Neubau in Werther: Alte Tischlerei wird für moderne Wohnungen abgerissen

Werther. Neue Wohnungen in zentraler Innenstadtlage – die sollen schon bald entstehen. Der Kölner Architekt Andreas Dittrich stellte am Dienstagabend im Bauausschuss die entsprechenden Pläne vor. In Zeiten von täglich zunehmender Flächenversiegelung ist Nachverdichtung in der City ein Traum für die meisten Kommunalpolitiker und -politikerinnen. Und so zeigten sie sich höchst zufrieden mit den Ideen. &bdquo;Die Familie Funke hat das Gebäude an der Gartenstraße 9 vor zwei Jahren erworben und uns gefragt, was man wohl daraus machen könnte“, sagte Dittrich. Das Anwesen sei stadtbildprägend so Dittrich. Nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen der exponierten Lage zwischen Engerstraße und Ravensberger Straße. In dem über 100 Jahre alten Gebäude war bis zuletzt die Tischlerei Hüttemann ansässig. Gerhard Hüttemann hatte 1972 seine Tischlerlehre in dem Betrieb begonnen. &bdquo;Damals war es noch die Tischlerei Kronsbein, die, so weit ich weiß, schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts in dem Gebäude ansässig war“, berichtet Gerhard Hüttemann dem HK. Über 50 Jahre war Gerhard Hüttemann in dem Betrieb 1988 machte Hüttemann seinen Meister und übernahm mit seinem Kollegen zusammen seinen früheren Ausbildungsbetrieb, der dann einige Jahre unter Hüttemann und Seidel firmierte. Als sein Kompagnon verstarb, führte Gerhard Hüttemann den Betrieb bis zum Renteneintritt alleine weiter. Am 1. Juli 2023 schloss der Tischler für immer die Tür zu seiner Werkstatt. &bdquo;Ich mache jetzt nur noch kleinere Sachen und das, was mir Spaß macht“, sagt Gerhard Hüttemann. &bdquo;Ich bin zufrieden so.“ Der Wunsch, das Gebäude zu erhalten, sei da gewesen, sagt Architekt Andreas Dittrich. &bdquo;Die Schreinerei ist zwar pittoresk, aber nicht haltbar. Und das Wohnhaus ist nicht fit zu machen für die Zukunft.“ Dafür sei es auch viel zu kleinteilig. &bdquo;Zukunftsorientiert geht nur im Neubau“ So habe man sich nach eingehender Prüfung schweren Herzens entschlossen, den Bestand ad acta zu legen, bedauerte der Architekt. Das bedeutet, das alte Gebäude wird abgerissen. Auch Investor Markus Funke, der als Zuschauer der Sitzung beiwohnte, beteuerte: &bdquo;Bestand war ein großes Thema, aber zukunftsorientiert geht nur im Neubau.“ Lesen Sie auch: Spannende Idee für frühere Tischlerei in Werther Allerdings soll der Neubau optisch an das bisherige Gebäude angelehnt werden. Wie bisher auch, sollen zwei getrennte Gebäudeteile entstehen, die durch einen Zwischenbau, den der Architekt Fuge nannte, miteinander verbunden sind. Auch über Satteldächer sollen die zwei Häuser verfügen. Ebenso wie der Vorgängerbau über zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Zwar wird keine Tischlerei mehr an der Gartenstraße einziehen, aber eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe soll es wieder geben. &bdquo;Gewerbe tut dem Standort gut“, ist Andreas Dittrich überzeugt. So sind im Erdgeschoss zwei Gewerbeeinheiten von jeweils rund 114 Quadratmetern Größe geplant. Bodentiefe Fenster und die Ausrichtung zur Engerstraße sollen den Firmen genügend Aufmerksamkeit verschaffen. Mülltonnen an der Straße sind keine Option in Werther Laut Grundriss sind Büroräume geplant. &bdquo;Aber die Wände können flexibel gestaltet werden und man muss natürlich auch erst mal schauen, wer als Mieter Interesse daran hat“, sagte Andreas Dittrich. Fest geplant sind hingegen schon die Grundrisse der sieben Wohnungen, die in den beiden Obergeschossen entstehen sollen. Insgesamt 507 Quadratmeter Wohnfläche stehen zur Verfügung. Geplant sind sieben Drei- und Vierzimmerwohnungen zwischen 58 und 107 Quadratmetern. Bis auf eine verfügen alle über Loggia oder Terrasse. Die sogenannte Fuge zwischen den beiden Häusern dient als Treppenhaus. Von dort aus geht es auch zum Abstellraum für Fahrräder sowie zu Lagerräumen für vier der Wohnungen und zu einem Müllraum. &bdquo;Wir haben dafür natürlich viel kostbare Erdgeschossfläche geopfert“, so Andreas Dittrich. Aber die Mülltonnen in den öffentlichen Raum zu stellen, sei keine Option. Ebenso müsse man den Hausbewohnern sicheren Abstellplatz für die teils teuren Räder bieten. Ausnahmen von der Sperre sind immer möglich Als Sahnehäubchen, vor allem aus Sicht der Grünen-Politikerinnen und -Politiker, haben die Planer auch die riesige Eiche, die auf dem Grundstück steht, mit im Blick gehabt und deren Erhalt sichergestellt. So gab es denn auch aus Sicht der Politik wenig zu kritisieren, und sie erteilte gerne das gemeindliche Einvernehmen für eine Ausnahme von der Veränderungssperre. Die gilt eigentlich seit Ende Mai für den Geltungsbereich des Bebauungsplans &bdquo;Stadtkernbereich, nördlich der Ravensberger Straße“. Der sperrige Begriff und das, was er beschreibt, hatten in jüngster Zeit bei zwei sehr umstrittenen Bauprojekten in der Innenstadt eine große Rolle gespielt. Damit der Eigentümer des ehemaligen H.W.-Meyer-Gebäudes dort nicht ohne Weiteres die Pläne für einen Lidl umsetzen kann und der Stadtrat genügend Zeit hat, dort einen Bebauungsplan aufzustellen, war die zeitlich befristete Veränderungssperre in dem Gebiet erlassen worden. Das gleiche Werkzeug nutzte die Politik für ein Grundstück auf der Mühlenwiese, die nach Wunsch der Stadt als Erholungsfläche unbebaut bleiben soll, sodass die Bauvoranfrage, die die Eigentümerin des Grundstücks gestellt hatte, abgelehnt wurde. An dem Beispiel Gartenstraße sehe man, &bdquo;da, wo wir etwas gut finden, können wir auch schnell Ausnahmen von der Veränderungssperre beschließen“, sagte Bürgermeister Veith Lemmen mit Augenzwinkern.

Meistgelesen

Investor will Supermarkt in Werther bauen - die Stadt ist dagegen

Lebenswerk in Werther: Architekt Heining hinterlässt markante Spuren

Lidl-Pläne in Werther: Das sagt der Investor zu den Gesprächen

Zukunftsvision: Spannende Idee für frühere Tischlerei in Werther

Haller feiern mit viel Nostalgie: Klassentreffen in Party-Keller-Manier Ehemalige der Eulenschule aus Halle haben ihr Wiedersehen gefeiert. Vor 45 Jahren erhielten sie die Mittlere Reife. 50 der einst 160 Mitschüler kamen zum Feiern nach Werther.

Abendmarkt in Werther feiert Rekord-Besuch: „Das ist sensationell“ Mehr als 1.000 Besucher sind...