
Versmold. Das Thema birgt gewissen Zündstoff. Seit vielen Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, ist die Verkehrssituation in Versmolds Innenstadt immer wieder im Fokus politischer Diskussionen. Die Verkehrsführung an sich, weitere Einbahnstraßen-Regelungen, Beschilderungen, Parkplätze, Geschwindigkeit und bauliche Maßnahmen zur Tempo-Reduzierung – die Liste ist lang. Die Meinungen darüber gehen mitunter weit auseinander, sowohl am Sitzungstisch als auch in der Bevölkerung. Bündnis 90/Die Grünen haben nun eine neue Idee vorgelegt.
In einem Schreiben an die Verwaltung in Person von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann beantragt die Fraktion die teilweise und zeitweise Sperrung der Münsterstraße für den Durchgangsverkehr. Der genaue Abschnitt ist im Antrag nicht beschrieben, als Uhrzeit ist der Zeitraum zwischen 18 und 6 Uhr sowie sonn- und feiertags genannt. Lediglich Anwohnerverkehr soll dann erlaubt sein.
Hintergrund des Antrags sind Beschwerden von Anwohnern über abendliche und nächtliche Ruhestörung durch Autolärm auf der Hauptverkehrsachse zwischen Rathaus und Marktplatz. Berichtet wird über quietschende Reifen, Motorenlärm und Raserei, insbesondere an den Wochenenden. Die Grünen haben ihr Büro in dem Bereich und haben in den vergangenen Jahren mehrfach betont: „Wir sehen dringenden Handlungsbedarf.“
Zeitweise Straßen-Sperrung soll Anwohner schützen
Zahlen der Stadt bestätigen den Eindruck, dass es auf der Münsterstraße ein Problem mit Tempo-Sündern gibt, zumindest in Teilen. In der Spitze wurden Geschwindigkeiten von mehr als 70 km/h erfasst. Erlaubt ist dort Tempo 20. „Die leider festzustellenden prägnanten Überschreitungen sind auf Einzelfälle von Unbelehrbaren beschränkt“, fasste die Stadt im Herbst 2024 in einer Auswertung der beiden Messstellen zusammen.
Grundsätzlich präsentierte sie der Politik ein unauffälliges Bild. Sowohl Durchschnittsgeschwindigkeit als auch der V85-Wert waren im grünen Bereich (also unter der erlaubten Geschwindigkeit) und ließen die Verwaltung zu dem Schluss kommen, dass die bisherigen Maßnahmen ausreichend sind. Die Zonengeschwindigkeit von 20 km/h war im Februar 2024 ausgewiesen worden, weil die bisherige Tempo-10-Zone rechtlich keine Grundlage hatte. Zusätzlich zur neuen Beschilderung brachte die Stadt zwei Verkehrsdisplays an, um ans Langsamfahren zu erinnern.
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Aus Sicht der Grünen müssen weitere Maßnahmen her, um effektiv gegen Raserei im Zentrum vorzugehen und damit die Belastungen für Anwohner zu reduzieren. „Wir lassen da nicht locker“, sagt Hans Kahre gegenüber dem „Haller Kreisblatt“. Seine Fraktion fordert deshalb das nächtliche Durchfahrverbot. Nach sechs Monaten soll eine Evaluierung der Maßnahme hinsichtlich der Wirksamkeit beziehungsweise der Verbesserung der Aufenthaltsqualität erfolgen, heißt es im Antrag.
Warum wird in Versmolds Innenstadt nicht geblitzt?
Für Kritik sorgt ein weiterer Punkt. Bei der Einführung der T-20-Zone hieß es seinerzeit, dass man durch die neue Rechtssicherheit überhaupt eine Grundlage bekomme, mehr zu kontrollieren und Tempo-Verstöße zu ahnden. Auf Nachfrage der Grünen im März 2025 gab die Verwaltung an, dass bislang auf der Münsterstraße im Zentrum nicht geblitzt worden sei. Seitens der örtlichen Polizeidienststelle werde mit Verweis auf die unauffälligen Messwerte kein Erfordernis dafür gesehen.
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Eine Einordnung dazu wird ein Vertreter der zuständigen Verkehrsdirektion der Kreispolizeibehörde Gütersloh im Ausschuss geben, kündigt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann an. Der Ausschuss für Mobilität, Energie, Klima und Umwelt tagt am Mittwoch, 11. Juni, im kleinen Sitzungssaal des Rathauses. Der öffentliche Teil beginnt um 17.30 Uhr. Final beraten wird der Antrag der Grünen im Stadtrat im Juli.
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