
Frau Frentrup, Sie sind noch relativ frisch in der Politik. Was waren Ihre Beweggründe, sich in der CDU zu engagieren?
Dr. Mechthild Frentrup: Ich habe mich schon immer ehrenamtlich engagiert, im Reitverein und im Elternrat im Kindergarten. Erste Kontakte zur Politik gab es über den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband, in dem ich Mitglied bin. Zur Steinhagener CDU bin ich über Lars Steinmeier gekommen, meinen jetzigen Stellvertreter an der CDU-Fraktionsspitze. Er hat mich eingeladen, mitzumachen.
Dann ging alles ganz schnell. Drei Jahre später sind Sie Fraktionsvorsitzende in Steinhagen.
Ich bin zunächst als Sachkundige Bürgerin gestartet und habe sofort großen Rückhalt erfahren. Der damalige Fraktionsvorsitzende Herbert Mikoteit hat meine Entwicklung unterstützt. Ich erinnere mich an eine Situation, in der es um die Besetzung von Ausschüssen ging. Als ich ihm gesagt habe, dass ich im Bauausschuss mitarbeiten möchte, war er total überrascht. Andere Frauen würden lieber im Schul- oder Sozialausschuss mitarbeiten, meinte er. Das klingt vielleicht nach einem Klischee, war jedoch anerkennend gemeint. Ich habe Herbert Mikoteit stets als Förderer empfunden. Er hat mir das Signal gegeben: „Mechthild, du kannst mehr!" Das fand ich klasse, also habe ich mich im vergangenen Jahr mit großer Begeisterung in den Kommunalwahlkampf gestürzt. Mein Erfolg war ein Direktmandat für den Gemeinderat. Seit der Kommunalwahl leite ich die CDU-Ratsfraktion. Politische Verbindungen gab es bereits vor meiner Zeit bei der CDU. Seit 2015 bin ich Aufsichtsratsmitglied beim Deutschen Milchkontor, der größten deutschen Molkereigenossenschaft. Daraus hat sich ein agrarpolitisches Netzwerk bis nach Berlin entwickelt, von dem ich sehr profitiere.
Warum streben Sie bereits jetzt die Landespolitik an?
Jeder kann bei der Kandidatenaufstellung seinen Hut in den Ring werfen. Dieses offene Verfahren bei der CDU finde ich gut. Aus dem Steinhagener CDU-Verband kam das Signal: Mechthild ist die Richtige für Düsseldorf. Ich habe meine Familie um Rat gefragt – und mich zur Kandidatur entschlossen. Es ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für meine Themen.
Wie positionieren Sie sich gegen Ihre innerparteiliche Gegenkandidatin Birgit Ernst aus Werther?
Ich schätze Birgit Ernst sehr und nehme sie als kompetente Parteikollegin wahr. Gerade weil ich vergleichsweise frisch dabei bin, denke ich eher mal quer. Dank meines landwirtschaftlichen Backgrounds habe ich auf einige Bereiche eine andere Perspektive als sie. Das betrifft vor allem Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus möchte ich mich dafür einsetzen, dass die CDU stärker von jungen Leuten wahrgenommen wird. Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder liegt inzwischen bei 60 plus, und so könnten wir deren Lebens- und Politikerfahrung mit neuen Impulsen der Jugend verbinden.
Was schätzen Sie an Birgit Ernst?
Sie ist sehr ehrlich und geradlinig. Was sie sagt, das meint sie auch wirklich so. Sicherlich bringt sie einen enormen Erfahrungsschatz mit.
Gibt es so etwas wie einen innerparteilichen Wahlkampf?
Es geht viel mehr darum, sich in den nächsten Monaten den CDU-Mitgliedern im Wahlkreis 94 vorzustellen, zu dem neben dem Altkreis Halle die Bielefelder Bezirke Jöllenbeck und Dornberg gehören. Ich freue mich sehr auf den Blick über denTellerrand. Im Oktober und November werden wir dann – hoffentlich in Präsenz – Vorstellungsrunden durchführen, bevor die eigentliche Aufstellungsversammlung stattfindet. Jetzt steht aber erst einmal die Bundestagswahl im Fokus.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Ich rechne mir gute Chancen aus, denn genau deshalb bin ich angetreten. Und viele positive Rückmeldungen bestätigen mich. Davon unabhängig betrachte ich es als absolut luxuriöse Situation, dass wir hier im Nordkreis gleich zwei starke Frauen haben, die kandidieren. Am Ende entscheiden die Mitglieder, mit wem sie die Wahl gewinnen wollen.
Welche Themen würden Sie auf Landesebene in den Fokus nehmen?
Mir liegt die Landwirtschaft am Herzen. Und damit meine ich die ganze Wertschöpfungskette, die daran hängt, inklusive der vielen Arbeitsplätze beispielsweise in der Landtechnik und Ernährungswirtschaft. Daraus leiten sich andere Themen wie die Umwelt- und Klimapolitik ab. Das ist wichtig, damit wir einen Gegenpol zu den Grünen bilden. Denn nur mit deren ideologischen Ansätzen kommen wir nicht weit; wir müssen die Perspektive der Wirtschaft einbeziehen. Jede Klimaschutzmaßnahme muss sich einer Bewertung unterziehen und ihre Wirksamkeit mit Zahlen, Daten und Fakten unter Beweis stellen.
Weitere Themen?
Außerdem ist mir das Thema Bauen und Wohnen wichtig. Das sollte immer im Dreiklang gedacht werden – wirtschaftlich, sozialverträglich und nach ökologischen Standards. Zur Nachhaltigkeit gehört hier, insbesondere den Flächenverbrauch im Auge zu behalten.
Ist Ostwestfalen respektive der Kreis Gütersloh in der Landesregierung in Düsseldorf stark genug vertreten?
Meine Wahrnehmung ist, dass Ostwestfalen besser in Berlin vertreten ist als in Düsseldorf, wo sich doch vieles um die Rhein-Ruhr-Metropolen dreht. Auf jeden Fall müssen wir als CDU im Nordkreis viel stärker in Düsseldorf vertreten sein und uns dort noch mehr Gehör verschaffen.
Angenommen, Sie ziehen in den Landtag ein, wie würde Ihr Weggang in Steinhagen kompensiert?
Darüber müssen wir uns im Team Gedanken machen, und zwar nach der Entscheidung im Oktober. So viel vorweg: Mir persönlich ist es sehr wichtig, hier vor Ort weiter politisch mitzuwirken. Der Informationsfluss von der Landesregierung in den Nordkreis und umgekehrt von hier nach Düsseldorf muss gut funktionieren. Die Südkreiskommunen haben dank der dortigen CDU-Landtagsabgeordneten Raphael Tigges und André Kuper einen guten Draht nach Düsseldorf. Mein Ratsmandat in Steinhagen würde ich darum in jedem Fall behalten.
Das Interview führte Frank Jasper
Lesen Sie auch unserer Interview mit der weiteren CDU-Kandidatin Birgit Ernst.