Familien in Versmold

Fehlende Mittel: Jugendzentrum in Versmold vor riesigen Personalproblemen

Das Personal im Versmolder „Westside“ reicht nicht aus, um dem kompletten Bedarf gerecht zu werden. Eine neue Vollzeitkraft soll her. Doch es gibt Gegenwind.

Frust im Jugendzentrum in Versmold: Die Personalsituation wird sich in nächster Zeit verschlechtern. | © Tasja Klusmeyer

Andre Schneider
02.06.2025 | 02.06.2025, 12:03

Versmold. Die Forderung der evangelischen Kirchengemeinde ist klar: Der Träger des Jugendzentrums Westside fordert eine Aufstockung der hauptamtlichen Kräfte. Denn die Situation im „JuZ“ sei angespannt. Allerdings entschieden Versmolds Stadtratsmitglieder in der jüngsten Sitzung gegen eine Aufstockung. Man wolle abwarten, hieß es.

„Wir möchten auch zukünftig für vertrauenswürdige Rahmenbedingungen sorgen und starke Angebote für Kinder und Jugendliche machen können, weshalb es dringend einer Stellenaufstockung bedarf, um den Dynamiken und Herausforderungen adäquat begegnen zu können“, formulierte die Gemeinde in einem Antrag an die Stadt. Unterzeichnet ist das Papier von Jugendpfarrer Christian Stephan sowie von der Synodalen Jugendreferentin des Kirchenkreises Halle, Jana Ruhe. „Das Jugendzentrum Westside ist seit vielen Jahren eine verlässliche Institution und Anlaufstelle für viele Kinder und Jugendliche. Gut qualifizierte Fachkräfte gestalten in Zusammenarbeit mit Honorarkräften und Ehrenamtlichen vielfältige Angebote an sechs Tagen in der Woche“, heißt es weiter.

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Die Argumente für eine weitere Kraft liegen laut der Gemeinde und dem Kirchenkreis auf der Hand. Zum einen befürwortet der Kreis Gütersloh in seinem Kinder- und Jugendbericht aus September die Aufstockung der Stellen im Westside auf insgesamt 3,75 Fachkraftstellen. Zum anderen könnte sich die Situation in den kommenden Monaten verschärfen. Denn mit Inken Oelrichs ist derzeit eine sogenannte Anerkennungspraktikantin im Jugendzentrum beschäftigt. Sie sammelt nach ihrem Studium erste praktische Erfahrungen, wird allerdings nicht als volle Betreuungskraft angerechnet und benötigt als Berufseinsteigerin ebenfalls Ausbildungskapazitäten. Ihre Ausbildung endet im Sommer – Ersatz ist nicht in Sicht. Außerdem haben bereits zwei nebenamtlich Beschäftigte angekündigt, bald nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Fehlende Mittel für Westside Versmold

Hanna Burmester (v. l.), Inken Oelrichs, Jens Schröder, Christian Stephan und Calvin Strupat sorgen sich um die Zukunft im JuZ. - © Andre Schneider
Hanna Burmester (v. l.), Inken Oelrichs, Jens Schröder, Christian Stephan und Calvin Strupat sorgen sich um die Zukunft im JuZ. (© Andre Schneider)

Dass der Bedarf an zusätzlichen Fachkraftstunden immens ist, verdeutlichte unter anderem Hanna Burmester. Die Sozialarbeiterin ist mit 30 Wochenstunden hauptamtlich im Westside beschäftigt und machte die zahlreichen Aufgaben gegenüber den Mitgliedern des Sozialausschusses mit einem „Wimmelbild“ anschaulich. Genau ließen sich die vielfältigen Alltagssituationen nicht schildern. „Wir haben bis zu 80 Besucher täglich“, so Burmester. Das Westside sei also ein beliebter Anlaufpunkt für Jugendliche, die Aufgaben für das Personal hätten zudem zugenommen. Oft würden Honorarkräfte und Ehrenamtliche in die Bresche springen.

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Nun ist also die Politik am Zug. Dass der Bedarf da ist, darüber sind sich die Beteiligten einig. Allerdings sei der Zeitpunkt nicht optimal. „Wir sind gerade mitten in Veränderungsprozessen“, beschrieb Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Gerade läuft ein Bauantrag, für insgesamt 126.000 Euro soll ein Gruppenraum angebaut und der Fitnessraum ertüchtigt werden. Zudem ist geplant, von der vorhandenen Werkstatt einen Abstellraum abzutrennen. Ebenso erhalten die Mitarbeitende angrenzend an ihr Büro eine kleine Team-Terrasse. 94.500 Euro finanziert die „Risken Family Foundation“, 31.500 Euro trägt der Kreis Gütersloh.

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Schon im Sozialausschuss „BIGKISS“ reagierten insbesondere die Fraktionen aus CDU, UWG und FDP verhalten, bereits in diesem Jahr einen neuen Sozialarbeiter im Jugendzentrum einzusetzen. Man wolle die Veränderungen in der nahen Zukunft abwarten. Das finale Votum traf nun aber der Stadtrat. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, ohne dass Mitarbeiter des Jugendzentrums oder der Gemeinde vor Ort waren. Stattdessen stieg die SPD in Persona Liane Fülling für das JuZ in den Ring: „Es geht darum, die Qualität der Betreuung zu stärken. Die Personaldecke mit Jahrespraktikanten zu ergänzen, hat zwar teilweise geklappt, bietet aber keine langfristige Perspektive.“ Es werde schwieriger für das Jugendzentrum, die Aufgaben zu bewältigen. Natürlich spielen bei der Argumentation auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Denn im Haushaltsbudget für 2025 ist keine zusätzliche Vollzeitstelle einkalkuliert. „Die Kosten sind aber überschaubar, wenn wir ab September jemanden einstellen würden“, so Fülling. Bei den kommenden Haushaltsberatungen für 2026 könnten die Kosten dann voll einkalkuliert werden.

Personalprobleme in Versmold bleiben

Grundsätzlich seien Versmolds Lokalpolitiker mit der Arbeit im JuZ sehr zufrieden. „Wir freuen uns auf den Anbau. Die Arbeit, die dort gemacht wird, ist gut“, bilanzierte Matthias Ruch (CDU). Aber auch der Vorschlag der Verwaltung sei solide. Dieser besagt, dass eine Stelle für das Anerkennungspraktikum neu besetzt werden soll. Zudem soll das Thema für die Haushaltsberatungen 2026 wieder auf den Tisch kommen. „Wir verwehren uns einer neuen Stelle nicht dauerhaft“, unterstrich Henry Lucas Lohmann (FDP). Aber man solle vor allem auf Qualität achten. Yvonne Hantke (CDU) forderte, man solle insbesondere das Personal-Recruiting für die noch immer vakante Praktikanten-Stelle nun schleunig intensivieren.

Der Verwaltungsbeschluss wurde bei 22 Ja-Stimmen, 10 Mal Nein sowie zwei Enthaltungen angenommen. „Wir verstehen, dass nicht immer alles auf gleich geschehen kann, und sind dankbar für das, was die Stadt möglich macht, aber hoffen auch, dass bald weitere Gespräche geführt werden“, kommentierte Jugendpfarrer Christian Stephan das Ergebnis.

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