Halle. Es ist die entscheidende Frage, die sich nach den Anmeldeergebnissen der Haller Gesamtschule in diesem Frühjahr aufdrängte: Warum meldet sich an der Masch eigentlich nicht durchgängig eine ausreichende Zahl an Kindern an, damit die Schule gesichert und ruhig in die Zukunft planen kann?
Zur Erinnerung: Seit 2018 sanken die Anmeldezahlen an der Gesamtschule Halle stetig. Nach dem Tiefpunkt von 52 Anmeldungen in 2022 und der Androhung der Bezirksregierung, die Gesamtschule auf eine Sekundarschule ohne Oberstufe herabzustufen, gab es vor einem Jahr dann ein deutliches Anmeldeplus: Insgesamt 81 zukünftige Fünftklässler verzeichnete die Schule im Februar 2023, und die Beteiligten hatten allen Grund, wieder optimistisch nach vorne zu blicken. Bis in diesem Frühjahr der erneute Dämpfer kam. Und damit die neuerliche Unsicherheit.
Statt der erhofften 100 Kinder wurden für das nächste Schuljahr nur 78 angemeldet. Eine Enttäuschung für das engagierte Team unter der kommissarischen Leitung rund um Lea Witteborg. Und ebenso niederschmetternd angesichts der vielen Kraftanstrengungen, die in den zurückliegenden Monaten im und am Schulzentrum Masch unternommen wurden: Neben einer breit angelegten Imagekampagne und einem erfolgreichen Tag der offenen Tür punktete die Gesamtschule im April obendrein mit einem komplett umgestalteten Schulhof, der in einer tollen Gemeinschaftsaktion geschaffen wurde. Und trotzdem reicht es nicht.
Umfassende Recherchen zeichnen ein klares Bild
Meine Kollegen Uwe Pollmeier und Jonas Damme haben sich somit an die Arbeit gemacht und umfassend recherchiert. Zu lange schon steht die Schule im Fokus der Bezirksregierung; derweil hängt an der Einordnung aus Detmold die Zukunft von Lehrern, Eltern und Kindern. Die beiden haben in den vergangenen Wochen mit vielen verschiedenen Menschen und ebenso Behördenvertretern gesprochen. Am Ende wurde ein klares Bild gezeichnet.
Fehlendes Engagement ist es sicher nicht. Im Gegenteil. Und auch Berichte aus Teilen der Elternschaft, denen zufolge ein erhöhtes Gewaltpotenzial unter Schülern ein beherrschendes Thema an der Gesamtschule sei, können weder die Stadt als Schulträger noch die Polizei Gütersloh bestätigen und belegen das auch. Vielmehr scheint es sich vor allem um ein strukturelles Problem zu handeln. Das wiederum besteht aus einem ganzen Bündel.
Starke Konkurrenz im Ort und ebenso außerhalb
Grundsätzlich handelt es sich bei der Gesamtschule Halle um eine sehr junge Schule ohne große Historie. 2014 wurde sie eröffnet, im vergangenen Jahr nahmen die ersten Abiturienten ihr Reifezeugnis entgegen. Doch angesichts einer starken Konkurrenz durch das etablierte Kreisgymnasium Halle, das sich in nunmehr 63 Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat, ist es für die Gesamtschule damit per se schwerer, Schülerinnen und Schüler mit Gymnasialempfehlung zu bekommen. Inwiefern der gewünschte Anteil von einem Drittel erzielt wird, ist dabei nicht offiziell bekannt.
Diese Konkurrenzsituation gibt es in den Nachbarkommunen so nicht. Werther hat neben der PAB-Gesamtschule zwar auch noch ein Gymnasium, aber dabei handelt es sich um eine Privatschule, für die die Eltern bezahlen müssen. In Borgholzhausen ist die PAB gar ohne weitere Oberstufenkonkurrenz. Und Steinhagen setzt auf das altbewährte System mit Realschule und Gymnasium: 114 Anmeldungen - 16 davon aus Halle - wurden im Februar an der Realschule für das kommende Schuljahr registriert. Das ist ein neuer Rekord. Seitdem ist der Schulstreit zwischen den Kommunen wieder entbrannt.
Klagen und Streit mit Steinhagen erzeugen hohen Druck
Dass das Verwaltungsgericht Minden die Klagen des Kreises Gütersloh sowie der drei Kommunen Steinhagen, Werther und Borgholzhausen gegen die Haller Gesamtschule gleich zum Start in 2014 schon einmal abgewiesen hat, ist die eine Sache. Aber sowohl dieser Gegenwind auf höchster juristischer Ebene als auch die erzürnten Eltern aus Steinhagen, die ihre Kinder aufgrund des übergroßen Interesses nicht auf der Realschule im eigenen Ort unterbringen können, belasten die Gesamtschule in Halle immer und immer wieder. Die seit Oktober vergangenen Jahres noch dazu ohne klassische Schulleitung dasteht.
Und auch hier versichert die Stadt Halle stets aufs Neue, dass der Nachfolger von Almuth Burkhardt-Bader keine schulinternen, sondern vielmehr persönliche Gründe hatte, als er vier Wochen nach Amtsantritt gleich wieder ging. Wie die Bezirksregierung jetzt mitteilte, soll sich auf dieser Position im Sommer zumindest etwas tun. Aber das allein reicht nicht. Der Druck, der auf den Verantwortlichen lastet, die sich für ihre Schule einsetzen, bleibt enorm. Doch darf der nicht länger zu einem Kampf gegen Windmühlen ausarten. Höchste Zeit also, dass die Entscheider in der Schullandschaft des Altkreises Halle für klare Verhältnisse sorgen.

