Altkreis Halle. Der Winter ist vorbei. Zumindest macht er in den kommenden Tagen eine Pause. Nach einer eher milden vierten Jahreszeit 2019/2020 schürte der strenge Frost in den vergangenen Tagen die Hoffnung, dass die Borkenkäferpopulationen damit eine entscheidende Schwächung erfahren haben. Gabriele Lindemann, Leiterin des Forstbetriebsbezirks Borgholzhausen, muss diese Hoffnungen enttäuschen. „Buchdrucker und Kupferstecher, die für den Befall der Fichtenbestände besonders relevanten Borkenkäfer, haben keine großen Probleme mit Frost. Vor allem dann nicht, wenn die Frostperiode so kurz war, wie zuletzt“, sagt sie. Die Käfer fielen dabei in eine Schockstarre und erwachten zum Leben, wenn die Temperaturen 16 Grad erreichten, fügt Gabriele Lindemann hinzu. Mit Sorge schaut sie daher auf die kommenden Tage, wo das Thermometer in diese Bereiche klettern soll.
„Die Grillsaison soll nicht vor Juni beginnen“
„Wir brauchen vielmehr nasskaltes Wetter um die null Grad“, erklärt die Borgholzhausener Revierförsterin. Unter diesen Bedingungen verpilze die Käferpopulation und sterbe ab. Daher hat Gabriele Lindemann für das Frühjahrswetter einen Wunsch, den vermutlich nicht viele Menschen teilen werden: „Am besten wären Bedingungen, bei dem die Leute keine Lust haben, auf der Terrasse Kaffee zu trinken“, sagt sie und: „Die Grillsaison soll nicht vor Juni beginnen.“

Es ist eine Gratwanderung für die Holzwirtschaft. Denn die Betriebe benötigen auch trockene Phasen, um bereits verkauftes Holz aus dem Wald zu transportieren. Gabriele Lindemann sieht hier die Waldbesitzer unter einem zunehmenden Druck: „Die Sägewerke haben gut zu tun und benötigen Nachschub. Sie haben keine großen Lagervorräte vor Ort. Denn der Wald ist das Lager.“
Auch Johannes-Otto Lübke, zuständig für den Forstbetriebsbezirk Halle sieht beim Borkenkäfer-Problem noch keine Entwarnung. „Die weißen Stadien, das sind die Larven, Puppen und Eier, die sich unter der Rinde befinden, sind erfroren. Auch die jungen Käfer, die nur einen dünnen Chinin-Panzer haben, werden den Frost nicht überlebt haben. Die Altkäfer jedoch haben keine Probleme damit“, sagt er. Und genau das wird weiter das Problem bleiben. „Weil so viele Käfer im System sind, macht es nichts aus, ob nun 20 Prozent von ihnen absterben“, erklärt der Forstexperte.
Also keine Entwarnung, was den Borkenkäfer betrifft. Geben die Niederschläge der vergangenen Tage dann zumindest Hoffnung darauf, dass die Trockenheit in den Wäldern ein Ende hat? Ein Blick auf die Daten der Internetseite wetterkontor.de zeigt, dass die Niederschlagsmengen seit Jahresbeginn nur etwa 50 Prozent höher waren als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Experten gehen davon aus, dass das reicht, um die oberen Bodenschichten zu durchfeuchten. „Für die Sättigung des Oberbodens ist der Schneefall der vergangenen Wochen sehr günstig. Der Schnee schmilzt zudem langsam, so dass es nicht zu großen Erosionen kommt“, sagt Lübke. Davon profitierten vor allem die Fichten, die in diesem Bereich wurzeln. „Sie können durch die Feuchtigkeit besser Harz bilden und sind so eher in der Lage, Schädlinge abzuwehren“, fügt er hinzu. Allerdings gebe es kaum noch Fichtenbestände in Halle.
Ab einer Tiefe von einem Meter sei der Boden auch jetzt noch sehr trocken. „Eichen und Buchen leiden daher weiter“, so Johannes-Otto Lübke. Damit sich die tieferen Bodenschichten profitieren und auch die Grundwasserbestände sich von der Trockenheit der vergangenen Jahre erholen können, bedarf es einer längeren Regenperiode im Frühjahr. Die ist derzeit allerdings nicht in Sicht. Zumindest für die kommenden zwei Wochen werden allenfalls leichte Regenfälle gemeldet.