„Keine Zeit, muss Grüne töten“: Üble Hetze gegen Versmolder Politiker

Versmold. Victoria Rahe ist genervt und sogar entsetzt. Das &bdquo;neue Gesicht“ der Versmolder Grünen hat in seiner noch jungen politischen Karriere schon schlimme Erfahrungen gemacht. Der Hass im Netz auf Politiker hat Versmold endgültig erreicht. Einige Ehrenamtler haben Angst - parteiübergreifend. Es sind krasse Worte, die Victoria Rahe Angst machen. &bdquo;Keine Zeit, muss Grüne töten“, schreibt ein Nutzer im sozialen Netzwerk TikTok. Ein anderer droht unter einem Post der Versmolder Grünen mit Schlägen. Beleidigungen reihen sich aneinander. &bdquo;Das sind wirklich heftige Anschuldigungen“, sagt Rahe sichtlich eingeschüchtert am Montagvormittag (23. September). Die Hass-Kommentare lösen etwas in der jungen Mutter aus. &bdquo;Ich versuche inzwischen, Kleidung mit dem Partei-Symbol nicht mehr ganz so offen zu tragen“, gesteht die Versmolderin, die sich erst seit kurzer Zeit im Ortsverein engagiert. &bdquo;Wirklich große Angst habe ich noch nicht. Aber die Situationen werden immer häufiger.“ Übergriffiger Kommentar in Versmolds Zentrum Sie erinnert sich an einen Moment, als sie aus der &bdquo;Grünen Basis“ neben der Gaststätte &bdquo;Zur Tulpe“ herausging. Ein Mann, der dort häufiger sitzt und laut Rahe der &bdquo;Autoposer-Szene“ zugeschrieben werden könnte, rief ihr zu: &bdquo;Man sollte diesen Drecksverein doch anzünden.“ Rahe reagierte zwar cool, trotzdem setzen die kleinen Nadelstiche Wirkungstreffer. Und tätliche Angriffe gab es auch schon: Der Briefkasten an den Räumlichkeiten der Grünen wurde zerstört. Aber zurück zum aktuellen Fall auf TikTok: &bdquo;Wir wollen auf jeden Fall Anzeige erstatten“, sagt Victoria Rahe. Auch wenn die Profile der Verunglimpfenden teilweise nach Brandenburg oder in weit entfernte Städte zu verorten sind, wehren sich die Versmolder. &bdquo;Wir sind da offenbar in einen Algorithmus von TikTok gekommen. Unser Beitrag hatte 6.000 Aufrufe. Normal sind bei uns 200“, erklärt Victoria Rahe. Und solche Kommentare sind dort auch eher selten. Dass Nutzer in sozialen Netzwerken mit deftigen Kommentaren zu Werke gehen, kennt Benjamin Wegenk nur zu gut. Er sitzt für die SPD im Stadtrat. Die Sozialdemokraten kündigten bei Facebook regelmäßig ihre Sprechstunden an und veröffentlichten dazu Fotos der entsprechenden Gesprächspartner. Wegenk stellte ein Foto online, das ihn in früheren Tagen zeigt, &bdquo;in denen ich deutlich mehr auf den Rippen hatte“. Versmolder Politiker Opfer von &bdquo;Fat-Shaming“ Kommentare &bdquo;unterhalb der Gürtellinie“ (Wegenk) ließen nicht lange auf sich warten. &bdquo;Im Grunde genommen passiert das bei jedem Post von uns.“ In Wegenks Fall ließ sich ein Mann an seiner ehemaligen Figur aus. &bdquo;Ich kenne ihn nicht“, sagt der Sozialdemokrat. Auf die Beleidigungen reagiert hat er ebenfalls nicht. &bdquo;Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen“, sagt der Versmolder, der solche Kommentare als &bdquo;Trollwerk“ bezeichnet. Dass sich solche Vorfälle häufen, hat er allerdings auch bemerkt. Die Stadt versucht, ihre Mandatsträger zu schützen, und versendete eine Broschüre vom Nationalen Zentrum für Kriminalprävention, das sich direkt an Lokalpolitiker richtet. &bdquo;Der Deutsche Landkreistag betrachtet mit großer Sorge, dass sich die Zahl der verbalen und körperlichen Angriffe gegen öffentlich Bedienstete deutlich erhöht hat“, heißt es in dem Informationspapier. Hier werden Verhaltenshinweise genannt, unter anderem auch in sozialen Netzwerken. Das Zentrum rät, hier möglichst wenig persönliche Details zu verbreiten, die Rückschlüsse auf Freizeitverhalten oder Familienangehörige zulassen. Allgemein raten die Fachleute zur Vorsicht. Vorsicht wollen auch die Grünen walten lassen - sich aber trotzdem nicht unterkriegen lassen. Am Montagabend (23. September) trafen sich die Parteimitglieder in ihrer &bdquo;Basis“. &bdquo;Wir sind entschlossen, uns nicht einschüchtern zu lassen. Unsere Partei-Kleidung werden wir weiterhin tragen und zunächst keine weiteren Maßnahmen ergreifen. Denn wir gehen davon aus, dass viele Kommentare nicht von realen Menschen, sondern von sogenannten Bots geschrieben wurden“, sagt Victoria Rahe.

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