Versmolder Jäger sind schockiert: Wildernder Hund tötet Reh

Versmold-Bockhorst. Hans-Ulrich Hartke zieht sein Handy aus der Tasche und öffnet ein Foto. Was dort zu sehen ist, will das &bdquo;Haller Kreisblatt“ seinen Lesern nicht zeigen – zu verstörend ist das Bild. Es zeigt ein totes Reh, das in einem Wassergraben liegt. Sein ganzer Körper ist aufgerissen, überall blutige Stellen, aus dem Leib wurden Fetzen gerissen. Ein Anblick, der auch für den erfahrenen 78-jährigen Jäger neu ist – und ihn erschüttert hat. Hartke war am frühen Montagabend (24. März) gegen 18 Uhr von Anwohnern des Hölmerwegs verständigt worden, die im angrenzenden Waldstück das Wehklagen eines Tieres vernommen hatten, ein &bdquo;fürchterliches Geräusch“, wie Hartke erzählt, als er sich mit dem HK-Reporter am Ort des Geschehens trifft. Er fuhr sofort zu der geschilderten Stelle und wurde Zeuge des schlimmen Szenarios: Offenbar hatte ein Hund ein Reh gepackt, es schließlich aus dem kleinen Waldstück in das Bett des Oberwiesengrabens gezerrt, der den Busch säumt – und war dann fortgefahren, das Tier zu zerreißen. &bdquo;Der Hund war noch dran, als ich kam. Ein rabenschwarzer Mischling etwa von der Größe eines Schäferhundes“, berichtet der Bockhorster. Schlimmer Todeskampf für Reh in Versmold Er habe den Hund durch seine Ankunft aufgescheucht, dieser sei dann geflohen – offenbar nicht ohne dabei auch noch auf einen weiteren, in der Nähe stehenden Sprung Rehe loszurennen. &bdquo;Ich habe dann noch versucht, ihn über einige angrenzende Straßen zu verfolgen – aber dann dämmerte es, und ich habe ihn aus den Augen verloren“, berichtet der Jäger. Eine Verfolgung war in dem ländlichen, von einigen Hofstellen geprägten Gebiet ohnehin schwer. Für das in seinem schrecklichen Todeskampf leidende Reh kam ohnehin jede Hilfe zu spät, es war im Bachbett schließlich verendet. Ulrich Hartke suchte sofort das Gespräch mit den Jägern aus der Umgebung. &bdquo;Die wissen jetzt, dass hier offenbar ein wildernder Hund unterwegs ist.“ Seit 56 Jahren hat Hartke den Jagdschein, &bdquo;aber so etwas habe ich noch nicht gesehen. Weil er das Reh so bestialisch gerissen hat.“ Dem Bockhorster blieb tags darauf nur, das Tier aus dem Graben zu ziehen und die Tierkörperbeseitigungsanstalt zu verständigen. Die holte den Kadaver am Dienstag ab und entsorgte ihn. Für Hans-Ulrich Hartke ist klar: &bdquo;Viele Leute lassen ihre Hunde frei laufen – und das ist gefährlich.“ Mit seinen Mitpächtern wollte er sich jetzt darüber verständigen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Versmolder Jäger sind schockiert und fürchten neue Attacken Der Vorfall hat auch Tassilo Marowsky in Alarmbereitschaft versetzt. Bis vor Kurzem war er Leiter des Versmolder Hegerings und ist selbst Jäger in diesem Bockhorster Revier: &bdquo;Ich bin jetzt so gut wie jeden Abend draußen, habe neben unseren Jägern auch die in den angrenzenden Revieren in Casum und Oldendorf informiert.“ Denn fest stehe: Ein Hund, der diesen Jagdtrieb und zudem noch Erfolg gehabt habe, der werde womöglich weitermachen. &bdquo;Der ist auf den Geschmack gekommen.“ Jäger bekämpfen Plage: Versmolder sagt Waschbären den Kampf an Was Marowsky Sorgen macht: &bdquo;Ich habe bei uns im Revier schon vor einem halben Jahr ein angefressenes Reh gefunden, nur ein Waldstück weiter. Womöglich treibt ein wildernder Hund hier sein Unwesen.“ Hans-Ulrich Hartke hätte den Übeltäter am Montagabend übrigens durchaus erlegen dürfen – wenn er seine Flinte dabei gehabt hätte. &bdquo;Jagdpächter ohnehin, aber auch sogenannte Jagdschutzberechtigte, die einen entgeltlichen Begehungsschein haben, dürfen wildernde Tiere erschießen, um das Wild zu schützen“, erklärt Tassilo Marowsky. &bdquo;Aber wir sind doch alle Hundefreunde oder sogar -besitzer. Wir wissen, dass die auch Familien haben, wo sie sich bestimmt ganz anders verhalten – niemand will einen Hund erschießen.“ Die Kreispolizeibehörde bestätigt, was der erfahrene Waidmann schildert: &bdquo;Jagdausübungsberechtigte haben das Recht, ein wilderndes Tier zu erschießen, wenn es noch an seinem Opfer dran ist. Da müssen die Jäger je nach Situation dann eine Abwägung treffen“, erklärt Sprecher Marc Kohnert. In einer Szene wie der geschilderten hätte Hans-Ulrich Hartke also anlegen dürfen und vielleicht auch müssen – und gerade das will auch Tassilo Marowsky eigentlich vermeiden: &bdquo;Darum appellieren wir ja an Halter, die vom Jagdtrieb ihrer Schützlinge wissen, uns zu informieren. Dann können wir mit ihnen in Kontakt treten, falls die Hunde wieder frei unterwegs sein sollten.“ Wildernde Hunde: Saftiges Bußgeld droht Habe man es allerdings bei Wilderei mit wiederholt uneinsichtigen Besitzern zu tun, schalte man auch das Ordnungsamt der Stadt ein, das Bußgelder verhängen könne. Das bestätigt auch Stadtsprecherin Jennifer Wehmöller, die auf HK-Anfrage das NRW-Hundegesetz zitiert: &bdquo;Hunde sind so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass von ihnen keine Gefahr für Leben oder Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht.“ Verstöße stellten eine Ordnungswidrigkeit dar und würden mit Bußgeld bestraft, unter Umständen könne der Hund auch eingezogen werden. &bdquo;Hunde, die Wild reißen, können im Einzelfall als gefährlich eingestuft werden. Das erfolgt durch das Kreis-Veterinäramt nach Begutachtung durch den amtlichen Tierarzt“, so Wehmöller. Anzeigen wegen Verstößen gegen das Landeshundegesetz seien beim zuständigen Ordnungsamt der Stadt oder Gemeinde zu erstatten. &bdquo;Wenn wir entsprechende Erkenntnisse und gesicherte Beweise haben, ein Verfahren zu führen, dann führen wir das auch.“ Auch interessant: Hochansteckend auch für Hunde: Staupe bei Waschbär in Versmold festgestellt Die Bockhorster Jagdpächter erwägen jetzt, Anzeige gegen unbekannt zu stellen. Aber welche Möglichkeiten gibt es da für die Ermittlungsbehörden überhaupt? &bdquo;Die rechtliche Lage ist durchaus komplex“, erklärt Kohnert. &bdquo;Von Jagdwilderei bis Schabeschädigung kommen da verschiedene Tatbestände infrage. Auch Jagdwilderei durch Unterlassen wäre ein Thema.“ Rehe im Dauerstress - Gefahr von Unfällen steigt Die Staatsanwaltschaft müsse prüfen, ob ein jagdrechtlicher Vorstoß vorliege. &bdquo;Dabei kommt es natürlich auf die Beweisführung an. Gibt es Aufnahmen einer Wildkamera oder gut verwertbare Zeugenaussagen?“, schildert Kohnert. Zwar appellieren Jäger immer wieder, Hunde anzuleinen. Eine Leinenpflicht gibt es außerhalb von Naturschutzgebieten in NRW indes grundsätzlich nicht – und abseits von Wegen auch nur, wenn der Hund nicht aufs Wort hört. Was wiederum zu beweisen wäre ... Tassilo Marowsky hat Verständnis dafür, wenn sich Tiere mal losreißen und unterwegs sind – dauerhafte Wilderei wird in den Revieren indes zum großen Problem. &bdquo;Wir hatten in diesem Jagdjahr seit dem vergangenen April allein in Bockhorst 47 überfahrene Rehe. Das ist auch eine Folge frei laufender Hunde. Das Wild ist permanent unruhig und auf der Flucht.“ Auf der einen Seite rette man die Kitze vor dem Mähtod – auf der anderen Seite würde Rehe gerissen oder überfahren. &bdquo;Das kann doch nicht sein“, bilanziert Marowsky. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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