Eine Nacht im Tiny House: HK testet neue Urlaubs-Attraktion in Versmold

Versmold-Peckeloh. Ich fahre gerne in den Urlaub, bin oft unterwegs und kenne viele Ferienhäuser. In Versmold wage ich aber ein persönliches Experiment: Naherholung mitten in der Natur in einem Wohnkonzept, das ich noch nicht kenne. Tiny House mit vielen naturnahen Materialien errichtet und direkt am See fernab der Stadtzentren von Versmold und dem benachbarten Sassenberg. Na, was das wohl wird ... Die Unterkunft Kurz noch einmal zum Konzept: Die Tiny Houses von Berit und Alexander Polomka sind aus regionalen Materialien errichtet. Für die beiden Innenarchitekten ist es, wie sie sagen, ein weiteres Standbein. Im Ferienpark am &bdquo;Kleinen Heidesee“ stehen zehn dieser Mini-Häuser mit Küchenzeile inklusive Spülmaschine, Backofen und Kühlschrank, kleiner Sitzecke, vier Schlafplätzen und Terrasse mit Grill. Das Bad ist mit Waschbecken, Dusche und Toilette ausreichend ausgestattet. Die Außenwände sind mit einer Kork-Verkleidung versehen, die großzügigen Fenster lassen den Raum freundlich und lichtdurchflutet daherkommen. Buchung, Ankunft und Welcomeing Wer sich für einen Aufenthalt am Kleinen Heidesee entscheidet, bekommt - je nach Belegung - für rund 100 Euro pro Nacht und Person von Anfang an ein gutes Gefühl. Die Buchungsbestätigung trifft umgehend per E-Mail ein. In den Tagen vor der Ankunft trudelten weitere Informationen in meinem Postfach ein, unter anderem auch ein Link fürs Navi. Den brauche ich nicht. In meiner Heimatstadt kenne ich mich aus. Wohl aber brauche ich einen Schlüssel. Den bekomme ich ganz problemlos mithilfe eines Zahlencodes an einem Mini-Tresor. Die Anreise ist so super flexibel und ich muss mich nicht an Öffnungszeiten einer Rezeption halten. Falls etwas nicht klappt: Berit und Alexander Polomka sind per Handy erreichbar. Auch das funktioniert gut. Denn natürlich bin ich offen als Mitarbeiter des &bdquo;Haller Kreisblattes“ unterwegs und mit den beiden verabredet. Wir treffen uns direkt am See, die beiden erzählen mir von sich und ihrem Projekt. Ich fühle mich gut aufgehoben und habe nicht den Eindruck, dass bei der Ankunft etwas schief gehen könnte. Das habe ich schon anders erlebt - aber das ist eine andere Geschichte. Der erste Eindruck Also zurück zum Ferienhaus: Der erste Eindruck wirkt freundlich, hell und sauber. Ich habe nicht den Eindruck, dass meine Gastgeber sich besonders ins Zeug gelegt haben, weil die Presse kommt. Ausstattung und Aufbereitung wirken authentisch und natürlich. Aber: Im Innenraum ist es warm, deutlich wärmer als draußen. &bdquo;Dafür haben wir Klima-Anlagen installiert“, sagt Alexander Polomka. Warum ich die brauche, werde ich später noch erfahren. Die Ausstattung Das Tiny House bietet ansonsten alles, was man für einen entspannten Aufenthalt braucht. Ein Doppelbett befindet sich im Erdgeschoss vor dem großzügigen Fenster, das zum See hinaus geht. Hier werde ich die Nacht verbringen. Das andere Doppelbett befindet sich über eine Treppe erreichbar unter dem Dach. Das bleibt zumindest in dieser Nacht frei. Grundsätzlich sind die Betten aber bequem. Die Küchenzeile bietet alles, was man braucht: zwei Herdplatten, ausreichende Arbeitsfläche und jede Menge Utensilien, die auch die Zubereitung größerer Gerichte ermöglicht. Eine Portion Nudeln mit Bolognese ist jedenfalls schnell und problemlos zubereitet. Lediglich die Sortierung der Töpfe und Pfannen im Schrank wirkt etwas chaotisch. Aber das hat Platzgründe und ist &bdquo;Meckern auf hohem Niveau“. Das Badezimmer ist klein, bietet aber dennoch ausreichend Platz. Der Wasserdruck unter der Dusche ist stabil und die Temperatur ebenso konstant. Das Fenster ist blickdicht, lässt sich komplett öffnen und bietet dem Raum genug Licht. Atmosphäre und Umgebung &bdquo;Eigentlich muss hier noch viel gemacht werden“, erklärt Berit Polomka und zeigt über das Gelände. Die nächsten Projekte des Ehepaares auf dem &bdquo;Campingplatz“ stehen schon an. Veränderungen am Ufer-Bereich beispielsweise oder ein Sitzbereich für Gruppen. Aber für mich könnte alles so bleiben, wie es ist. Vom ersten Moment an merke ich die Entschleunigung, obwohl ich nur ein paar Kilometer von zu Hause entfernt bin. Wer Ruhe sucht, ist in Peckeloh genau richtig. Geräusche kommen nur von der relativ naheliegenden Hauptstraße, diese stören aber kaum. Der Ort ist extrem ruhig, vor allem nachts. Die Lage im Außenbereich bringt allerdings auch Probleme mit sich. Ohne Auto oder zumindest Fahrrad ist man aufgeschmissen. Busverbindungen sind Mangelware. Einkaufsmöglichkeiten sind einige Kilometer (entweder in Sassenberg oder Versmold) entfernt. Privatsphäre und Sicherheit Ferienhäuser liegen oft dicht an dicht beieinander. Man kann dem Nachbarn sprichwörtlich auf den Teller schauen. Die Tiny Houses in Peckeloh sind da clever umgesetzt. Von der vorgelagerten Terrasse aus blickt man beim Nachbarn auf die Rückwand. So wird auch im Außenbereich etwas Privatsphäre gewahrt. Aber Obacht: Die großen Fenster bieten Blick ins Innere. Wer sich in dem Haus umzieht, sollte die Vorhänge zuziehen. Auch Wertgegenstände sollten vorsichtshalber nicht offen auf dem Tisch bleiben. Wobei ich aufgrund der Lage der Siedlung keinerlei Sicherheitsbedenken habe. Arbeit und Freizeit Die Tiny Houses eignen sich auch für &bdquo;Workation“, also arbeiten im ausgelagerten Homeoffice. Das Internet ist erstaunlich stabil und zeigt bei mehreren Tests der Geschwindigkeit rund 50 kbits an. Das reicht für einfache Arbeitsanwendungen oder Video-Calls, etwa via Microsoft Teams oder Zoom, aus. Auf dem kleinen Tisch ist für einen Laptop Platz. Danach wird es aber eng. Nach der Arbeit sind einige Freizeitmöglichkeiten gut erreichbar. Ich entscheide mich für eine Jogging-Runde sowie ein gutes Buch. Spaziergänge, einige gastronomische Angebote oder Radfahren sind ebenfalls möglich. &bdquo;Highlife“ wie in einer Großstadt ist allerdings Fehlanzeige. Und dann ist da noch ein Problem Ich muss ganz offen und ehrlich gestehen, während meiner Nacht im Tiny House nicht besonders viel Schlaf bekommen zu haben. Das liegt keinesfalls an der Qualität von Betten oder Haus, sondern an der Natur. &bdquo;Mücken gibt es hier schon einige“, antwortet Alexander Polomka auf meine Frage während unseres frühabendlichen Gesprächs. Logisch: Die kleine Ferienanlage liegt direkt am See. Bei passendem Klima fühlen sich die fiesen Blutsauger wohl. Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben. Für die passende Raumtemperatur gibt es die Klima-Anlage. Das habe ich auch beherzigt. Zumindest größtenteils. Aber trotzdem: Mindestens vier Mücken haben den Weg ins Innere gefunden und ihre unverwechselbaren Geräusche raubten mir in dieser Nacht den Schlaf. Und das, obwohl ich drei der &bdquo;Mistviehcher“ erwische. Oder rührte meine Schlaflosigkeit vom Vollmond her? Der lohnt sich übrigens auch mitten in der Natur - auch wenn dank ihr irgendwie nicht alles glatt gelaufen ist. Schön war’s!

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