Traditionsbäckerei schließt: Versmold verliert eine beliebte Anlaufstelle

Versmold. Der Verkaufswagen der Bäckerei Volkmann gehört seit Jahrzehnten zum gewohnten Bild auf dem Versmolder Wochenmarkt. Die Nachricht aus Bad Rothenfelde, dass der Betrieb zum Jahresende aufgegeben wird, hat es bereits über die Landesgrenze geschafft. Das Bedauern der Kunden, so merkt man am Stand, ist groß. &bdquo;Die Menschen sind traurig, dass es nicht mehr weitergeht“, schildert Martin Volkmann die Reaktionen, die er auch im Ladenlokal in der Nähe der Salinen mitbekommt. Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ hat den Bäckermeister dort besucht, um mit ihm über die Gründe zu sprechen. Martin Volkmann steuert auf seinen 70. Geburtstag zu. Sohn Phillip Volkmann ist zwar in seine Fußstapfen getreten, übernehmen möchte der Bäckermeister den Betrieb aber nicht. Phillip Volkmann hat andere berufliche Pläne, und da kein Nachfolger für die Bäckerei gefunden werden konnte, gehen an der Bahnhofstraße in knapp zwei Monaten die Öfen aus. Je näher der Termin rückt, desto mehr Wehmut kommt auf. Martin Volkmann ist Bäcker mit Leib und Seele - der Abschied fällt ihm nicht leicht. &bdquo;Das hier ist mein Leben“, sagt er und lässt den Blick durch den Verkaufsraum schweifen: &bdquo;Ich würde alles genau so wieder machen.“ Dass er sein Berufsleben lang mitten in der Nacht aufstehen und in die Backstube musste, habe ihn nie gestört. Dass er um 20 Uhr abends schon ins Bett geht, wenn andere gerade Freizeit und Feierabend genießen, ebenso nicht. &bdquo;Ich habe meine Arbeit nie als Plage empfunden.“ Familien-Bäckerei blickt auf lange Tradition Die Wurzeln des Familienbetriebes reichen ins Jahr 1936 zurück. Martin Volksmanns Vater eröffnete seinerzeit im schlesischen Breslau eine Bäckerei. 1956 ging es in Hannover weiter. Martin Volkmann lernte das Bäckerhandwerk. Sein älterer Bruder übernahm den elterlichen Betrieb, Martin Volkmann machte sich 1984 in Bad Rothenfelde selbstständig. Adresse mit langer Tradition: Nach Abriss: Bäckerei-Ära in Versmold ist nun endgültig Geschichte &bdquo;Mir gefiel die Ecke“, erinnert sich der 69-Jährige. Die Inhaber suchten seinerzeit einen Nachfolger. Doch der Start als Neuer von außerhalb sei &bdquo;nicht einfach“ gewesen. Martin Volkmann und seine damalige Frau ließen sich nicht unterkriegen. &bdquo;Sie sagte damals zu mir: Wenn die Leute nicht zu uns kommen, müssen wir eben zu den Leuten“, erzählt der Chef. Mit einem Verkaufswagen fuhren die Volksmanns übers Land, um ihre Backwaren zu verkaufen. Das machten sie bis 1995. Danach begannen sie mit Verkaufsständen auf Wochenmärkten in der Region. &bdquo;Eine gute Entscheidung“, so Martin Volkmann. Auch Halle und Versmold gehören zu den Standorten. Früher war die Bäckerei Volkmann zudem auf dem Steinhagener Wochenmarkt vertreten, doch dafür fehlte irgendwann das Personal. Bäckermeister lobt sein Team in Halle und Versmold Anders in Halle und Versmold, wo sich Martin Volkmann besonders auf Thekla Medeweller (Halle) und Jutta Mausch (Versmold) verlassen kann. Sie sind schon lange dabei und bekannt bei der Kundschaft. &bdquo;Solche Leute braucht man“, sagt der Chef. &bdquo;Das muss unbedingt erwähnt werden.“ Insgesamt freut er sich über ein motiviertes etwa 15-köpfiges Team in Backstube, Bäckerei und auf den Wochenmärkten. Dankbar ist er auch seinen Kindern und seiner Frau für die Unterstützung. &bdquo;In der Größenordnung bleibt es immer ein Familienbetrieb.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Deutsche Innungsba?cker (@innungsbaecker) Das Bäckerhandwerk hat es nicht leicht. Im &bdquo;Bäckerei-Monitor Deutschland 2025“ berichtet die Gewerkschaft NGG von einer sinkenden Zahl an Betrieben (30 Prozent in zehn Jahren) und zahlreichen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Arbeitsbelastung und Strukturwandel. Währenddessen wächst die Brotindustrie weiter. Großbäckereien erweitern ihr Filialnetz. Die NGG kommt im Kern dennoch zu dem Ergebnis, dass mit regionalen Produkten und handwerklicher Qualität gepunktet werden könne. Denn &bdquo;gutes Brot hat überall Zukunft“, heißt es in der Presseveröffentlichung vom 10. Oktober 2025. Das zeichnet die Backwaren aus Bad Rothenfelde aus Diese Aussage würde Martin Volkmann wohl unterschreiben. Angesprochen auf die Schwierigkeiten seiner Branche schüttelt er sofort den Kopf und winkt ab. &bdquo;Filialisten haben ihre Berechtigung“, sagt der 69-Jährige. Bange sei ihm deshalb nie gewesen. Der Bäckermeister hat seine Nische im Markt schon lange gefunden. &bdquo;Wir haben unsere Handschrift und erreichen damit unsere Kundschaft.“ Martin Volkmann verlässt kurz den Tisch, um als Beleg für die Qualität seiner Produkte eine Auswahl an Gebäck zum Probieren zu holen. Der Rothenfelder hat seine Prinzipien: keine Backmittel, keine Zusätze, Butter statt Margarine und bei den Vollkornprodukten Honig statt Zucker. Martin Volkmann ist selbst Imker und verarbeitet den Honig seiner Bienen. Beim Getreide hat der 69-Jährige einen klaren Favoriten: Dinkel. Das zeigt sich auch im Namen seines Betriebes. Die Dinkelbäckerei St. Hildegard ist benannt nach der Ordensschwester Hildegard von Bingen. &bdquo;Auch sie war von Dinkel überzeugt“, erzählt Volkmann. Versmolder Wochenmarkt bald ohne Backwaren? Sein eigener Glaube, seine Haltung und seine Leidenschaft zum Beruf spiegeln sich an mehreren Stellen in der Bäckerei wider. Im Verkaufsraum und in der Backstube sind überall Sprüche zu lesen - viele kleine Botschaften mit Bezug zum Essen, dem Bäckerhandwerk und auch zum Glauben. &bdquo;Ich habe immer versucht, den Leuten mehr als nur Brot und Brötchen mitzugeben“, sagt Martin Volkmann. Mehr zum Thema: Experiment ohne Bargeld: Borgholzhausener Bäckerei hat sich entschieden Seine Spezialitäten sind auch in Versmold beliebt. Doch damit ist bald Schluss. Nicht nur die treue Stammkundschaft bedauert das, auch die Versmolder Marktbeschicker-Kollegen. Josef Rohlmann, Vorsitzender des Vereins Erlebniswochenmarkt, spricht von einem &bdquo;herben Verlust“. Der Bäckerwagen sei ein &bdquo;Magnet“, &bdquo;er wird uns sehr fehlen“. Der Verein hält nach einem Ersatz Ausschau. &bdquo;Das wird aber schwierig.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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