte Simon Günner, Schüler der Gesamtschule Halle. Gymnasiastin Lenya Mittelberg erinnerte daran, dass sich 2024 die Straftaten mit antisemitischem Hintergrund im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben. Die Gründe für den zunehmenden Antisemitismus lägen, so hätten Wissenschaftler herausgefunden, wohl in der Corona-Pandemie und in der Eskalation des Nahost-Konflikts. Es gebe aber auch Zeichen der Hoffnung, wie etwa die Mahnwache vor der Synagoge in Bielefeld. &bdquo;Wir sollten dafür sorgen, dass solche starken Zeichen ausgebaut werden“, sagte Mittelberg. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Nach zwei aus Querflöte und Geige bestehenden Klezmer-Duetten von Olivia Boehl und Marie Franco-Derouet verlasen Schülerinnen und Schüler die Namen der Opfer des Nationalsozialismus in Halle. Dabei wurden auch die politisch Verfolgten und die Zwangsarbeiter nicht vergessen, die zur Aufrechterhaltung der Rüstungsindustrie im Dürkopp-Werk in Künsebeck eingesetzt wurden und im Waldlager Künsebeck untergebracht waren. Allein dort starben 44 Kinder dieser Zwangsarbeiter, darunter Peter Korschak, nach dem heute eine Straße im Haller Stadtzentrum benannt ist. Haller Pastor appelliert an die Menschlichkeit Pastor Tim Henselmeyer ging in seiner Rede auf den Film &bdquo;The Zone of Interest“ ein, der im vergangenen Jahr den Oscar für den besten internationalen Film erhielt. Der Film handelt vom Alltag des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß, seiner Ehefrau Hedwig und den Kindern. Sie leben auf einem an die Mauer des KZ angrenzenden Grundstück und genießen ihre heile Welt mit Pool, Gemüsegarten und Rosenbeeten. Während des gesamten Films gibt es keine Aufnahmen aus dem Lager, das Grauen wird nur durch den Ton spürbar. Dröhnen, Grollen, Schüsse, Geschrei - der Zuschauer macht sich sein eigenes Bild. &bdquo;Wir dürfen nicht so tun, als ob es alles hinter einer Mauer passiert“, sagte Henselmeyer. Die Vorfahren hätten geschwiegen und nicht ihre Stimme erhoben. Das dürfe nicht mehr passieren. Es sei ein schönes Zeichen, dass es diese schulübergreifende Gedenkveranstaltung gebe. &bdquo;Jeder Name steht für ein ganzes Leben, das geraubt wurde. Und zwar hier in diesem Ort, in dem wir alle leben“, sagte Henselmeyer. Dies müsse man sich immer wieder vor Augen führen, umso mehr jetzt, wo es immer weniger Zeitzeugen gibt. &bdquo;Menschen vergessen ihre Menschlichkeit“, mahnte Henselmeyer mit Blick auf die aktuellen Tendenzen. Nachdem Jonathan Eckert am Klavier den Simon-und-Garfunkel-Klassiker &bdquo;The Sound of Silence“ gespielt hat und weitere Namen verlesen wurden, gingen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Henselmeyer und Bürgermeister Thomas Tappe zum Familie-Isenberg-Platz. Dort legten sie am Holocaust-Mahnmal, einer 2011 von Angela Große angefertigten Skupltur, Blumen nieder und zündeten Kerzen an.

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