Abholzung im Teuto

Bürger sind erschrocken: Warum dieser Kahlschlag im Borgholzhausener Wald?

Wenige Meter vom Luisenturm entfernt ist vergangene Woche ein großes Waldstück gerodet worden. Spaziergänger fragen: War das in der Schonzeit erlaubt?

Direkt am Kammweg zwischen Luisenturm und Windrad in Borgholzhausen ist jetzt eine große Waldfläche gefällt worden. | © Anja Hanneforth

Anja Hanneforth
13.03.2025 | 19.03.2025, 10:08

Borgholzhausen. Das Ehepaar, das am Samstag auf dem Hermannsweg spazieren geht, reibt sich erschrocken die Augen: Zwischen Luisenturm-Parkplatz und dem Windrad auf dem Hollandskopf ist ein Rodungsunternehmen dabei, die letzten Baumstämme von einer riesigen und inzwischen kahlen Fläche aufzuladen und auf einen Stapel an der Peter-Eggermont-Straße zu transportieren. „Das sieht ja schlimm hier aus“, finden beide.

Viele Wanderer, Spaziergänger und Mountainbiker, die am Wochenende den strahlenden Sonnenschein genutzt haben und auf dem Hermannsweg unterwegs waren, dürften ähnlich empfunden haben. Direkt am Kammweg klafft nun eine leere, abgeholzte Lücke im ohnehin nicht gesunden Wald. Das Ehepaar schaut der Kettenraupe und dem Forsttraktor eine Weile zu, beklagt noch, dass doch eigentlich die Schonzeit für die Wildtiere begonnen habe und Arbeiten wie diese gar nicht stattfinden dürften. Dann wandert es weiter.

Hat das Ehepaar recht? Das „Haller Kreisblatt“ fragt bei Gabriele Lindemann nach. Sie ist die zuständige Försterin für den Forstbetriebsbezirk Borgholzhausen von Wald und Holz NRW und gibt bereitwillig Auskunft. Sie betont ausdrücklich: „Alles, was hier passiert ist, ist erlaubt.“

Gefällte Bäume im Teutoburger Wald waren nicht gesund

Försterin Gabriele Lindemann erklärt, was es mit den Rodungen im Teutoburger Wald in Borgholzhausen auf sich hat. - © Tobias Barrelmeyer
Försterin Gabriele Lindemann erklärt, was es mit den Rodungen im Teutoburger Wald in Borgholzhausen auf sich hat. (© Tobias Barrelmeyer)

Weiter führt sie aus, dass es sich hier auf gut einem halben Hektar um die Fläche eines privaten Waldbesitzers aus Borgholzhausen handele, nicht um Staatswald.

Der Waldbesitzer habe zunächst die Entscheidung getroffen, die trockenen Buchen auf seinem Gelände fällen zu lassen. Teils große Bäume, die allerdings durch die Trockenheit der vergangenen Sommer auf dem hohen Kalk stark gelitten hätten. „Das sieht man gut an den gefällten Bäumen“, verweist die Försterin auf den Querschnitt der Stämme. „Im Kern haben nahezu alle weiße Faulstellen oder Verfärbungen. Keine von ihnen war noch richtig vital, wirklich schöne Bäume gab es auf dieser Fläche nicht“, bedauert sie.

Buchen täten sich auf dem Kalkgestein allerdings ohnehin schwer, genügend Wasser zu finden, sagt die Fachfrau. Hätte man sie nicht gefällt, wären sie nach und nach trocken geworden, abgestorben und möglicherweise umgekippt. Dann hätte man sie auch kaum mehr verwerten können.

Waldbesitzer aus Borgholzhausen hatte zwei Möglichkeiten

Der Waldbesitzer habe nun die Möglichkeit gehabt, nur die einzelnen Buchen aus dem Baumbestand herauszunehmen oder konsequent die ganze Fläche fällen zu lassen. Er habe sich für Letzteres entschieden. „Sonst hat man immer wieder damit zu tun. Denn je mehr Bäume man dort entfernt hätte, desto windanfälliger würde die Fläche werden. Wir reden hier ja über ein Gelände oben auf dem Kamm.“

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Das Areal, das jetzt gefällt worden sei, sei auch nur 0,3 Hektar groß, relativiert die Försterin. „Allerdings gibt es gleich daneben eine Fichten-Kalamitätsfläche.“ 2.500 Quadratmeter Fichtenbestand, der aufgrund von Borkenkäfer und Trockenheit schon vor einer Weile gefällt werden musste. „Daher sieht das abgeholzte Gelände jetzt auch so groß aus.“

Gabriele Lindemann betont aber, dass es nicht dauerhaft kahl bliebe. „Wir hoffen hier vor allem auf eine Naturverjüngung durch Buche und Bergahorn.“ Die kleinen Bergahorn-Bäume seien auch bereits knie- bis hüfthoch, auch Eschen würden auf dem Gelände wachsen. Fichten würden hier hingegen keine mehr angepflanzt.

Fläche am Kammweg in Borgholzhausen bleibt nicht dauerhaft kahl

Auch die große Menge an Ästen, die bei der Baumfällaktion in Borgholzhausen anfielen, wird verwertet. Sie werden zu Holzhackschnitzeln verarbeitet. - © Anja Hanneforth
Auch die große Menge an Ästen, die bei der Baumfällaktion in Borgholzhausen anfielen, wird verwertet. Sie werden zu Holzhackschnitzeln verarbeitet. (© Anja Hanneforth)

Ob überhaupt in diesem Frühjahr noch etwas gepflanzt wird, hänge stark vom Wetter ab. „Wenn es nass bleibt, könnten noch einige Lücken aufgefüllt werden. Wenn sich jedoch eine längere Trockenphase ankündigt, wartet man besser bis zum Herbst.“

Und was passiert mit dem Holz? Auch hier gibt Gabriele Lindemann Auskunft: Aus den stärkeren Stämmen werde Sägeholz, wahrscheinlich für Paletten und Verpackungen. Und auch das Holz des riesigen Stapels gleich neben der Fläche mit dickeren und dünneren Ästen werde verwertet. Es werde zu Holzhackschnitzeln gehäckselt und verkauft.

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Den Vorwurf des Ehepaars, dass jetzt eigentlich Schonzeit sei und man die Bäume gar nicht hätte fällen dürfen, kann Gabriele Lindemann so nicht stehen lassen. Sie bestätigt zwar, dass es nach dem Bundesnaturschutzgesetz zwischen dem 1. März und 30. September vielerorts ein Fällverbot gebe. Dies gelte allerdings nicht für einen Waldbestand wie diesen. „Trotzdem habe ich genau aus diesem Grund mit Rücksicht auf die Brut- und Setzzeit darauf gedrungen, dass die Arbeiten so schnell wie möglich noch Anfang März passieren. Denn ich nehme dieses Thema wirklich ernst“, betont die Försterin. Die froh ist, dass alles im geplanten Zeitrahmen geklappt habe.

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