Wursthersteller in Versmold unter neuer Regie: Das erwartet die Gewerkschaft

Versmold. Dieser geplante Deal wird die Karten in der Fleisch- und Wurstwarenindustrie noch einmal neu mischen: Die Premium Food Group (PFG) will die Mehrheit beim von der Zahlungsunfähigkeit bedrohten Konzern TFB (früher &bdquo;Reinert“) übernehmen. Und würde als Mutterkonzern des Marktführers &bdquo;Zur Mühlen“ noch mehr Einfluss auf der Produktionsebene erlangen. Aber was bedeutet es eigentlich für die 665 Mitarbeitenden, wenn ihr Unternehmen bald einen neuen Mehrheitsgesellschafter hat? Die Übernahme muss wie berichtet noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden – aber natürlich treiben die jüngsten Entwicklungen die Beschäftigten bereits jetzt um. &bdquo;Da ist schon eine gewisse Verunsicherung zu spüren, wir haben einige Mails von Mitgliedern bekommen, die uns fragen, was das jetzt für sie heißt“, berichtet Alexandru Zidaru, Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“. Die beteiligten Unternehmen gingen mit Informationen zu solchen Geschäften naturgemäß sparsam um. &bdquo;Aber bei TFB wusste man ja schon länger, dass der Konzern in der Restrukturierung steckt und Veränderungen anstehen“, so Zidaru. Mit einer Übernahme durch die PFG habe er allerdings auch nicht gerechnet. &bdquo;Dass es durch diese neue Struktur zu Jobverlusten kommt, davon gehen wir aber erst einmal nicht aus. Da beruhigen wir auch unsere Mitglieder.“ Tarifvertrag bei TFB in Versmold läuft zum Jahresende aus Bei TFB hat die Gewerkschaft einen Haustarifvertrag abgeschlossen, der seit Anfang 2024 gilt. &bdquo;Er wird Ende des Jahres auslaufen – bald stehen also Tarifverhandlungen an“, so Zidaru. Sollte die Übernahme genehmigt werden, wäre das allerdings ein pikanter Zeitpunkt, denn dann säße die Gewerkschaft mit neuen Mehrheitseigentümern am Tisch. &bdquo;Natürlich stehen wir bereit zu Tarifgesprächen und erwarten auch, dass TFB tarifgebunden bleibt“, betont der Gewerkschaftssekretär. Aber letztlich will die PFG ein Krisenunternehmen schlucken und wird sicher auf der Suche nach Sparpotenzialen sein. TFB-Krise: Erste Reaktionen auf den Mega-Deal in der Wurst-Branche Der Schlachtkonzern brenne nicht unbedingt auf Tarifverträge, weiß Alexandru Zidaru aus Erfahrung zu berichten. 2014 hatte seine Tochter Zur Mühlen den Versmolder Fleisch- und Wurstwarenhersteller Nölke übernommen, in HN Produktion umbenannt – und war aus dem Tarifvertrag ausgestiegen. &bdquo;Nach sieben Jahren ist es uns hier allerdings gelungen, mit dem Unternehmen eine tarifliche Vereinbarung zu schließen. Sie setzen sich durchaus mit uns an den Tisch.“ Die Beschäftigten bei TFB sollten allerdings verstehen, dass ihnen in kommenden Verhandlungen nichts geschenkt werde. Der Organisationsgrad beim Versmolder Unternehmen sei gut – &bdquo;aber wir arbeiten weiter daran, ihn zu erhöhen“. Nur eine gewisse Schlagkraft der Gewerkschaften sei Grundlage für gute Tarifverträge, betont der NGG-Funktionär. Knifflige Tarifverhandlungen in Versmold zu erwarten Dass die Bedingungen für die Arbeitgeber nicht einfach sind, mag Zidaru nicht verhehlen: &bdquo;Die Konzentration auf dem Markt hat sich abgezeichnet, die sprunghaften Preisanstiege beim Rohstoff haben den Herstellern sehr zugesetzt.“ Unternehmen, die nicht ausreichend kapitalisiert seien, könnten das nicht verkraften. &bdquo;Da unterbleiben dann oft Investitionen in die Instandhaltung oder neue Maschinen. Wer Milliardenumsätze macht, kann da natürlich ganz anders agieren.“ Immerhin – an den Investitionen in Versmold soll trotz der TFB-Krise auch unter neuer Regie festgehalten werden. Alexandru Zidaru fordert generell, dass der Wettbewerb zwischen den Unternehmen über die Produktivität und nicht über die Löhne laufe. &bdquo;Generell in der Lebensmittelindustrie und besonders in der Fleischwarenbranche liegen die unteren Lohngruppen schon nahe am Mindestlohn.“ Vor diesem Hintergrund sei es bedenklich, dass die Tarifbindung in der Branche immer mehr abnehme. Die NGG bereitet sich also schon jetzt auf knifflige Verhandlungen bei TFB gegen Jahresende vor. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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