Lohnplus im Versmolder Betrieb - Kollegen in Niedersachsen müssen kämpfen

Versmold. Etwa 300 Beschäftigte der Frühschicht legten am Mittwoch, 14. Februar, laut Gewerkschaft NGG am Nortruper Standort von &bdquo;The Family Butchers“ (vormals Kemper) die Arbeit nieder. Mit dem Warnstreik - laut Presseinformation der erste der Firmengeschichte - soll den Forderungen in den aktuellen Tarifverhandlungen Nachdruck verliehen werden. Verhandelt worden war demnach schon am 6. Februar, Fortsetzung soll am 21. Februar sein. Etwa 1.300 Mitarbeitende sind in Nortrup nördlich von Osnabrück beschäftigt. &bdquo;Auch wenn der neue Name darauf hindeuten könnte, sind die Lohn- und Gehaltsstrukturen an beiden Standorten noch längst nicht ,familiär’, geschweige denn einheitlich geregelt“, kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit Blick auf die Familien-Metzgerei. Der Grund dafür liegt in den jeweiligen Haustarifverträgen, die für die früheren Betriebe Kemper und Reinert verhandelt worden waren. 2019 schlossen sich die beiden Traditionsunternehmen der Fleischwarenbranche zusammen, um ihre Position im hart umkämpften Markt zu behaupten und auszubauen - eine Ansage an die zum Tönnies-Konzern gehörende Zurmühlen-Gruppe. TFB ist in Deutschland zweitgrößter Hersteller von Wurst- und Fleischwaren und Teil von &bdquo;InFamily Foods“. Unter dem Dach der Holding wurden in den vergangenen Jahren die Sparten &bdquo;The Plantly Butchers“ (pflanzliche Produkte) sowie &bdquo;The Cultivated B“ (Fleisch aus dem Labor) weiter vorangebracht. Das Kerngeschäft hingegen kriselt. So hoch fällt das Lohnplus in Versmold aus Etwa 80 Kilometer liegen zwischen den beiden TFB-Keimzellen in Versmold-Loxten und Nortrup. Die Konditionen, zu denen die Beschäftigten arbeiten, sind unterschiedlich. Nach einer Fusion sei das erst mal nichts Ungewöhnliches und &bdquo;rechtlich möglich“, sagt Alexandru Zidaru, Gewerkschaftssekretär des Bielefelder Regionsbüros der NGG, auf Nachfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“. Er ist unter anderem für die Betriebe der Fleischindustrie in OWL zuständig und hat erst kürzlich die Verhandlung am TFB-Standort in Versmold geführt. Mit dem Verlauf und dem Ergebnis ist er zufrieden. Gleich in der ersten Verhandlungsrunde war eine Einigung zustande gekommen. Der neue Haustarif gilt wieder für 24 Monate und sieht Lohnerhöhungen in zwei Schritten vor: Im Februar gibt es sechs Prozent mehr Gehalt sowie eine Inflationsprämie in Höhe von 900 Euro. Im Mai 2025 folgt ein weiteres Plus von vier Prozent. Ebenso konnten Lohnerhöhungen und eine &bdquo;kleine Inflationsprämie“ für die TFB-Auszubildenden erreicht werden. Was Alexandru Zidaru ebenso als Erfolg wertet, ist die Anpassung bei der Zahl der Urlaubstage. Bisher habe es, ebenso den Veränderungen nach der Fusion geschuldet, unterschiedliche Verträge am Standort gegeben. Nun ist es am Werk in Mittel-Loxten einheitlich geregelt: Den Beschäftigten stehen 29 Urlaubstage im Jahr zu, ab 2025 sind es 30. &bdquo;Heutzutage der Standard für gute Tarife“, ordnet der Gewerkschaftssekretär ein. TFB spricht von &bdquo;erfolgreicher Einigung“ In Nortrup würde man vermutlich die Versmolder Konditionen seitens der NGG sofort akzeptieren. &bdquo;Während am Standort Versmold branchenübliche Entgelte und Bedingungen gelten, hinkt der größere Standort Nortrup vor allem bei der Höhe der Stundenentgelte hinterher“, bemängelt Peter Buddenberg, NGG-Geschäftsführer der Region Osnabrück. &bdquo;Bei Stundenlöhnen zwischen derzeit 12,94 Euro und 14,98 Euro kann man gut nachvollziehen, dass die Beschäftigten ein angemessenes Lohnplus erwarten“, wird Buddenberg in einer Pressemitteilung zitiert. Die in einer NGG-Mitgliederversammlung im Oktober 2023 beschlossene Forderung zu einer Festlohnerhöhung in Höhe von 520 Euro brutto sei in der ersten Verhandlungsrunde vom Arbeitgeber &bdquo;weitgehend unbeantwortet“ geblieben. &bdquo;Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, diese Forderung der Osnabrücker Gewerkschaftskollegen kann Alexandru Zidaru gut nachvollziehen. Der Bielefelder Gewerkschaftssekretär weiß aber auch, dass der Weg dorthin manchmal steinig sein kann. &bdquo;Das hat mit wirtschaftlichen Interessen zu tun“, sagt er. Auf die &bdquo;wirtschaftlichen Herausforderungen“ verweist auch das Unternehmen in seinem Statement an die Redaktion. &bdquo;Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, die Belange unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Tarifverhandlungen angemessen zu berücksichtigen“, teilt TFB auf Anfrage mit. Diese Grundhaltung habe das Unternehmen bei den Verhandlungen für beide Standorte geleitet; auf Wunsch der Arbeitnehmervertretung seien diese getrennt geführt worden. &bdquo;Die erfolgreiche Einigung in der ersten Runde für den Standort Versmold bestätigt unser Engagement, im Interesse unserer Belegschaft zu handeln. Wir streben dasselbe positive Ergebnis auch für den Standort Nortrup an und setzen unsere Verhandlungen wie geplant am 21. Februar 2024 fort, um eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu erreichen.“

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