Reiterhof-Skandal in Werther: Pferde-Platz wurde tatsächlich illegal gebaut

Werther. Umweltschützer erwirkten anfangs des Monats einen Baustopp auf einer Reitanlage am Rande Werthers. Zum Anwesen nahe dem Kirchdornberger Friedhof gehören ein alter Fachwerkkotten, eine große Reithalle und etwa ein Hektar Fläche. Mehrere Bagger, Radlader und andere schwere Geräte bauten die Anlage im großen Stil um. Viele große Bäume fielen dem Vorhaben bereits zum Opfer, erhebliche Erdbewegungen wurden durchgeführt, die Reithalle erneuert. Nach Auskunft von Anwohnern sollen dort schon seit Jahren Arbeiten laufen. Nachdem sich Anwohner an die Naturschützer gewandt hatten, meldete der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Bauarbeiten der Genehmigungsbehörde, dem Kreis Gütersloh. Der bestätigte die Vermutung der BUND-Sprecherin Birgit Lutzer, dass die Arbeiten teils nicht zulässig sind. Vor-Ort-Termin soll Klärung bringen Ein Vor-Ort-Termin am Bergkamp, bei der die Zuständigen der Kreisverwaltung mit der Bauherrin - einer Unternehmerin aus Leopoldshöhe - über offenbar fehlende Genehmigungen sprechen wollten, fand am 8. August statt. Nun gab der Kreis dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ auf Anfrage Auskunft, welche Arbeiten tatsächlich illegal durchgeführt wurden und was die Bauherrin zu befürchten hat. Zum ursprünglichen Bestand der Anlage gehören demnach die 50 Meter lange Reithalle mit Pferdeboxen sowie ein Reitplatz. Beides wurde bereits 1971 genehmigt und Anfang der 1970er Jahre gebaut. 1999 folgte dann - ganz zulässig - der Anbau von vier weiteren Pferdeboxen. Die Flächen rund um die Reithalle verzeichnet das Bauamt des Kreises als &bdquo;bewaldetes und bewachsenes, naturnahes Grundstück mit Auen und Biotopbesatz“, wie es Behördensprecherin Isabelle Gruschke beschreibt. Vor allem bei diesen Außenanlagen sieht der Kreis nun Verstöße. Pferde-Reitplatz ist so nicht zulässig Denn: &bdquo;Die genehmigten Gebäude genießen Bestandsschutz“, erläutert Gruschke. Der Bestandsschutz für den Reitplatz hingegen sei &bdquo;untergegangen“. Dank der noch gültigen Genehmigung für die Reithalle seien die vorgenommenen Arbeiten - zum Beispiel ein Anstrich oder ein neues Dach - genehmigungsfrei. Alles soweit in Ordnung. Schwieriger wird es bei den umfänglichen Erdarbeiten. &bdquo;Baugenehmigungspflichtige Arbeiten, für die keine Genehmigung vorliegt, sind die Errichtung von Stützwänden und Geländeanfüllungen größer 400 Quadratmeter und zwei Meter Höhe“, erläutert die Sprecherin auf Anfrage formell. Sprich: Der große Reitplatz direkt an der Halle, der unter Einsatz schwerer Maschinen entstehen sollte, ist so nicht mehr zulässig. Verstöße gegen den Landschaftsplan Osning Schwere Betonelemente - teils bereits verbaut, andere lagern noch auf dem verschlossenen Grundstück - sollten die großen, künstlich geschaffenen Höhenunterschiede auffangen. Hunderte Kubikmeter Boden wurden bewegt. Der konkrete amtliche Vorwurf: &bdquo;Veränderungen der Geländestruktur“ und &bdquo;ungenehmigter Eintrag von Baumaterialien in den Boden“. Die Kritik reicht noch weiter. &bdquo;Sämtliche Baumaßnahmen im Außenbereich sind nicht mit der Unteren Naturschutzbehörde oder ähnlichen abgestimmt“, so Gruschke. Daraus folgten klare Verfehlungen. Unter anderem sehe ihre Behörde &bdquo;Verstöße gegen den Landschaftsplan Osning durch Eingriffe in Natur- und Landschaft.“ Kettensäge gegen jahrhundertealte Eichen Genauer: &bdquo;Das Verfüllen eines Teiches“, der als geschütztes Biotop eingetragen war, &bdquo;sowie Teilen der Klosterbachaue.“ Dazu käme das Fällen von Gehölzen. Nachbarn - die namentlich nicht genannt werden wollen - berichteten im Gespräch mit unserer Zeitung unter anderem von jahrhundertealte Eichen, die der Kettensäge zum Opfer gefallen seien. Nachdem nun die Liste der Missstände steht, muss geklärt werden, wie es weitergeht. Es gehe nun in die Absprachen zwischen den Fachbehörden, erläutert die Behördensprecherin. Dabei erfolge natürlich auch die &bdquo;Abstimmung der erforderlichen Maßnahmen zum Rückbau beziehungsweise der Wiederherstellung des Geländes“. Außerdem solle geprüft werden, ob &bdquo;ordnungsbehördliche Maßnahmen“ gerechtfertigt sind. Ob der Reitplatz tatsächlich zurückversetzt werden muss in naturnahes Gelände, kann die Behörde jetzt noch nicht abschließend einschätzen. Genauso will Isabelle Gruschke noch keine Aussage zur Höhe etwaiger Bußgeldzahlungen machen. Parallelen zur Hagedorn-Ranch? Eine Frage, mit der sich die Behörde ebenfalls auseinandersetzt, ist die, ob es sich bei der Wertheraner Reitanlage um einen landwirtschaftlichen Betrieb oder eine Sportanlage handelt. Schon bei der umstrittenen Hagedorn-Riding-Ranch in Bielefeld war diese Frage entscheidend. Nur weil der Reiterhof als Landwirtschaft angemeldet werden sollte, hatte er im Außenbereich eine Baugenehmigung gekommen. Diese war später - auf Klage des BUND hin - gekippt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Zurück nach Werther. &bdquo;Bisher konnte der Nachweis eines landwirtschaftlichen Betriebes nicht erbracht werden. Inwiefern Erweiterungen in geringem Umfang für eine Hobby-Pferdehaltung planungsrechtlich genehmigungsfähig sind, wäre zu prüfen“, erläutert die Gütersloher Kreis-Sprecherin. &bdquo;Die Umweltbehörde zieht allerdings zum aktuellen Zeitpunkt in Zweifel, ob eine Befreiung von Landschaftsplan für eine Hobby-Pferdehaltung in Aussicht gestellt werden kann.“ Versuche dieser Zeitung, schriftlich und mündlich mit der uns bekannten Eigentümerin der Anlage in Kontakt zu treten, waren nicht erfolgreich. Deshalb verzichten wir auf die Namensnennung.

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