Wertheraner kämpft für Bielefelds markante Terrains seit fünf Jahrzehnten

Werther/Bielefeld. Wertheraner, die sich ehrenamtlich engagieren, gibt es zum Glück viele. Doch nur wenige werden für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Fotograf Vincent Böckstiegel, Altbürgermeister Heinrich Venghaus, AWO-Ortsvereinschefin Christel Becker oder CVJM-Hausvater Wilfried Sahrhage ist diese Ehre zu Teil geworden. Nun reiht sich ein weiterer Name in die illustre Gesellschaft ein: Prof. Dr. Tilman Rhode-Jüchtern. Der emerierte Professor für Geografiedidaktik wurde am Donnerstag mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet - allerdings nicht, wie es üblich ist, im Rathaus seines Heimatortes, sondern im altehrwürdigen Saal des Bielefelder Rathauses. Ein Novum für alle Beteiligten. Seit 15 Jahren ist Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen im Amt, aber das habe er auch noch nicht erlebt, sagt er gleich zu Beginn seiner Laudatio auf den Geehrten. Eine Ordensverleihung sei immer ein besonderer Anlass. &bdquo;Das sehen Sie daran, dass ich sogar meine Amtskette trage.“ Aber dieses Mal sei es etwas ganz besonderes, denn gleich zwei Bürgermeister seien gekommen, um Tilman Rhode-Jüchtern zu ehren, sagt Clausen mit Verweis auf Werthers Bürgermeister Veith Lemmen, der neben ihm steht. Lesen Sie auch: Beeindruckendes Vorbild: Was wir von dieser Steinhagenerin lernen können Zum ersten Mal mit zwei Bürgermeistern &bdquo;Sie schaffen es, staatliche Organe miteinander ins Gespräch zu bringen“, so Clausen, und dies sei eine Fähigkeit, die Tilman Rhode-Jüchtern auch in seinem Ehrenamt einbringe. Denn da der 78-Jährige zwar in Werther wohne, jedoch in Bielefeld geboren sei und dort auch ehrenamtlich aktiv ist, hatte er sich gewünscht, den Orden auch eben in dieser Stadt entgegenzunehmen. Das hatte es noch nie gegeben und sorgte nicht nur dafür, dass die beiden Bürgermeister in dieser Sache miteinander telefonierten, sondern auch die Bezirksregierung mit einbezogen wurde und am Ende sogar die Düsseldorfer Staatskanzlei involviert war und ihren Segen dafür gab. Werthers Stadtoberhaupt Veith Lemmen räumt ein, dass der Wertheraner Ratssaal zwar über einen echten Böckstiegel verfüge, aber vom Ambiente her doch nicht wirklich mit den historischen Bielefelder Räumen mithalten könne. Und so erleben die rund 30 Gäste plus ein Hund, die das Ehepaar Rhode-Jüchtern an dem großen Tag begleiten, eben eine ganz besondere Zeremonie. Sein Einsatz hat Bielefeld geprägt Seit knapp 50 Jahren engagiert sich Tilman Rhode-Jüchtern für den Natur- und Umweltschutz. 1974 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Pro Grün e. V. in Bielefeld und ist seit 1977 dessen Vorsitzender, zeichnet Pit Clausen stichwortartig das Engagement des Wertheraners nach. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK In seiner Funktion habe er mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern unter anderem den Abriss der Alten Ravensberger Spinnerei verhindert, für den Erhalt der Johannisbachaue gekämpft, die Renaturierung der Lutter ermöglicht, sich für den Erhalt der Platanenallee vor dem Finanzamt eingesetzt, so wie für die Windelschen Rieselfelder und den Rückbau der Stapenhorststraße unterstützt. Auch der Verein Pro Lutter, der für die Offenlegung der Lutter verantwortlich zeichnet, wurde auf Anregung von Tilman Rhode-Jüchtern gegründet. Zudem war er zwölf Jahre lang Vorsitzender des damaligen Landschaftsbeirates. Bei der Aufzählung all dieser Erfolge sei er ins Nachdenken gekommen, sagt Werthers Bürgermeister Veith Lemmen. Denn in Zeiten, in denen die Demokratie angegriffen werde, sei der Verein Pro Grün ein gutes Beispiel für den demokratischen Diskurs. &bdquo;Da verhindern Bürger etwas, wo politische Mehrheiten anderer Meinung sind. Und trotz dieses politischen Ringens sagt die Stadt nicht: &bdquo;Da macht jemand nicht das, was wir wollen“, sondern er wird mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.“ Dies sei ein gutes Beispiel für Demokratie. Ehepaar Rhode-Jüchtern bringt sich in Werther ein Dazu gehöre auch, dass sich Bürgerinnen und Bürger einsetzten. &bdquo;Es gibt Leute, die können einfach nicht anders - zum Glück“, sagt Veith Lemmen, denn auch Werther profitiert von Tilman Rhode-Jüchtern und seiner Frau Anne-Christine, die als sachkundige Bürgerin der SPD-Fraktion im Stadtrat angehört. Der Anstoß der Wertheraner Kulturwochen kam von dem Ehepaar genauso wie der für den Feierabendmarkt. Nach der Corona-Pandemie entwickelten sie ein Projekt mit Schülern, und auch ihren eigenen Garten öffneten sie regelmäßig für Jazzkonzerte. &bdquo;Es ist die Pflicht der Bürger, das zu tun, was sie gut können“, sagt Tilman Rhode-Jüchtern, als er als letzter Redner an diesem Vormittag zu Wort kommt. &bdquo;Von Kultur über Altenpflege und Hospizarbeit bis zur Tafel - es wird nicht gemacht, wenn die Bürger sich nicht einbringen.“ Und auch in die Politik sollten sich die Bürger einmischen. Und das tue er mit seinem Verein. Es gebe viele Beispiele in Bielefeld, an denen man sehen könne: Das hat sich gelohnt. Aber man brauche dafür ein Netzwerk an Akteuren. So wie bei Pro Grün. &bdquo;Wir können alle verschiedene Dinge“, sagt Tilman Rhode-Jüchtern und zitiert dann den Bielefelder Unternehmer Dr. Wolfgang Böllhoff: &bdquo;Wer Pro Grün kennt, weiß, die bleiben dran.“

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