
Steinhagen. Nachdem das Land NRW die Notbremse für den Kreis Gütersloh gezogen hat, hat die Verwaltung am Montag eine Allgemeinverfügung erlassen, mit der Lockerungen im Zusammenhang mit einem Testkonzept weiterhin möglich sind. Am Dienstag informierte die Kreisverwaltung dann darüber, dass auch Sportstätten in der Region unter Berücksichtigung der Coronaschutzverordnung geöffnet bleiben dürfen. Kinder bis 14 Jahren ist es trotz steigender Inzidenz demnach erlaubt, in Zehnergruppen mit zwei Aufsichtspersonen unter freiem Himmel zu trainieren.
Die Gemeinde Steinhagen entschied sich trotzdem dafür, das Cronsbachstadion und die Sportanlage des TSV Amshausen vorübergehend zu schließen. Das dürfen sie, weil ihnen in letzter Instanz die Entscheidung obliegt. Steinhagen greift also zu schärferen Maßnahmen, als es die Landesregierung vorgibt. Bürgermeisterin Sarah Süß begründete die Entscheidung wie folgt: „Nach der Coronaschutzverordnung sind die Vereine dafür zuständig, die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Dies haben sie zuletzt nicht mehr geschafft."
Vereinsvorstände haben das Rathaus um Hilfe gebeten
Vorstände von Vereinen hätten deshalb das Rathaus darum gebeten, eine verbindliche Regelung zu treffen. Zum Teil hätten sich mehr als 50 Personen auf dem Sportgelände befunden. Sowohl Gruppen, die regelkonform trainierten, als auch Privatpersonen.
„Insbesondere aufgrund der Nichtkontrollierbarkeit, wer wie mit welchem Abstand auf dem Sportplatz trainiert, kam die Bitte auf, für den Zeitraum der Osterferien die Anlagen zu schließen", fährt Süß fort. Nach den Ferien wolle die Verwaltung eine neue Regelung treffen, abhängig von der dann gültigen Coronaschutzverordnung und den Umständen vor Ort.
Sportplatzschließung: „Ein Desaster für die Kinder"
Die Entscheidung sorgt vor allem bei Eltern für wenig Verständnis. Die Steinhagenerin Nina Meseke, die sich in derInitiative „Laut für Familien" engagiert und wie berichtet sogar im Landtag in Düsseldorf für Lockerungen im Amateur- und Jugendsport gekämpft hatte, sprach von einem „Desaster für die Kinder". Gerade erst seien sie nach langer Pause auf den Trainingsplatz zurückgekehrt.
Bürgermeisterin Süß versteht die Kritik. Gleichzeitig sagt sie aber auch: „Die Sorge der Vereine, bei denen eine gewisse Verantwortung liegt, ist für mich ebenfalls nachvollziehbar." Man strebe in Absprache mit den Steinhagener Klubs eine verträgliche Lösung für die Zeit nach den Osterferien an.
In anderen Kommunen im Altkreis bleiben die Anlagen offen
Mit ihrer Entscheidung steht die Gemeinde Steinhagen im Altkreis allerdings noch alleine da. Wie eine HK-Abfrage unter den übrigen vier Kommunen ergab, bleiben die Sportstätten dort zunächst unter Einhaltung der derzeit gängigen Regeln geöffnet. Allerdings haben auch Halle, Versmold und mehr noch Werther zuletzt immer mal wieder Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung auf den Sportanlagen festgestellt. „Vor allem bei nicht vereinsbasierten privaten Gruppen", teilt Regina Höppner, Fachbereichsleiterin für Bürgerdienste der Stadt Halle, mit. Vor einigen Wochen gab es deshalb bereits den Appell an die Sportlerinnen und Sportler, sich an die Regeln zu halten. „Denn sollten die Verstöße zu massiv werden, müssen wir die Sportanlagen notfalls wieder schließen", sagt Höppner. „Das wollen wir unbedingt vermeiden."
Am Sportplatz Meyerfeld in Werther hatte es zuletzt sogar verstärkte Kontrollen des Ordnungsamtes gegeben. Dort hatte sich Anfang März ein Pulk von 50 Personen unerlaubterweise aufgehalten – obwohl die Anlage gesperrt war. Bußgelder wurden seinerzeit keine erhoben. Wie Werthers Bürgermeister Veith Lemmen auf Nachfrage bestätigte, finden noch immer regelmäßige Kontrollen statt.
Borgholzhausen erlebt "hohe Disziplin" der Bürger
Solche Verstöße hat Ralf Vieweg, allgemeiner Vertreter des Borgholzhausener Bürgermeisters Dirk Speckmann, in seiner Kommune nicht festgestellt. Im Gegenteil. „Wir haben bei den Menschen in Borgholzhausen während der gesamten Pandemie eine hohe Disziplin erlebt", sagt er. Diese erleichtere dem Ordnungsamt der Stadt die Arbeit.
Ob es über Ostern zu vermehrten Kontrollen an den Piumer Sportstätten kommt, ließ Vieweg offen. Wegen der Renovierungsarbeiten der alten Schule in Kleekamp sei derzeit ohnehin nur das Ravensberger Stadion zugänglich. Der Kunstrasenplatz, auf dem der TuS Solbad Ravensberg spielt, sei wegen der Baustelle kaum zu erreichen.
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