TV-Doku zeigt katastrophale Zustände beim Glasfaserausbau in Werther

+++UPDATE+++ Die Reportage über die katastrophalen Arbeitsbedingungen beim deutschlandweiten Glasfaser-Ausbau ist jetzt online in der ARD-Mediathek abrufbar. In dem aktuellen Beitrag von &bdquo;Report Mainz“ werden unter anderem ein Arbeiter und zwei Zeugen aus Werther interviewt. Sabine Runde und Reinhard Kreft erinnern sich, dass die Arbeiter bei den heißen Temperaturen oft um Wasser gebettelt haben. Reinhard Kreft spricht von Ausbeutung. Gyula Molnár, der in Werther Glasfaser verlegt hat, berichtet, wie er bespuckt, geschlagen und rausgeworfen wurde. Die Hintergründe zum Thema lesen Sie in diesem Artikel vom 25. Januar 2024: Werther. Der Ärger um den Glasfaserausbau und die teils unhaltbaren Zustände für die Arbeiter auf der Baustelle rücken Werther möglicherweise in den Fokus einer überregionalen Berichterstattung. Offenbar laufen aktuell Recherchen der ARD, was den Breitbandausbau in Deutschland und die Arbeitsbedingungen auf solchen Baustellen angeht. Hier könnte auch die Böckstiegelstadt eine Rolle spielen. Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ fragte in der Sache noch einmal bei Bürgermeister Veith Lemmen nach. Denn durch einen Subunternehmer war es wie berichtet im Juli 2022 auch in Werther zu Verstößen gegen den Arbeitsschutz gekommen. Damals mussten die Männer, die meist aus Osteuropa kamen und kein Wort Deutsch sprachen, bei sengender Hitze und mehr als 30 Grad ohne Sonnenschutz und ausreichend Trinkwasser auf der Baustelle arbeiten. Diese befand sich im Sommer 2022 an der Schloßstraße. Ob es bereits vorher zu Verstößen gekommen war, lässt sich nur schwer nachhalten. Der Glasfaserausbau war bereits im Mai gestartet, &bdquo;allerdings haben wohl erst die heißen Temperaturen die Probleme offenkundig gemacht“, so Lemmen. Im Juli jedenfalls versorgten die Anwohnerinnen und Anwohner die Arbeiter schließlich mit Trinkwasser, die sich zuvor schon an außen liegenden Wasserhähnen zu helfen versucht hatten. Ähnliches schildern Bewohner an ganz anderer Stelle in Werther. Und auch, dass die Männer früh morgens zur Baustelle gebracht und erst spätabends wieder abgeholt wurden. Tiefbauunternehmer war offenkundig polizeibekannt Schon damals stellte sich die Frage, wer für die Bauaufsicht und den Arbeitsschutz auf den Baustellen zuständig war. Auftraggeber für den mit Millionen Euro geförderten Breitbandausbau war der Kreis Gütersloh, Auftragnehmer das Hamburger Unternehmen Greenfiber. Das wiederum hatte die Tiefbauarbeiten an einen Subunternehmer vergeben. Dieser war, wie sich erst später herausstellte, wegen verschiedener Delikte bereits mehrfach ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten. Bürgermeister Veith Lemmen erläutert jetzt gegenüber dem &bdquo;HK“, wie genau die Verwaltung nach Bekanntwerden der Missstände aktiv geworden war. Er stellt vorweg, dass die Stadt, obwohl sie mit zehn Prozent an den Kosten des Breitbandausbaus beteiligt ist, im Grunde nicht viel mit der Sache zu tun gehabt habe. Man habe die Aufträge nicht vergeben, sei nicht für die Bauaufsicht zuständig gewesen, &bdquo;trotzdem fühlten wir uns in irgendeiner Form verantwortlich. Schließlich fanden die Arbeiten hier bei uns in Werther statt“, so Lemmen. Schon deshalb sei ihm wichtig, dass auf den Baustellen immer alles akkurat ablaufe. Im Fall des Breitbandausbaus im Sommer 2022 war dies ganz sicher nicht der Fall. Etwa eine Handvoll Anrufe gingen zu Arbeitsschutzverstößen im Rathaus ein, meist von direkten Anliegern der Baustelle, so der Bürgermeister. Bürgermeister betont, man sei umgehend tätig geworden &bdquo;Wenn wir einen Hinweis erhalten haben, haben wir uns umgehend gekümmert“, versichert er. Indem man den Kreis Gütersloh und die Firma Greenfiber informiert habe. Darüber hinaus habe man auf einer Baustellenbesprechung darauf gedrungen, dass die Missstände umgehend abgestellt werden. &bdquo;Wir haben sogar zwei Kollegen raus zur Baustelle geschickt“, so Lemmen. Diese hätten vor Ort festgestellt, dass die Männer auch nicht die erforderlichen Arbeitsschuhe trugen und ihnen wohl auch kein Toilettenhäuschen zur Verfügung stand. &bdquo;Aber wir selbst konnten nichts machen. Wir als Stadt waren weder berechtigt, die Baustelle stillzulegen, noch durften wir sie überhaupt betreten“, schildert Lemmen die schwierigen rechtlichen Befugnisse. Entsprechend sei nur das sofortige Informieren der zuständigen Behörden und der Firma Greenfiber geblieben. Greenfiber seinerseits, so Lemmen, habe ein Ingenieurbüro mit der Bauaufsicht beauftragt. Dieses habe man im Juli noch einmal schriftlich darauf hingewiesen, dass die Missstände abzustellen seien. &bdquo;Wir haben auch mit einem Baustopp gedroht, sollten die Arbeiten nicht fachgerecht und so, wie es zuvor vertraglich vereinbart wurde, ausgeführt werden.“ Auch auf das Einhalten der gesetzlichen Arbeitszeiten und des Arbeitsschutzes habe man gedrungen. &bdquo;Denn auf Wertheraner Stadtgebiet müssen die Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten werden. Wenn nicht, müssen Verträge gekündigt werden“, so Lemmens Position. Gewalttaten passierten offenbar nicht in Werther Dass der Chef des Tiefbauunternehmens sogar mit körperlicher Gewalt auf seine Mitarbeiter losgegangen sein soll, um sie zur Arbeit zu bewegen, habe er erst viel später aus dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ erfahren. Weder von physischer Gewalt noch von Schwarzarbeit sei ihm, als das Unternehmen in Werther beschäftigt war, etwas bekannt gewesen. &bdquo;Offenkundig haben die Gewalttaten auch nicht in Werther stattgefunden“, sagt Lemmen. Und was sagt er zu einem möglichen Vorwurf, manche Städte würden Missstände wie diese billigend in Kauf nehmen, um beim dringend gewollten Glasfaserausbau möglichst schnell und kostengünstig voran zu kommen? Dem stellt sich Lemmen entschieden entgegen: &bdquo;Wir hatten in der Sache mit fünf übergeordneten Behörden Kontakt, außerdem mit drei weiteren Stellen“, sagt er. &bdquo;Und auch wenn man hinterher immer schlauer ist: Ich weiß nicht, wie wir schneller hätte reagieren können.“ Natürlich wolle er nicht verhehlen, dass bei der Vergabe solcher Projekte immer auch der Kostenfaktor eine Rolle spielt. &bdquo;Wenn wir es selbst zu entscheiden haben, sehen wir zu, dass wir das wirtschaftlichste und nicht das günstigste Angebot auswählen.“ Denn er wolle, dass die Arbeiten gut und fachgerecht ausgeführt werden und lange halten. Und selbstverständlich sämtliche Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten werden. Kreis hätte Bauaufsicht nicht gewährleisten können Am Ende habe Greenfiber dann offenkundig selbst einen Baustopp verfügt und das Vertragsverhältnis mit dem Tiefbauunternehmen gekündigt. Zwischen den ersten Hinweisen und dem Baustopp sowie dem Aufkündigen des Vertragsverhältnisses hätten wenige Wochen gelegen, so Lemmen. Der Kreis Gütersloh als Auftraggeber des Breitbandausbaus in Werther bezieht auf Anfrage ebenfalls Stellung zu den Missständen. So betont Sprecherin Beate Behlert, dass der Kreis zwar Auftraggeber war, aber nicht die Bauaufsicht trug. Die habe bei einem Ingenieurbüro gelegen, das wiederum von der Firma Greenfiber beauftragt worden war und die Bauleitung inne hatte. Für die Einhaltung von Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit habe Greenfiber sorgen müssen. &bdquo;Wir als Kreis können eine Aufsicht nicht gewährleisten. Das ist auch nicht unsere Rolle“, so Behlert. Stichpunktartige Kontrollen zum Arbeitsschutz, zu Schwarzarbeit oder ähnlichen Dingen würden der Berufsgenossenschaft oder dem Zoll obliegen. Als der Kreis Gütersloh von den Missständen in Werther erfahren habe, hätte Greenfiber bereits die Konsequenzen gezogen und dem Tiefbauunternehmen gekündigt. Greenfiber selbst sagt, dass man ein Generalunternehmen mit der Erstellung des Glasfasernetzes in Werther beauftragt habe. Dieses wiederum habe gezielt einzelne Gewerke vergeben - an Ingenieurbüros, Sicherheitskoordinatoren, Tiefbaufirmen, Glasfasermontagefirmen und Materiallieferanten. Greenfiber vertraute auf beauftragte Subunternehmen Die Überwachung der Arbeitssicherheit habe dem beauftragten Ingenieurbüro oblegen. &bdquo;Darüber hinaus erfolgte die unabhängige Überwachung des Arbeitsschutzes durch eine Sicherheitskoordination“, sagt Geschäftsführer Uwe Krabbe. Und bezieht auch zu den Missständen auf der Wertheraner Baustelle Stellung: &bdquo;Bei einer Tiefbaumaßnahme sind Schäden leider nicht vollständig zu vermeiden. Insbesondere dann nicht, wenn Leitungen nicht dort liegen, wo sie dokumentiert sind.“ Bei der Trassenlänge von vielen Kilometern Tiefbau seien die entstandenen Schäden aber verhältnismäßig gering und weit unterdurchschnittlich. &bdquo;Von massiven Schäden kann nicht gesprochen werden“, so Krabbe. Eher von &bdquo;erwartbaren und üblichen Vorkommnissen, die trotz sorgfältiger Beachtung der Leitungen anderer Versorger nicht zu vermeiden“ seien. Und weiter sagt Krabbe: &bdquo;Wenn Missstände auf der Baustelle durch die regelmäßige örtliche Bauaufsicht erkannt oder von Dritten gemeldet wurden, erfolgte stets eine unverzügliche Abstellung.“ Greenfiber sei ein Internetanbieter und vertraue bei der Erstellung der Glasfasernetze auf die beauftragten Baufirmen, Sicherheitskoordinatoren und Ingenieurbüros. Diese seien für die ordnungsgemäße Erledigung der Arbeiten verantwortlich. Der Baustopp, der am Ende gegen das beauftragte Tiefbauunternehmen ausgesprochen wurde, sei auf Anweisung der örtlichen Bauaufsicht erfolgt. Aktuell keine Beschwerden über Zustände auf Baustellen Bis heute ist der Glasfaserausbau in Werther übrigens noch nicht abgeschlossen. Wobei aktuell wegen der Witterung die Baustellen ruhen. Und auch wenn längst ein anderes Tiefbauunternehmen in Werther tätig ist: &bdquo;Unsere Leute sind regelmäßig im Stadtgebiet unterwegs und halten bei Baustellen die Augen offen - auch, wenn es nicht unsere eigenen sind“, betont Bürgermeister Veith Lemmen. Aktuell lägen glücklicherweise keine weiteren Probleme oder Beschwerden vor.

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