
Warendorf. Die Zeichen standen in den vergangenen Jahren eigentlich kontinuierlich auf Wachstum. Das Warendorfer Josephs-Hospital wurde stetig modernisiert, setzte auf Wachstum und etablierte sich mit Blick auf den Altkreis Halle vor allem für Versmolder Patienten zur wichtigen Anlaufstelle. Doch womöglich hat sich das Haus an den vergangenen Projekten und den Herausforderungen auf dem Gesundheitssektor jetzt verschluckt.
Am Montag stellte das Josephs-Hospital Warendorf (JHW) beim zuständigen Amtsgericht in Münster einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Gericht hat dem Antrag stattgegeben und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet, berichtet das JHW in einer Pressemitteilung.
„Die notwendigen und sinnvollen Investitionen der letzten Jahre in nicht unerheblicher Höhe haben die Liquidität unserer strukturell gesunden Klinik stark belastet“, wird Peter Goerdeler, Vorstandsvorsitzender des Josephs-Hospitals Warendorf, in der Mitteilung zitiert. Er sieht die Probleme seines Hauses in den Rahmenbedingungen begründet: „Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zunehmenden Probleme im Gesundheitssystem und der unzureichenden gesetzlichen Krankenhausfinanzierung werden wir unser Haus unter Nutzung der uns zur Verfügung stehenden gesetzlichen Möglichkeiten neu ausrichten.“ Goerdeler und sein Vorstandskollege Michael von Helden bleiben auch im Verfahren in vollem Umfang handlungs- und verfügungsbefugt.
Josephs-Hospital sei „strukturell sehr gut aufgestellt“
Der Betrieb des Josephs-Hospital Warendorf werde durch den Antrag nicht beeinträchtigt und laufe uneingeschränkt weiter. „Die medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung wird ohne Ausnahmen aufrechterhalten. Unsere Patientinnen und Patienten, ihre Angehörigen sowie die Nutzer unserer Einrichtungen können sich darauf verlassen: Alles läuft weiter wie bisher und wird in vollem Umfang und in gewohnter Qualität fortgeführt“, betont Goerdeler. Er macht deutlich, dass das JHW strukturell sehr gut aufgestellt sei, dies zeigten auch die positiven Ergebnisse der Landeskrankenhausplanung.
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Zuletzt berichteten verschiedene Medien indes darüber, dass die Gehälter beim JHW in diesem Jahr bereits drei Mal verspätet gezahlt worden waren. Die Schieflage hatte sich also bereits angedeutet - jetzt soll die Finanzierung des Hauses wieder auf solide Füße gestellt werden.
Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren, in dem die notwendigen Neustrukturierungsmaßnahmen zügig erarbeitet und umgesetzt werden sollen, um für alle Beteiligten eine langfristige Perspektive zu schaffen. Um der Komplexität und den rechtlichen Herausforderungen des Eigenverwaltungsverfahrens gerecht zu werden, wird das Josephs-Hospital Warendorf ab sofort von dem sanierungserfahrenen Rechtsanwalt Dr. Claus-Peter Kruth von der Kanzlei AndresPartner als Restrukturierungsbevollmächtigtem unterstützt. Mit seinem Expertenteam habe er bereits eine Vielzahl von Unternehmen – so unter anderem die Katholischen Nord-Kreis Kliniken in Jülich – erfolgreich bei ihren Restrukturierungsprozessen begleitet.
„Die Eigenverwaltung ist ein in der Praxis bewährtes Instrument zur nachhaltigen Neuaufstellung von Unternehmen. In den kommen-den Wochen werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und unsere Pläne zur Neustrukturierung und Zukunftssicherung des JHW vorantreiben“, erläutert der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht in der Mitteilung die anstehenden Schritte. Nach seiner Einschätzung sei das Josephs-Hospital Warendorf klar zukunftsfähig. Dafür sprächen unter anderem die hohe Auslastung, die in den letzten Jahren erfolgreich ausgebaute Spezialisierung und die hoch qualifizierte Belegschaft.
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Weitere Unterstützung bei seinem Vorhaben erhält das Josephs-Hospital Warendorf von Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH. Er wurde vom Amtsgericht Münster per Beschluss zum vorläufigen Sachwalter bestellt, um das Krankenhaus während des gesamten Verfahrens zu unterstützen, aber auch im Auftrag des Gerichts zu überwachen und die Gläubigerinteressen zu wahren.
Die rund 940 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Josephs-Hospital Warendorf wurden in Warendorf über die Situation und die jetzt folgenden, weiteren Schritte informiert. Die Gehälter werden für die nächsten drei Monate über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gezahlt.
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