Insolvenz des Josephs-Hospitals: Was bedeutet sie für Versmolder Praxis?

Versmold/Warendorf. Mitte Dezember beantragte das Warendorfer Joseph-Hospital (JHW) Insolvenz in Eigenregie. Der Betrieb läuft zunächst wie gewohnt und für die Versmolder gibt es eine weitere gute Nachricht: Die mit dem Krankenhaus verbundene Gesellschaft Medizinischer Versorgungszentren Jo.med, zu der unter anderem auch die gynäkologische Praxis an der Wiesenstraße gehört, ist von dem Verfahren nicht betroffen. Das bestätigte die Geschäftsführung der Jo.med MVZ GmbH jetzt auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“. Wie es mit dem Josephs-Hospital auf längere Sicht weitergeht, ist derweil allerdings noch offen. Jo.med wurde 2011 mit einem allgemeinmedizinischen und einem gynäkologischen Standort in Versmold ins Leben gerufen. Lange Zeit blieb die Fleischstadt einziger Standort, doch seit Beginn der 2020er-Jahre kamen sprunghaft neue Medizinische Versorgungszentren von Gütersloh und Harsewinkel quer durch den Kreis Warendorf bis nach Münster hinzu. Sowohl mehr als 15 Kassenarztsitze als auch Therapieeinrichtungen im neu errichteten Ärztezentrum hinter dem JHW gehören mittlerweile zu Jo.med. &bdquo;Beides ist eine Familie“, erläutert Pressesprecher Tobias Dierker die Beziehung zwischen den Versorgungszentren und dem Krankenhaus. Die kurzen Wege innerhalb dieser Familie kämen den Patienten zu Gute, etwa wenn es um Absprachen gehe zwischen dem Arzt vor Ort und dem Klinikarzt. Das Kuratorium der Stiftung Joseph-Hospital - Mutter von Jo.Med ebenso wie Trägerin des Krankenhauses - habe mit dem Ausbau des Netzes an Versorgungszentren auf den Trend reagiert, Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zunehmend in den ambulanten Bereich zu verlagern, so Dierker. Josephs-Hospital arbeitet an Sanierungsplan Wie niedergelassene Ärzte arbeiten die Mediziner in den Versorgungszentren medizinisch unabhängig. Sie haben aber unter anderem eine definierte Arbeitszeit und brauchen sich nicht um das unternehmerische Risiko des Praxisbetriebes zu kümmern. Das passt gerade jungen Ärztinnen und Ärzten oft besser ins Lebenskonzept und kann so gegen Arztmangel auf dem Land helfen. Neue Anlaufstelle im Altkreis Halle: Innovative Praxis in Halle wächst: Besonderer Arzt jetzt neu dabei &bdquo;Die Jo.med GmbH ist zwar eine 100-prozentige Tochter der Stiftung Josephs-Hospital, rechtlich aber eigenständig“, betont Dierker. Deshalb sei sie von der Insolvenz des Krankenhauses zunächst nicht betroffen. Aktuell erwarte die Geschäftsführung, die aus Michael Grüter und Krankenhausvorstand Peter Goerdeler besteht, auch für die Zukunft keine Auswirkungen. Allerdings: &bdquo;Eine Prognose für die Zukunft wäre aufgrund vieler nicht vorhersehbarer Faktoren unseriös.“ Nachdem das zuständige Amtsgericht in Münster den Antrag auf Eigenverwaltung vorläufig genehmigt hatte, erarbeitet das JHW derzeit in Eigenregie einen Plan, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen und sich nachhaltig neu aufzustellen. &bdquo;Zum derzeitigen Zeitpunkt ist es zu früh, um verbindliche und damit seriöse Angaben zum Restrukturierungsplan zu machen“, ließ Dierker auf Anfrage wissen. Ist der Plan gefasst, soll es allerdings schnell gehen: &bdquo;Zum aktuellen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass die Neustrukturierung im Spätsommer 2025 abgeschlossen ist.“ Wichtige Anlaufstelle für Versmolder Patienten Ein drohendes Aus klingt anders. Zumal das Krankenhaus als strukturell gesund gilt. Gerade erst bekam das JHW alle im Rahmen der Landeskrankenhausplanung beantragten Leistungen zugesprochen. Neben erfolgreicher Spezialisierung ist auch die Auslastung hoch. Zu den gut 12.500 stationär behandelten Patienten zählen jährlich auch rund 1.100 Versmolderinnen und Versmolder. Lesen Sie auch: Gnadenfrist für Krankenhaus im Kreis Gütersloh: Was sich jetzt ändern wird Nach Ansicht von Experten stehen die Chancen eines Unternehmens, das seine Zahlungsprobleme in Eigenverwaltung, also von innen heraus angehen darf, nicht schlecht, sogar gestärkt aus der Krise herauszugehen. Schließlich übernimmt die Agentur für Arbeit bis zu drei Monate die Kosten für Löhne und Gehälter der rund 940 Mitarbeitenden. Das schafft Luft. Das Unternehmen hat zudem durch das Insolvenzrecht unter anderem die Möglichkeit, unrentable Verträge außerplanmäßig zu kündigen. Ist eine Krankenhaus-Fusion denkbar? Zu den verschiedenen möglichen Zukunftsszenarien für das JHW gehört aber auch ein Trägerwechsel. Wie im Jahr 1843, als Franz Josef Zumloh das Krankenhaus an Warendorfs Bürger übergab, ist heute noch seine von Kirche, Staat oder dritter Seite unabhängige, freigemeinnützige Stiftung Josephs-Hospital Warendorf Trägerin des Hauses. Das ist eine eher ungewöhnliche Situation. Ob ein Zusammengehen etwa mit dem Klinikum Gütersloh oder Halle/Bielefeld denkbar wäre? &bdquo;Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, diese Frage seriös oder verbindlich zu beantworten“, lautete die Standard-Antwort der Warendorfer. Was Tobias Dierker allerdings gerne betont: Für die Patienten gehe der Betrieb im JHW zunächst wie gewohnt weiter. Kein Arzt habe gekündigt, kein Termin sei abgesagt. Auch in Zukunft könnten Behandlungen ruhig und gerne mit dem JHW geplant werden. &bdquo;Die Patientenversorgung geht uneingeschränkt weiter.“ Nächster Meilenstein ist das Ende des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens spätestens Ende Februar. 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