Weg mit den Waschbären, aber wie? Hitzige Diskussionen in Werther

Werther. Die Waschbären haben es schon, manch ein Mitglied im Umweltausschuss hätte es sich vermutlich gewünscht: ein dickes Fell. Über eine Stunde lang diskutieren die Politiker am Montagabend über die invasiven Kleinbären, die sich in Werther rasant ausbreiten. Was aber gegen sie tun? Wie? Und wer eigentlich? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Wie berichtet hatte Dirk Schröer für die UWG-Fraktion den Antrag gestellt, das Thema auf die Agenda zu nehmen und zu schauen, welche Möglichkeiten die Stadt hat, aktiv zu werden. Über einen Runden Tisch mit den Jagdgenossenschaften und andere Fachleuten zum Beispiel, und über Informationen auf der Homepage der Stadt. &bdquo;Anders als in Bielefeld dürfen wir den Bürgerinnen und Bürgern nicht das Gefühl geben, wir würden uns nicht kümmern“, sagte Schröer. Genau das &bdquo;Kümmern“ wird an diesem Abend das große Problem. Es entspinnt sich eine lange Debatte darüber, ob die Stadt eigentlich für die Waschbären zuständig ist oder nicht. Forderung nach konzertierter Aktion über Werther hinaus In einer Sache sind die Politiker einig: &bdquo;Waschbären sind eine invasive Art, gegen die wir etwas unternehmen müssen“, sagt Hannes Dicke-Wentrup als Ratsherr der Freien und Werthers Hegeringleiter. Unterstützung findet er in Gert Klages (SPD): &bdquo; Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, brauchen wir eine konzertierte Aktion aller Städte und Gemeinden im Kreis Gütersloh, nicht nur hier in Werther. Sonst kriegen wir das Problem nicht in den Griff.“ Bestenfalls, so sein Ratschlag, würde die UWG ihren Antrag auch im Kreis stellen. Wie rasant sich die Waschbären ausbreiten, schildert Dirk Schröer, selbst Jäger. Auf fünf gefangene Füchse und fünf Marder kämen inzwischen 40 Waschbären. Dicke-Wentrup schildert, dass der Hegering rund ein Dutzend Betonfallen und noch einmal so viele Metallfallen einsetzt, um die Waschbären zu fangen. &bdquo;Wir haben die Population einigermaßen im Griff, weil wir die Tiere bejagen. Würden wir dies nicht tun, würden sie sich exponentiell ausbreiten.“ Je mehr man die Waschbären bejagt, desto mehr vermehren sie sich &bdquo;Denn der Waschbär schlägt zurück“, nennt Wolfgang Böhm (WDGA) das Dilemma mit den Waschbären: &bdquo;Desto mehr man sie bejagt, desto mehr vermehren sie sich. Wie kriegen wir das aufgelöst?“ Vielleicht über einen Vorschlag von Bürgermeister Veith Lemmen? Er wirbt an diesem Abend: &bdquo;Lasst uns so frühzeitig wie möglich Gedanken darüber machen, was wir tun können - bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.“ Was eigentlich im Sinn von Antragsteller Dirk Schröer wäre, würde er nicht zwei Sätze später formulieren, dass Werther im Grunde gar nicht zuständig sei. Vielmehr müsse der Kreis die Sache koordinieren, er habe die Expertise. Zum Thema: Dieser Versmolder baut seine eigene Waschbärenfalle Thorsten Schmolke, Ratsherr in Werther und für die Grünen im Kreistag, pflichtet ihm bei: Waschbären seien eine invasive Art, entsprechend sei der Kreis für ihre Abwehr zuständig. Ohnehin frage er sich, worin der Mehrwert besteht, wenn sich die Stadt an einem Runden Tisch beteiligt. &bdquo;Bringt uns das wirklich weiter?“ Über vieles wird an diesem Abend diskutiert, viele Fragen bleiben offen: Zuständigkeiten Die Frage, wer am Ende zuständig für die Waschbären ist, lässt sich nicht final auflösen. Für Veith Lemmen ist die Sache klar: &bdquo;Waschbären sind Kreisbären. Sie sind eine invasive Art, entsprechend ist der Kreis Gütersloh zuständig.“ Er verweist auf die Stelle des Marderbeauftragten beim Kreis, der auch für Waschbären zuständig ist. Antragsteller Dirk Schröer sieht die Sache ganz anders: &bdquo;Der Waschbär unterliegt dem Jagdrecht, also den örtlichen Jagdgenossenschaften.“ Fallen stellen Hannes Dicke-Wentrup betont, dass Fallen die einzige Möglichkeit darstellen, die nachtaktiven Tiere zu bejagen. &bdquo;Tagsüber sieht man sie gar nicht.“ Die Fallenjagd habe allerdings ihre Tücken. &bdquo;Im Außenbereich ist es einfach, in der Stadt schwierig. Oft finge man fünf Katzen, bevor ein Waschbär in die Falle geht. &bdquo;Und wenn die Katze weiß, dass es in der Falle Futter gibt, und sie am nächsten Tag wieder freigelassen wird, kommt sie gerne wieder.“ Am schlimmsten nennt Dicke-Wentrup die Anfeindungen gegenüber den Jägern. &bdquo;Ständig muss man sich anhören, wir wollten die Tiere nur zum Spaß umbringen. Das ist nicht so“, sagt der Hegeringleiter. Bei den Waschbären handele es sich um Prädatoren, die andere Arten wie Rebhühner einfach auslöschen. &bdquo;Aber was kann man tun, wenn jemand Waschbären so süß findet, dass er sie am liebsten mit der Flasche füttern würde?“ Ärgerlich sei auch die viele Zeit, die die Fallenjagd mit sich bringt. &bdquo;Und die wir ehrenamtlich tun“, stellt Dicke-Wentrup klar. Alle Fallen hätten Fallenmelder, wenn sie auslösen, müsse man hinfahren. Ohnehin sei man verpflichtet, die Fallen zweimal täglich zu kontrollieren. &bdquo;Bei acht aktiven Fallen braucht man ungefähr zwei Stunden. Und da hast du noch keinen Waschbären gefangen. Die Zeit kommt noch oben drauf.“ Leider werde auch ganz häufig an den Fallen &bdquo;herumgedamelt“, beklagt Dicke-Wentrup. &bdquo;Wenn Kinder jeden Tag die Falle zumachen, verliert man schnell die Lust, sich zu kümmern.“ Die Fallen selbst Waschbärfallen sind teuer. Dicke-Wentrup rechnet vor, dass eine knapp zwei Meter lange, geschlossene und abgedunkelte Falle im günstigsten Fall 350 Euro plus einem Fangmelder für noch einmal 130 bis 200 Euro kostet. Billige Drahtfallen seien in Deutschland nicht erlaubt. Dirk Schröer hält Fallen aus Beton, wie sie auch in Werther eingesetzt werden, für die bessere Alternative. Sie kosteten allerdings um die 1.000 Euro pro Stück. Größte Sorgen &bdquo;Wenn sich Waschbären noch weiter ausbreiten, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir schützenswerte Arten wie Boden- oder Wiesenbrüter bei uns nicht mehr sehen“, warnt Gert Klages. Die Entscheidung Zur Überraschung nahezu aller Fraktionen und der Verwaltung zieht Dirk Schöer am Ende seinen Antrag zurück. Eine Begründung gibt er nicht, eine Abstimmung findet entsprechend nicht statt. Was nun passiert Trotzdem wird die Stadt zeitnah auf ihrer Homepage alles Wissenswerte zum Thema Waschbären für die Bürgerinnen und Bürger zusammentragen - genau wie alle übrigen kreisangehörigen Städte und Gemeinden, kündigt der Bürgermeister an. Einfachste Tipps Eine erste Sammlung im Ausschuss gibt rudimentäre Ratschläge, um Waschbären nicht noch anzulocken: Keinen Müll rumliegen lassen und ihn sicher in festen Tonnen unterbringen, Vögel nur in Notzeiten und nicht ganzjährig füttern, kein sonstiges Futter frei zugänglich machen, Häuser, Gartenlauben und andere Unterschlupfe absichern und den Waschbären so keine attraktiven Verstecke bieten. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Kommentar: Es wäre mehr drin gewesen &bdquo;Zwei Dinge wollte die UWG mit ihrem Antrag erreichen: Das Problem der &bdquo;Waschbären-Invasion“ in den Mittelpunkt der Diskussionen zu rücken. Und den Bürgerinnen und Bürgern nicht &bdquo;wie in Bielefeld“ den Eindruck zu vermitteln, die Stadtverwaltung würde sie mit dem Problem allein lassen. Stattdessen dreht sich am Montag der größte Teil der Debatte darum, wer eigentlich beim Thema Waschbären zuständig ist. Das ist für die Menschen aus Werther, die ein Problem mit den vierbeinigen Invasoren haben, wenig hilfreich. Es wäre ein Leichtes gewesen, dem Antrag auf Einrichten eines Runden Tisches zuzustimmen und vor Ort eine Diskussionsplattform zu installieren – auch ohne ausdrückliche Expertise seitens der Verwaltung. Ein paar Seiten Infos auf die städtische Homepage zu stellen ist da zu wenig. Es wäre mehr drin gewesen“

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