
Altkreis Halle. Noch vor zehn Jahren waren Tiny Houses in Deutschland weitestgehend unbekannt. Mit dem Caravan in den Urlaub oder Hippies im Bauwagen? Klar. Aber ein Tiny House als Lebensmittelpunkt für den Otto-Normal-Bürger? Das war Neuland.
Dank Instagram und Co. hat sich das grundlegend geändert. Beiträge über besonders sehenswerte Mini-Häuser gehen in den Sozialen Medien regelmäßig viral. Ganze Familien finden sich im Netz, die davon leben, die Welt an ihrem Alltag auf 25 Quadratmetern teilhaben zu lassen. Wie es scheint, allerdings nur dort. Denn, obwohl der Trend stabil scheint, ist in der Region davon noch nicht viel davon angekommen.
Tiny-House-Siedlungen gibt es im Altkreis nach wie vor nicht - im Gegensatz zu Einzelfällen, wie dem Domizil von Katharina Schnabl. In Borgholzhausen hatte es zwischenzeitlich sogar recht konkrete Pläne gegeben. So hatte ein lokaler Tischler darüber nachgedacht, drei oder vier Mini-Gebäude auf einem Grundstück neben dem Kroe-Künstlerhaus aufzustellen. Das zerschlug sich allerdings.
Mögliches Wohngebiet in Borgholzhausen scheiterte
Um herauszufinden, ob es im Altkreis Halle tatsächlich Interesse für diese neue Art zu wohnen gibt, hat das Haller Kreisblatt eine Umfrage auf seiner Homepage gestartet. Die Leser durften über die Frage „Halten Sie eine Tiny-House-Siedlung im Altkreis für eine gute Idee?“ abstimmen. Das Votum fiel eindeutig aus.
188 Leser haben teilgenommen. Der mit Abstand größte Anteil von 66 Prozent antwortete: „Ja. Unter den passenden Umständen würde ich sogar selbst einziehen.“ Weitere 24 Prozent sahen Tiny Houses eher als eine Idee für andere. Nur zehn Prozent glauben, dass die winzigen Häuschen in der Realität nicht funktionieren können.
Viele Anfragen: Gütersloher baut Tiny Houses in Toplage
Rein rechtlich steht einer solchen Siedlung offenbar auch hierzulande nichts im Weg. Mit dem nötigen politischen Willen sei es durchaus machbar, Tiny-House-Wohngebiete auszuweisen, erläutert Borgholzhausens Bürgermeister auf Nachfrage. „Das Baurecht muss dafür angepasst werden, aber das ist schon möglich“, sagt Dirk Speckmann, der bereits mehrfach betonte, dieses Wohnkonzept zu unterstützen.
Tiny Houses auch rund um Halle beliebt
Seiner Erfahrung nach, könne so ein Projekt auch an den künftigen Bewohnern scheitern. Im Falle der Kroe-Haus-Nachbarschaft habe es zwei interessierte Aspirantinnen gegeben, die leider abgesprungen seien, als es konkret wurde: „So etwas ist für viele ein Traum. Aber wenn es ernst wird, kommen viele noch mal ins Grübeln“, so der Bürgermeister. Schließlich sei ein solcher Schritt auch mit Investitionen verbunden.
Tatsächlich sind nicht alle Kommunen gleichermaßen offen für solche Projekte. Schon vor einigen Jahren hatte unsere Redaktion in den fünf Rathäusern des Altkreises nachgefragt, ob man sich entsprechende Wohngebiete vorstellen könnte. Die Antworten reichten von grundsätzlicher Offenheit bis Skepsis.
Die einzigen Tiny Houses im Altkreis Halle, die tatsächlich bezogen werden können, sind die von Berit und Alexander Polomka. Am Heidesee am Rande Versmolds hat das Paar eine kleine Feriensiedlung bauen lassen. Die beiden Warendorfer Innenarchitekten planen solche Kleinstgebäude mit ihrem Unternehmen Livingunits.