
Nun also wieder ein Dorfladen. Nachdem der erste Versuch mit der eigens von Unternehmer Hans-Ewald Reinert errichteten Immobilie 2017 gescheitert war, macht sich derzeit die erfolgreiche Enso-Gruppe daran, im Versmolder Ortsteil Loxten einen 24/7-Supermarkt aufzubauen. Das Ganze durchaus getragen von den Menschen vor Ort, wie 769 Teilhaber für das genossenschaftliche Projekt belegen.
Mitten in dieser Aufbruchstimmung scheint das zweite Kapitel der Immobilie auf dem Dorfplatz fast ein wenig in Vergessenheit zu geraten. Sollte es aber nicht. Denn mit einer Menge Begeisterung und vor allem Rückenwind von Reinert, der Stadt Versmold und dem „Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL“ (ZIG) war 2022 der Gesundheitskiosk „Klara“ an gleicher Stelle eröffnet worden.
Bürgermeister Michael Meyer-Hermann machte sich sogar stark dafür, dass dieses Projekt 15.000 Euro aus Landesmitteln des Programms „Vital.NRW“ erhielt. Ein ganz neuer Ansatz in der ländlichen Gesundheitsversorgung wurde da gefeiert. Problem nur: Bis heute passierte nahezu nichts, Unternehmerin Michaela Wierzbinski verstrickte sich zwischenzeitlich in gerichtliche Auseinandersetzungen mit ihren Mitarbeitenden wegen nicht gezahlter Löhne, Steuern und Abgaben.
Kein schlüssiges Gesamtkonzept für Versmolder Kiosk

Und die werden nun zum Problem für die Allgemeinheit. Denn während es für „Klara“ offenbar nie ein schlüssiges Gesamtkonzept gab, flossen dennoch 176.000 Euro aus Landesmitteln für den Umbau der Immobilie. Die Bezirksregierung Detmold prüfte damals, ob der Bau umgesetzt wurde – wurde er, Förderzweck erst mal erfüllt. Steuergelder umsichtig verwendet? Wohl eher nicht.
Denn wenn dort, wo niemals ein Gesundheitskiosk entstand, plötzlich ein Supermarkt gebaut wird, dann kann auch die gesetzlich vorgeschriebene Zweckbindung für den Gesundheitskiosk von zwölf Jahren niemals erfüllt werden. So richtig zu stören scheint das aber niemanden – im Gegenteil: Alle Seiten sind bemüht, so schnell wie möglich den Mantel des Schweigens über die unerfreuliche Episode zu breiten.
Bürgermeister Michael Meyer-Hermann blickt im Jahr der Kommunalwahl notorisch optimistisch nach vorn: Der Supermarkt „Tante Enso“ soll es jetzt richten, auch die Bezirksregierung befürworte die Stärkung ländlicher Zentren. Ohnehin sei man bei „Klara“ ja immer nur begleitend und beratend im Boot gewesen. So klingt elegante Distanzierung.
Bezirksregierung baut Versmolder Unternehmerin eine goldene Brücke
Nun will Michaela Wierzbinski aber noch als Untermieterin im Supermarkt bleiben – ganz offensichtlich im Bemühen, die Fördergelder nicht zurückzahlen zu müssen. Und die Bezirksregierung Detmold baut ihr dafür augenscheinlich die Brücke, wie das HK auf Anfrage erfährt: „Mit einer entsprechenden Begründung“ könne eine inhaltliche Änderung des Projekts beim Fördermittelgeber beantragt werden. Dieser prüfe dann, ob die neuen Bedingungen weiterhin mit den Fördervorgaben vereinbar sind. Man stehe im Austausch mit der Unternehmerin.
Der Hintergrund: Vorfreude auf neuen Supermarkt – doch was wird aus Versmolds Krisen-Kiosk?
Natürlich hat auch die Bezirksregierung ein Interesse daran, Schadensbegrenzung zu betreiben: Denn sonst stünde sie als Behörde da, die Luftprojekte ohne Perspektive genehmigt, bei denen Steuergelder einfach verdunsten.
Die Enso-Gruppe ist mit Blick auf diese Vorgeschichte unbelastet: Sie kann mit nicht für den Supermarkt genutzten Räumen womöglich Einnahmen generieren und die Wirtschaftlichkeit des Projektes weiter absichern. Schlimmstenfalls käme eben keine Miete rein – es entstünde zumindest kein Schaden.
Supermarkt soll Fehlförderung in Versmolds Ortsteil vergessen machen
Und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Bald gibt es hoffentlich einen gut sortierten und frequentierten Supermarkt in Loxten – wer mag da noch über 176.000 Euro versandete Fördermittel nachdenken? Wenn man sich aber vor Augen führt, wie verbissen in mancher Ratssitzung um weit kleinere Beträge gefeilscht wird, ist dieser großzügige Umgang mit Steuergeld schon erstaunlich.
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