Offene Jugendarbeit

Freude über Geldsegen: Versmolder Unternehmer-Familie erfüllt großen Wunsch

Das Jugendzentrum ist wichtige Anlaufstelle für den Nachwuchs - aktuell mehr denn je. Schon länger reicht der Platz nicht mehr aus, um allen Bedarfen gerecht zu werden. Jetzt gibts eine Lösung.

Das Versmolder Jugendzentrum Westside bekommt die langersehnte Erweiterung - dank einer großzügigen Finanzspritze. | © Tasja Klusmeyer

Tasja Klusmeyer
15.06.2024 | 19.06.2024, 12:19

Versmold. Bald 20 Jahre gibt es das Jugendzentrum an der Schulstraße in seiner heutigen Form. 2005 bezog die Einrichtung das einstige Feuerwehrhaus und ist seitdem zentraler Ort der offenen Jugendarbeit in Versmold. In zwei Jahrzehnten ändern sich Bedarfe der Kinder und Jugendlichen, die Nachfrage nach den Angeboten ist gestiegen. Bereits mehrfach hat das Team der Stadt gegenüber signalisiert, dass es Raumprobleme im Westside gibt. Bisher hat man im Rathaus mit „einfachen Mitteln versucht, Abhilfe zu schaffen“, so Bürgermeister Michael Meyer-Hermann und nannte das Gartenhütten-Projekt als Beispiel. Nun ist der Weg für die lang ersehnte Erweiterung geebnet.

Die „Risken Family Foundation“ ist bereit, den An- und Umbau in großen Teilen zu finanzieren. Die Stiftung mit Sitz in Bad Rothenfelde an der geschichtsträchtigen Adresse der Heristo AG an der Pakrkstraße wurde erst im vergangenen Sommer ins Leben gerufen. Die Unternehmer Silke und Oliver Risken möchten mit dem sozialen Engagement jungen Menschen eine bessere Zukunft ermöglichen. „Wir stehen an der Seite von Kindern und Jugendlichen, die durch Krankheit, Unfall oder andere Schicksalsschläge in Not geraten sind und bieten ihnen die Unterstützung, die sie benötigen, um ihr volles Potenzial zu entfalten“, wird auf der Internetseite beschrieben.

In den vergangenen Monaten war die „Risken Family Foundation“ an verschiedenen Stellen in Erscheinung getreten. Versmolds früherer Pfarrer Dirk Leiendecker steht dem dreiköpfigen Kuratorium vor, das den Stiftungsvorstand mit Silke und Oliver Risken berät. Er war es auch, der der Stadt als Gebäudeeigentümerin und der evangelischen Kirchengemeinde als Trägerin die guten Nachrichten überbrachte, dass man seitens der Stiftung die dringend notwendige Erweiterung unterstützen wolle. „Sehr dankbar“ zeigte sich Bürgermeister Michael Meyer-Hermann jetzt im Ausschuss für Ausschuss für Bildung, Integration, Generationen, Kultur, Inklusion, Soziales und Sport angesichts des unerwarteten Geldsegens. Zusammen mit dem JuZ-Team und allen Beteiligten sei in den vergangenen Wochen eine „sehr runde und abgestimmte Planung“ entstanden.

Versmolder Jugendzentrum erfährt viel Zulauf

Architekt Frank Schönberg präsentierte das Vorhaben der Politik. Für insgesamt 126.000 Euro sollen ein Gruppenraum angebaut und der Fitnessraum ertüchtigt werden; Ausstattung inklusive. Zudem ist geplant, von der vorhandenen Werkstatt einen Abstellraum abzutrennen. Ebenso erhalten die Mitarbeitende angrenzend an ihr Büro eine kleine Team-Terrasse. 94.500 Euro finanziert die „Risken Family Foundation“, 31.500 Euro trägt der Kreis Gütersloh.

Architekt Schönberg sprach von einem „kompakten Konzept“, dessen Umsetzung den laufenden JuZ-Betrieb nicht wesentlich einschränken wird und das sich gut an die vorhandene Gebäudestruktur anfügt. Bauherrin soll die Kirchengemeinde sein. Im nächsten Schritt muss der Bauantrag eingereicht werden.

Wie dringend der Platzbedarf ist, belegte im Anschluss der Jahresbericht, den JuZ-Leiter Jens Schröder und Katharina Gimbel als zuständige Kreisjugendpflegerin vorstellten. Das Westside verzeichnet in allen Bereichen deutliche Zuwächse: ob nun bei den Stammgästen, bei Veranstaltungen oder Projekten. Auch im kreisweiten Vergleich nähme das Versmolder Jugendzentrum da eine besondere Rolle ein. „Es wird deutlich, wie wichtig der Ausbau ist, um allen Bedarfen gerecht zu werden“, so Gimpel. Inzwischen würden die Vor-Corona-Zahlen sogar übertroffen, unterstrich Jens Schröder. „Wir wollen nicht nur verwalten, sondern qualitativ gute Arbeit leisten.“

Wichtiger Halt und Orientierung für junge Menschen

Die Zielgruppe ist zwischen 6 und 21 Jahre alt. Die Altersspanne allein führt dazu, dass es differenzierte Angebote braucht. Die Kinder und Jugendlichen verbringen ihre Freizeit im Westside, treffen dort Freunde, können Hobbys nachgehen - aber eben nicht nur das. Die Themen, mit denen der Nachwuchs kommt, sind „sehr vielfältig“, fasst der Leiter zusammen. Es bestehe manchmal großer Gesprächsbedarf, und dafür brauche es Rückzugsmöglichkeiten. „Es ist erstaunlich, teilweise erschreckend, mit was sich junge Menschen beschäftigen oder beschäftigen müssen.“ Zuhause oder auch im Freundeskreis fänden sie oft für ihre Themen kein Gehör, „sie fühlen sich damit allein“.

Auftrag der Offenen Jugendarbeit, auch das betonten Katharina Gimbel und Jens Schröder, seien Mitgestaltung und Mitbestimmung - ein wichtiger Beitrag der politischen Bildung und für das Demokratie-Verständnis. „Der Rechtsruck ist bei der Jugend deutlich spürbar“, schildern beide ihre Wahrnehmung - ein Alarmsignal, dem das Westside mit seiner Arbeit begegnen möchte. Die Erweiterung schafft bessere Voraussetzungen.

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