Windkraft in den Wäldern von OWL: „Unerträglich für den Teutoburger Wald“

Detmold/Düsseldorf. Um die Ausbauziele der erneuerbaren Energien zu erreichen, werden in Deutschland immer mehr Wälder für die Windkraft geöffnet. In NRW stehen bislang etwa 100 der insgesamt 4.000 Windenergieanlagen im Wald. Mit einem Erlass ist der Bau der Anlagen im Wald jedoch seit 2023 deutlich einfacher geworden, weshalb die Landesregierung mit einer Zunahme der Zahlen rechnet. Eine Entwicklung, die Naturschützer in OWL besorgt. Mit Verweis auf den geplanten Windpark Gauseköte im Teutoburger Wald im Kreis Lippe warnt die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL vor irreparablen Schäden der Natur. &bdquo;Wir unterstützen die Energiewende und ausdrücklich auch den Ausbau der regenerativen Energiequellen. Daran haben wir in der Vergangenheit vielerorts konstruktiv mitgewirkt“, sagt Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL. Der Ausbau der Windenenergie müsse jedoch naturverträglich erfolgen und dürfe nicht noch zusätzliche Schäden in der Natur anrichten. &bdquo;Die Anstrengungen gegen die Klimakrise dürfen nicht zu einer Verschärfung der Biodiversitätskrise führen.“ Genau das befürchten Otte und seine Mitstreiter jedoch, wenn weitere Windenergieanlagen in Wäldern errichtet werden. Nach Angaben des Obstbauern aus Hiddenhausen (Kreis Herford) erfüllen Wälder als Ökosysteme verschiedene Schutz- und Nutzfunktionen, die nicht nur im Kampf gegen den Artenschwund, sondern auch in den Bemühungen gegen die Klimakrise eine wichtige Funktion haben. &bdquo;Windenergieanlagen stören dieses Ökosystem erheblich, weil die Natur durch die gewaltigen Industrieanlagen massiv beeinträchtigt wird.“ Auch aufgrund der dafür nötigen Zufahrtsstraßen für den Schwerlastverkehr und den Betonfundamenten, die laut Otte tief ins Erdreich bis in die Grundwasserbereiche reichen können. Naturschützer halten Windkraft in OWL für unnötig: &bdquo;Es gibt Alternativen“ Grundsätzlich lehnt die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL Windenergie im Wald trotz der weitreichenden Folgen nicht ab. &bdquo;In waldreichen Regionen wie dem Kreis Siegen-Wittgenstein geht es oft nicht anders, doch in der waldarmen Region OWL sehr wohl“, erklärt Otte mit Verweis auf den geplanten Windpark Gauseköte. Auf dem Kamm des Teutoburger Waldes zwischen Detmold und Schlangen im Kreis Lippe plant das Paderborner Unternehmen Westfalenwind sieben Windenergieanlagen mit einer Höhe von etwa 250 Metern. &bdquo;Die aktuellen Pläne der Bezirksregierung Detmold zur Änderung des Regionalplans OWL für Windenergie zeigen, dass die geplanten Anlagen im Wald nicht nötig sind, um den weiteren Ausbau der Windenergie voranzutreiben“, sagt Otte. &bdquo;Es gibt Alternativen außerhalb des Waldes.“ Die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL hält den Bau des geplanten Windparks deshalb für unvertretbar. &bdquo;Das gilt auch dann, wenn die Anlagen, wie vom Unternehmen behauptet, tatsächlich nur auf Kalamitätsflächen entstehen würden, also auf bereits stark geschädigten Waldflächen“, sagt Otte. &bdquo;In zehn Jahren sieht eine Fläche, die heute stark durch Trockenheit, Stürme oder Borkenkäfer beschädigt ist, anders aus, weil sie sich weiter entwickelt. Hier wird zu kurzfristig gedacht. Nachdem Orkan Kyrill den Wald in OWL vielerorts schwer beschädigt ist doch auch niemand auf die Idee gekommen, die beschädigten Waldflächen im großen Stil umzuwandeln.“ Eingriffe in Natur, Landschaftsbild, Kulturlandschaft und Wanderregion befürchtet Der Teutoburger Wald hat nach Angaben Ottes angesichts des massiven Artensterbens eine herausragende Bedeutung für den Schutz und die Entwicklung von Lebensräumen. &bdquo;Die geplanten Windenergieanlagen sind unerträglich für den Standort Gauseköte und den Teutoburger Wald.“ Zudem würde ein Windpark Gauseköte nach Angaben Ottes einen massiven Eingriff in das intakte Landschaftsbild, die historische Kulturlandschaft und das ausgezeichnete Wegesysteme der Qualitätswanderregion bedeutet. &bdquo;Die Waldgesellschaft vor Ort, für OWL und NRW ausmachende Einmaligkeit der Biodiversität mit seinen schützenswerten Tieren, Pflanzen und dem die Grundlage bildenden vorhandenen Mischwald mit seinen einmaligen Ruheräumen für Mensch und Tier muss unbeeinträchtigt erhalten bleiben.“ Netzbetreiber Westfalen Weser Energie steigt in den Ausbau der Windenergie ein Trotz der befürchteten Schäden durch Windenergie im Wald rechnet der Naturschützer mit weiteren Anlagen in OWL. &bdquo;Wir befürchten einen Flächenbrand, weil die ökonomischen Interessen überwiegen“, sagt Otte auch mit Verweis auf die Ausweitung des Geschäfts des Paderborner Netzbetreibers Westfalen Weser Energie. Das Unternehmen steigt über eine neue strategische Partnerschaft massiv in den Ausbau der Windenergie ein. Aktuell sind etwa 120 Windräder geplant – mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro. Westfalen Weser wird ausschließlich durch kommunale Anteilseigner getragen, sie alle dürfen auf die Renditen aus der Windkraft hoffen. Welchen Ertrag erwartet wird, gibt das Unternehmen bislang nicht preis. Aus der Branche heißt es jedoch, dass Anlagen der geplanten Größe pro Jahr etwa 1,1 Millionen Euro an Umsatz erwirtschaften können. Kommunen können seit 2023 einfacher neue Flächen für Windenergie ausweisen Seit 2023 haben Kommunen in NRW nach Angaben des Wirtschaftsministeriums unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, zusätzliche Flächen für Windenergie auszuweisen. Möglich sei das mit dem neuen Instrument der Positivplanung, die eine Ausweisung weiterer Flächen für Windenergie ermögliche, ohne dass die Pläne auf Ebene der Bezirksregierungen geändert werden müssten. &bdquo;Die neuen Regeln werden zu deutlich mehr Windenergie im Wald führen, weil damit sehr viel Geld verdient werden kann“, sagt Otte. &bdquo;Das ist eine gefährliche Entwicklung für den Naturschutz in OWL.“

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