Vorfreude auf neuen Supermarkt – doch was wird aus Versmolds Krisen-Kiosk?

Versmold-Loxten. Eines vorweg: Die Website des &bdquo;Klara Gesundheitskiosk“ existiert noch immer. Seit Monaten unverändert bewirbt sie Aktionen im Juni 2024 – so richtig etwas getan hat sich bei diesem Projekt aber nie. Und zwar seit es im Juni 2022 feierlich mit einem durchschnittenen Band eingeweiht wurde. Stattdessen machte Unternehmerin Michaela Wierzbinski fortan ständig negative Schlagzeilen: Nicht nur, dass sie letztlich kaum eines ihrer angekündigten Vorhaben umgesetzt hat. Sie war auch in verschiedene Gerichtsverfahren mit ihren Mitarbeitenden verwickelt: wegen ausbleibender Lohnzahlungen, nicht geleisteter Sozialversicherungsabgaben und nicht abgeführter Lohnsteuern. Manche Zahlungen an die Kläger sind mittlerweile geleistet, aufgrund der nicht abgeführten Beiträge und Steuern drohen der Versmolderin womöglich weiterhin strafrechtliche Konsequenzen – nachgeholt wurden die Zahlungen in diesem Fall nach HK-Informationen jedenfalls nicht. Für den Betrieb des Kiosks hatte die umtriebige Geschäftsfrau ein undurchsichtiges Unternehmensgeflecht aufgebaut, in dem unter anderem ihre Mutter beteiligt war. Eine der Gesellschaften ging zwischenzeitlich in die Insolvenz, bei einer anderen konnte das nur durch eine Barzahlung in letzter Sekunde verhindert werden – der Gläubiger zog seinen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zurück. So weit, so schlecht. Was als Vorzeigeprojekt für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und als Stärkung des dörflichen Zentrums in Loxten geplant war, wurde zum Krisenprojekt. Und dabei hatten auch die Stadt Versmold und das ebenfalls beratend tätige Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG) doch so große Hoffnungen in das Projekt gesetzt. Letztlich auch dadurch dokumentiert, dass Michaela Wierzbinski 15.000 Euro aus dem Landesprogramm &bdquo;Vital.NRW“ über den Verein LAG GT8 erhielt. Dessen Vorsitzender ist Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Und nun droht der Gesundheitskiosk – abgesehen von der Zombie-Website – endgültig von der Bildfläche zu verschwinden. Denn die Enso-Gruppe aus Bremen baut das Gebäude in Loxtens Zentrum aktuell zum dritten 24-Stunden-Supermarkt &bdquo;Tante Enso“ im Altkreis Halle nach Künsebeck und Hörste um. &bdquo;769 gültige Teilhaber hat Loxten zum heutigen Stand. Und 849 Anteile“, berichtet Enso-Sprecherin Ilka d’Alessandro auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“ zum Sachstand des genossenschaftlich organisierten Projektes. Mit dem Umbau zum Supermarkt kehrt die 350 Quadratmeter große Immobilie quasi zu ihren Wurzeln zurück – Unternehmer Hans-Ewald Reinert hatte sie 2015 als Dorfladen gebaut, den bis 2017 Stefanie Bäumker führte, ehe der Betrieb eingestellt wurde. Nun also rückt das ersehnte Laden-Comeback näher. &bdquo;Licht- und Elektroarbeiten stehen gerade an, Stromanschlüsse und Lichtbänder müssen installiert, Kabel verlegt werden. Und die Tür muss auch noch eingebaut werden“, berichtet Ilka d’Alessandro. Die Verwandlung des gescheiterten Gesundheitskiosks in einen Supermarkt schreitet täglich voran. Der Schattenmann: Streit um Gesundheitskiosk in Versmold – bekannter Anwalt unterstützt Doch offenbar gibt es auch noch eine Hintertür für &bdquo;Klara“. Offenbar verhandelt Geschäftsführerin Michaela Wierzbinski mit der Enso-Gruppe darüber, zumindest nicht genutzte Räume weiter nutzen zu können. &bdquo;Wir sind zurzeit in Gesprächen mit der Mieterin der Räumlichkeiten“, bestätigt d’Alessandro auf Anfrage dazu knapp. Nach HK-Informationen sollen sowohl Vermieter Hans-Ewald Reinert – der auch schon länger keine Zahlungen mehr von der Unternehmerin erhalten hat – als auch die Stadt Versmold diesen &bdquo;Untermieter“-Überlegungen sehr skeptisch gegenüberstehen. Grund sind die schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre. Für die Klara-Geschäftsführerin könnte die teilweise Weiternutzung der Räume indes essenziell sein. Denn ihr wurden für die Einrichtung des Kiosks 176.000 Euro Fördermittel des Landes NRW für die baulichen Maßnahmen durch die Bezirksregierung Detmold zugesprochen. Und für diese Mittel gibt es eine Zweckbindung über zwölf Jahre – andernfalls drohen der Unternehmerin mindestens anteilige Rückzahlungen. &bdquo;Ich kann bestätigen, dass wir in Gesprächen mit der Enso-Gruppe sind. Wir sind uns über die Rahmenbedingungen einig und finalisieren die Vertragsbedingungen“, schreibt Michaela Wierzbinski auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“. Bezirksregierung nimmt Gesundheitskiosk in Versmold unter die Lupe Nach HK-Recherchen dürften Teile des Gesundheitskiosks zwar schon aus der Zweckbindung gefallen sein, doch eine komplette Aufgabe des Betriebes könnte die Bezirksregierung in die Lage versetzen, Mittel zurückfordern zu müssen. Grundsätzlich stehe man in Detmold aber weiterhin auf dem Standpunkt, dass man in Loxtens Zentrum etwas für die ländliche Nahversorgung tun müsse, berichtet Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann dem &bdquo;Haller Kreisblatt“. Er setzt dafür jetzt voll auf Tante Enso. Doch es bleibt dabei: Hier wurden 176.000 Euro Steuergelder für ein Projekt investiert, das in drei Jahren überhaupt nicht zum Laufen kam, und jetzt zu großen Teilen von der Bildfläche verschwinden dürfte. Auf Anfrage hält sich die Bezirksregierung bedeckt: &bdquo;Die Verwendung der Fördermittel für das Projekt &bdquo;Klara“, beispielsweise für den Innenausbau, wird derzeit von der Bezirksregierung Detmold geprüft“, schreibt Sprecherin Juliane Koeper. &bdquo;Daher bitten wir um Verständnis, dass wir aktuell keine weiteren Details zum Verfahren mitteilen können.“ Die Perspektive: Weg für neuen Supermarkt im Ortsteil ist frei Immerhin berichtet Koeper noch, dass die Bezirksregierung Detmold sich &bdquo;intensiv mit der Projektverantwortlichen abgestimmt“ habe – &bdquo;unter anderem, um beratend zur Seite zu stehen und gemeinsam an einer guten Lösung zu arbeiten“. Bei geförderten Projekten gebe es bestimmte Vorgaben, wie lange der Zweck erfüllt werden muss: besagte zwölf Jahre bei Gebäuden und baulichen Anlagen (ab Fertigstellung), fünf Jahre bei Maschinen und technischen Geräten (ab Lieferung) sowie drei Jahre bei EDV-Ausstattung (ab Fertigstellung). &bdquo;Wird der Zweck vorzeitig aufgegeben, kann es sein, dass die Fördermittel anteilig zurückgezahlt werden müssen“, bestätigt die Sprecherin. Gibt es noch einen Ausweg für die Versmolder Unternehmerin? Bedingt durch äußere Einflüsse seien Projekte in manchen Fällen nicht wie geplant durchführbar. Dann könne mit einer entsprechenden Begründung eine inhaltliche Änderung des Projekts beim Fördermittelgeber beantragt werden. Dieser prüfe dann, ob die neuen Bedingungen weiterhin mit den Fördervorgaben vereinbar sind. Möglich also, dass gerade an einer Lösung gebastelt wird, wie &bdquo;Klara“ doch noch den Förderzweck erfüllen kann. Michaela Wierzbinski bietet mit ihrem Unternehmen &bdquo;bonovito“ seit Jahresbeginn übrigens Gesundheitsförderung im Auftrag des Westfälischen Tennisverbandes an – finanziert vom BKK-Landesverband Nordwest, der Interessensvertretung der Betriebskrankenkassen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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