Stützpunkt Borgholzhausen: Sportabzeichen trotz künstlicher Hüfte

Borgholzhausen. Karl-Udo Priesmeier ist ein sportlicher Mann. Auch mit mehr als 75 Jahren. Auf Youtube hat er unter dem Titel "My Teuto" einen eigenen Kanal, auf dem er den heimischen Wald radfahrend präsentiert. Das Sportabzeichen hat er in seinem Leben 50. Mal abgelegt, in diesem Jahr war goldenes Jubiläum. Auch am Freitagabend war Karl-Udo Priesmeier wieder zum Trainieren im Ravensberger Stadion in Borgholzhausen. Dabei musste er vor nicht allzu langer Zeit umdenken. Seit drei Jahren lebt Priesmeier mit einer künstlichen Hüfte. Übungen wie Seilspringen, Hoch- oder Weitsprung seien damit für die Gelenke eine ganz schlechte Idee, fand sein Arzt. Dabei gehören sie beim Sportabzeichen zu den gängigen Kernanforderungen. Karl-Udo Priesmeier verzagte nicht. "Ich hatte intensive Gespräche mit meinem Orthopäden", sagt er. "Ich kann mir alles erlauben, aber nicht alles tut der Prothese gut." Er betätigte also ein paar Stellschrauben. Das Sportabzeichen legte er in diesem Jahr zum zweiten Mal in der Kategorie B1 für Menschen mit Behinderung ab. Die Kategorie umfasst einseitige Beinbehinderungen mit einem Grad der Behinderung von 20 bis 60 Prozent. Insgesamt gibt es bei Menschen mit Behinderung Kategorien von A bis J. Sechs Punkte für den Kreis in der Mitte Karl-Udo Priesmeier schlägt den dicken Ordner auf, der neben den Umkleidekabinen legt. 193 Seiten umfasst das Handbuch des Deutschen Behindertensportverbands. Auf Seite 40 findet sich seine Kategorie: B1, Männer von 75 bis 79 Jahren. Die Anforderungen sind angepasst. Beispiel "Ausdauer": Während 75-Jährige ohne Behinderung auf Goldnieveau die 3.000 Meter in 20 Minuten laufen müssen, sind es bei den Menschen in der Kategorie B1 11:48 Minuten über 1.500 Meter. Zehn Kilometer auf dem Rad muss Karl-Udo Priesmeier in 27:49 Minuten absolvieren, um den Goldstandard zu erreichen. Menschen ohne Behinderung werden für 20 Kilometer 51:30 Minuten zugebilligt. Dann betritt Karl-Udo Priesmeier den Rasen des Ravensberger Stadions. Mit Rudi Ahnen und Klaus Kügler trainiert er den Zielwurf. Mit ihm können Prüflinge in der Kategorie "Koordination" einen Teil des Sportabzeichens ablegen. Tabea Ahnen und Luisa Strothmann haben dafür ein Netz mit drei Treff-Flächen ausgelegt. Trifft man den Kreis in der Mitte, bringt das sechs Punkte, die angrenzende Fläche bringt drei Punkte, die äußere einen. Priesmeier stellt sich drei Meter vom Mittelpunkt des Netzes entfernt auf und wirft sechs Sandsäcke. Die fünf besten Würfe kommen in die Wertung. 20 Punkte bedeuten Goldstandard beim Sportabzeichen der Kategorie B1. Im Kreis Gütersloh gibt es drei Stützpunkte, an denen Menschen mit Behinderung das Sportabzeichen ablegen können, erklärt Sportabzeichenobmann Wilhelm Habighorst. Neben Borgholzhausen sind das Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück. "Wir haben das Equipment, und wir haben vier Prüfer und Prüferinnen, die die Befähigung haben, das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung abzunehmen", sagt Habighorst. Eine davon ist Tabea Ahnen, die speziell geprüft worden ist. "Ein Top-Team" Karl-Udo Priesmeier möchte, das das Angebot am Stützpunkt Borgholzhausen bekannter wird. Die Besonderheit des Sportabzeichens für Menschen mit Behinderung sei selbst eingefleischten Absolventen offenbar noch nicht großflächig bekannt. Den Ehrenamtliche vom LC Solbad Ravensberg macht er Komplimente: "Das ist hochprofessionelle Arbeit. Ein Top-Team mit großem Engagement." Zudem sei eine Teilnahme unbürokratisch möglich. Für Menschen mit einer künstlicher Hütte reiche etwa der TEP-Pass, den man nach der Operation erhält. Wer möchte, kann das Sportabzeichen beim LC Solbad im Ravensberger Stadion noch bis zum 13. Oktober jeden Freitag ab 17.15 Uhr ablegen. "Sportabzeichen statt Frühschoppen" heißt es im Stadion darüber hinaus an den Sonntagen, 5. November und 31. Dezember, von 10 bis 11.30 Uhr. Radfahrende treffen sich am Sonntag, 24. September, um 9.30 Uhr bei der Bostik-Verwaltung in Borgholzhausen. Schwimmen findet an den Donnerstagen, 7. September, 2. November und 9. November, jeweils ab 17.45 Uhr im Haller Lindenbad statt. Und auch gewalkt werden kann: am Donnerstag, 14. September, ab 18 Uhr vom Café Lefelmann in Versmold aus.

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