Zwei Versmolderinnen zeigen, wie man bei Einsamkeit im Alter helfen kann

Versmold. Etwas schwer ist es Margret Rahe schon gefallen, sich zum Termin mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ durchzuringen. Eigentlich, so sagt sie, habe sie das gar nicht gewollt. Doch dann erzählt die Versmolderin bei einer Tasse Kaffee im Haus der Familie offen ihre Geschichte. Davon, wie belastend die Situation vor einigen Jahren zu Hause mit ihrem kranken Mann für sie irgendwann wurde. Wie schwer es gewesen ist, die eigene Beeinträchtigung zu akzeptieren und den Alltag mit der fortschreitenden Sehbehinderung zu bewältigen. Sie erzählt aber auch davon, wie gut ihr der Besuchsdienst für ältere Menschen tut. Wie er Abwechslung und soziale Kontakte bringt. Wie er bei Einsamkeit im Alter helfen kann. Durch Zufall stößt Margret Rahe 2022 auf das Angebot der Stadt Versmold. &bdquo;Damals konnte ich noch lesen und ich habe einen Aufruf gesehen“, sagt die 72-Jährige. Sie fasst Mut und meldet sich im Haus der Familie. &bdquo;Ich habe mir gedacht: Ich möchte auch gerne Besuch bekommen.“ Zu dem Zeitpunkt ist sie &bdquo;psychisch labil“. Sie macht außerdem die Erfahrung, dass sich einige aus dem Bekanntenkreis zurückziehen. Margret Rahe fühlt sich mit ihrer Sehbehinderung zunehmend sozial isoliert. Versmolderin möchte sinnstiftende Aufgabe im Ruhestand Am Tisch neben ihr sitzt Anne Schlüter. Das Jahr 2022 bringt auch sie zum Besuchsdienst – und damit zu Margret Rahe. Schlüter arbeitete 47 Jahre lang als Krankenschwester. &bdquo;Ich war immer voll berufstätig. Das Leben nur zu Hause füllte mich nicht aus“, sagt die 70-Jährige über das Rentnerinnen-Dasein. Zunächst habe sie sich auf den Ruhestand gefreut. &bdquo;Dann kam irgendwann die große Leere.“ Anne Schlüter kehrt zunächst als geringfügig Beschäftigte ins Krankenhaus nach Halle zurück. In Corona-Zeiten dann ist die Krankenschwester im Impfzentrum und später in einer Teststelle tätig. Bei einem privaten Termin kommt Anne Schlüter mit Dagmar Kölkebeck, damals Mitarbeiterin im Haus der Familie, ins Gespräch – und dadurch auf die Idee, sich ehrenamtlich für den Besuchsdienst engagieren zu wollen. Etwas Sinnstiftendes zu tun. So treffen die beiden Versmolderinnen Margret Rahe und Anne Schlüter schließlich aufeinander – eine Bereicherung für beide Seiten. Ehrenamt in Versmold: Diese Versmolderin gibt ihre Zeit, damit andere nicht einsam sind &bdquo;Die Wellenlänge stimmte sofort“, erinnert sich Margret Rahe an das Kennenlernen. Alle 14 Tage wird sie seitdem von Anne Schlüter besucht. Am liebsten gehen die beiden Frauen zusammen spazieren und unterhalten sich. Seit es den Geh-Treff Versmold gibt, ein begleiteter Spaziergang, nehmen die beiden gemeinsam daran teil. Ehrenamtliche schenken älteren Menschen in Versmold Zeit Für die sehbehinderte Margret Rahe eine willkommene Abwechslung und die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. Einmal rauszukommen, andere Gesprächsthemen zu haben. Besonders nach dem Tod ihres Mannes tut ihr der Kontakt gut, ihre Tochter und Familie wohnen schließlich weiter entfernt. Dreimal in der Woche bekommt die 72-Jährige Essen auf Rädern geliefert. Die Menü-Auswahl kann die Versmolderin selbst nicht mehr lesen. Auch hier unterstützt Anne Schlüter bei Gelegenheit schon mal. Oder hilft beim Vorsortieren von Post. Mehr zum Thema: Einsamkeit in Steinhagen: Bei wem die Falle besonders häufig zuschnappt Beim Besuchsdienst, das ist den Organisatorinnen allerdings wichtig zu betonen, handelt es sich nicht um Haushaltshilfe oder Ähnliches. &bdquo;Es geht darum, Zeit zu schenken“, fasst Nicole Jakob vom Haus der Familie zusammen. Die städtische Mitarbeiterin ist Ansprechpartnerin für das Angebot, das es seit 2012 gibt. Damit war Versmold Vorreiter im Kreis Gütersloh. Unterstützt wird das Projekt von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände im Kreis Gütersloh. Gesucht: Ältere Menschen, die Besuch erhalten möchten? Deren Vertreterin Julia Kelp ist ebenso zum Pressetermin gekommen. Der Besuchsdienst habe mit &bdquo;Lebensqualität und Lebensfreude“ zu tun, sagt sie. Gespräche, Gesellschaftsspiele, Spaziergänge – so wie es beiden Seiten passt. &bdquo;Oft entsteht eine gute Bindung“, so die Fachberaterin. Im vergangenen Jahr bekam das Projekt in der Kategorie &bdquo;Soziales Engagement“ den Bürgerpreis der Stadt Versmold verliehen. Die Präsenz in der Öffentlichkeit hat dazu geführt, dass sich neue Ehrenamtliche bei der Stadt gemeldet haben. So wie es seinerzeit Anne Schlüter gemacht hat. Menschen wie Margret Rahe, die gerne besucht werden möchten, gibt es zurzeit allerdings nur wenige. Wenngleich die Organisatorinnen großen Bedarf vermuten. &bdquo;Die Hemmschwelle ist da“, weiß Nicole Jakob. Über Einsamkeit werde oft nicht gerne gesprochen. &bdquo;Fühlen Sie sich gelegentlich alleine? Suchen Sie einen freundlichen Menschen, der Ihnen ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit schenkt?“, fragen die Aktiven und freuen sich über mutige Seniorinnen und Senioren. Die Erfahrungen von Margret Rahe sollen andere dazu motivieren, von dem kostenlosen Angebot in Versmold Gebrauch zu machen. Kontakt zum Besuchsdienst läuft über die Ehrenamtsbörse im Haus der Familie: Nicole Jakob ist Ansprechpartnerin, Tel. 05423 930208. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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