
Frau Ernst, wer ist der schwierigere Gegner oder die schwierigere Gegnerin: Mechthild Frentrup oder die Konkurrenz von SPD und Grünen?
Birgit Ernst:Innerparteilich wird es schon ein harter Kampf. Mechthild Frentrup ist eine tolle Kandidatin. Sie steht einem großen Ortsverband vor, hat viele Steinhagener sicherlich hinter sich. Das ist kein Selbstläufer. Ich gehe nicht rein und sage, das wird schon klappen. Da werden wir innerparteilich schon ein bisschen Wahlkampf machen müssen. Da ich noch gar nicht weiß, wer bei den anderen kandidieren wird, wird es sowieso erst einmal spannend, wer für die SPD den Hut aufhat und auch für die Grünen. Wenn man nach den Umfragen geht, wäre die SPD ja gar nicht so eine starke Konkurrenz. Aber das würde ich in den Wahlkreis nicht eins zu eins übertragen wollen.
Wen erwarten Sie denn auf der Gegenseite, wenn es mit Ihrer Kandidatur klappt?
Georg Fortmeier ist sicherlich raus. Wir hören immer mal wieder ein paar Namen bei der SPD. Ansonsten glaube ich, dass auch bei der SPD der eine oder andere aus der zweiten Reihe sagen kann, es ist eine gute Chance, sich aufstellen zu lassen. Bei den Grünen habe ich Thorsten Schmolke noch nicht gefragt, ob er noch einmal kandidieren will. Das fände ich aber ganz nett, wir kennen uns gut. Dann können wir wieder zusammen fahren, zu Wahlkampfveranstaltungen oder zum Wahlabend ins Kreishaus.
Was schätzen Sie an Mechthild Frentrup?
Sie ist unheimlich präzise. Sehr sorgfältig vorbereitet. Sehr ernsthaft und akribisch in Dingen, die sie angeht. Ich glaube auch, dass sie in Steinhagen als Fraktionsvorsitzende frischen Wind reinbringt. Wir verstehen uns gut. Die CDU kann sich glücklich schätzen, zwei gute Kandidatinnen zu haben.
Was unterscheidet Sie von Frau Frentrup?
Wir streben beide aus ganz persönlichen Gründen diese Wahl an. Das ist legitim und gut so. Wir kommen aus unterschiedlichen Richtungen und sind in der politischen Ausprägung ganz unterschiedlich. Frau Frentrup kommt aus dem landwirtschaftlichen, ich eher aus dem städtischen Bereich. Es ist eine wirkliche Wahl für die Parteimitglieder zwischen zwei unterschiedlichen Personen. Was mir hoffentlich den Vorteil bringt, ist tatsächlich die Tatsache, dass ich schon zwei Wahlkämpfe hinter mir habe. Der Landtagswahlkampf 2017 ist schon gut gelaufen. Der Europawahlkampf 2019 war noch einmal drei Schippen drauf. Das macht einen sicherer.
Die Niederlage 2017 gegen Herrn Fortmeier war sehr knapp. Ist diese Tatsache – falls sie aufgestellt werden – eher eine Belastung oder ein Grund zu sagen: „Jetzt erst recht"?
Eine Belastung ist es auf keinen Fall. Ich habe auch die Niederlage nicht als eine solche empfunden. Als ich angetreten bin, hat mir keiner zugetraut, dass die CDU im Nordkreis eine Rolle spielt. Als dann vier Wochen vor der Wahl die Stimmung im Land allgemein kippte, hat man auch innerhalb der CDU noch einmal alles in den Wahlkreis geschmissen. Insofern war es keine Niederlage, sondern es ist Ansporn, es beim nächsten Mal noch einmal gut zu machen. Ich glaube, wenn ich das Ergebnis wiederholen würde und sich die Ergebnisse bei SPD und Grünen etwas anders verteilen, ist der Wahlkreis machbar.
Wenn Sie in den Landtag gewählt werden, was würden Sie in NRW nach vorn bringen wollen?
Wie vor fünf Jahren sind Schule und Soziales immer noch meine Themen. Nun hat uns Corona an vielen Stellen aufgezeigt, wo es hapert. Deshalb bekommen diese Themen einen anderen Schwerpunkt. Wenn wir vor fünf Jahren über Schule geredet haben, haben wir über Lehrermangel und G8/G9 geredet. G8/G9 ist Geschichte. Lehrer sind eingestellt und zusätzliche Studienplätze geschaffen worden. Jetzt kommt die Digitalisierung mit rein. Und andere Unterrichtskonzepte. Wir müssen unsere Schulen nicht nur in der Hardware und Software fit machen. Wir müssen sie auch in der Ausbildung der Lehrer und der Verwaltung fit machen für Digitalisierung. Wir müssen uns überlegen, wie wir es langfristig gesichert bekommen, dass diese Verfahren sich verfestigen. Im Sozialen ist es ähnlich. Wir werden – zumindest auf dem Land – durch Corona andere Verwerfungen haben, als wir das vor fünf Jahren hatten.
Was noch?
Hinzu kommt, dass ich vermehrt bei Haushalt und Finanzen unterwegs bin. Einmal durch die kommunale Arbeit, aber auch weil im sozialen Bereich selten Politiker anzutreffen sind, die mit Finanzen umgehen können. Da ich es ja nun beruflich mitbringe, ist das etwas, bei dem die Leute sagen, Gott sei Dank haben wir mal eine, die auch auf die Zahlen schaut. Ich habe hier mehr Stimme als vorher.
Sehen Sie für den Kreis Gütersloh Nachholbedarf in Düsseldorf?
Wenn es etwa um Gesetze geht, wenn es um Förderprogramme geht, da bringen die Landtagsabgeordneten hier aus Düsseldorf genauso viel Fördergelder nach Hause, wie das der Rheinländer auch tut. Für den Wahlkreis hier können wir uns gar nicht beklagen. Da ist mit der Medizinischen Fakultät viel umgesetzt worden, was auch im Wahlprogramm der CDU eine große Rolle gespielt hat. Was ja auch ein großes Unterscheidungskriterium zur SPD-Politik des Landes war. Ina Scharrenbach macht einen sehr guten Job als Ministerin für Heimat und Bauen. Da ist vieles auf den Weg gebracht worden, wovon die umliegenden Kommunen hier sehr stark profitieren. Leider meine eigene nicht so sehr, wie ich es mir wünschen würde. Werther ist eher Schlusslicht im Wahlkreis. Wenn man sich aber die Bautätigkeiten in Steinhagen, Borgholzhausen oder Dornberg anschaut, sieht man, da fließt sehr viel Geld und Förderung mit rein. Wir können uns von daher über die letzten vier Jahre in unserem Wahlkreis nicht beschweren.
Was passiert in Werther, sollten Sie nach Düsseldorf gehen?
Das Feld in Werther ist gut bestellt. Ich habe in Ralf Eckelmann einen ganz hervorragenden Fraktionsvize. Er ist gut eingearbeitet, kann mich gut vertreten, vertritt mich auch schon. Ich mache mir in Werther gar keine Sorgen.
Wie würden Sie sich als Landtagsabgeordnete organisieren?
Normalerweise sind die Sitzungswochen von dienstags bis donnerstags. Man reist dann in der Regel montags an, weil dann schon erste Vorbesprechungen sind. Dienstags und mittwochs folgen die Ausschusssitzungen und donnerstags die Plenarsitzungen. Es ist zu weit, um zu fahren. Es muss sich einspielen. Aber die Kinder sind mittlerweile groß genug. Das Europaparlament wäre logistisch gesehen die größere Herausforderung gewesen. Aber das kann mich immer noch erwischen. Ich bin erste Nachrückerin, falls einer der Abgeordneten aus NRW ausfällt.
Das Interview führte Claus Meyer
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