Zu viele Erstklässler: Versmolder Schule muss Kinder ablehnen

Versmold. So dramatisch wie in Bielefeld, wo viele Familien um den Wunschplatz zittern müssen, ist es in Versmold lange nicht. An 25 der 44 städtischen Grundschulen überstiegen in der Großstadt die Anmeldungen für das neue Schuljahr die Aufnahmekapazität entsprechend der Regelzügigkeit. Die Folge: Kinder müssen abgewiesen werden und je nach Verfügbarkeit weitere Wege zur Schule in Kauf nehmen. Der überwiegende Teil der Versmolder Kinder wird ab Sommer an der Schule seiner Wahl eingeschult werden können. Knifflig war es aber auch hier, und ganz ohne Ablehnungen ging das Anmeldeverfahren nicht vonstatten. Ungewöhnlich starker erster Jahrgang Die Stadtverwaltung stellte im Ausschuss für Bildung, Integration, Generation, Kultur, Inklusion, Soziales und Sport (BIGKISS) die aktuelle Schülerzahlprognose bis 2029/30 vor. Demnach liegt die Zahl der Grundschüler zunächst bei knapp 900 - so hoch wie noch nie. Ab 2028 wird sie erstmals wieder leicht sinken. &bdquo;Wir haben eine attraktive und vielfältige Schullandschaft“, findet Bürgermeister Michael Meyer-Hermann mit Blick auf die fünf Standorte mit teilweise unterschiedlichen Schwerpunkten und pädagogischen Konzepten. Besonders groß ist im kommenden Schuljahr der erste Jahrgang mit 245 Kindern (tatsächliche Anmeldezahl). Neue Schule überzeugt offenbar viele Familien Ein &bdquo;erwartbar hohes Interesse“ verzeichnet die kleinste Grundschule im Ortsteil Bockhorst. Meyer-Hermann führt das zum einen auf eben jenen starken Jahrgang zurück und zum anderen auf die Lernbedingungen. Erst im Herbst hat die Schule den Neubau am Eschkamp bezogen - ein helles, modernes, großzügiges Gebäude. Die Folge: Es meldeten mehr Familien ihre Kinder an, als Bockhorst als einzügiger Standort aufnehmen kann. &bdquo;Wir mussten dort erstmals Kinder ablehnen“, berichtete der Bürgermeister im BIGKISS. Betroffen davon seien Familien aus Nachbarkommunen. Zudem musste mit dem Verbundpartner in Loxten nachgesteuert werden, was auch in der Vergangenheit schon vorgekommen war. In Loxten werden zwei erste Klassen gebildet Die erste Klasse in Bockhorst wird mit 29 Mädchen und Jungen dennoch ungewöhnlich groß sein. Insgesamt besuchen ab Sommer 104 Kinder den Standort - es gab Jahre, da waren es nur 70. Künftig wird sich - laut Prognose - die Situation allerdings wieder entspannen. Eine ähnliche Entwicklung wird für den Partner in Loxten vorausgesagt: Der erste Jahrgang in diesem Sommer ist mit 45 Kindern zwar groß. Der Vorteil: Es können zwei Klassen gebildet werden. Im Prognose-Zeitraum geht die Gesamtschülerzahl in Loxten kontinuierlich von 139 auf unter 100 zurück, was wieder eine durchgängige Einzügigkeit bedeutete. Grundschulverbund Peckeloh-Oesterweg/Hesselteich In Peckeloh hingegen geht man zurzeit von einer konstanten Stärke zwischen 115 und 130 Schülern aus. 37 Anmeldungen führen in diesem August ebenso dazu, dass eine zusätzliche Flex-Klasse gebildet wird. &bdquo;Räumlich bekommen wir das hin“, informierte Michael Meyer-Hermann. Genauso wie beim ähnlich großen Verbundpartner in Oesterweg/Hesselteich (27 Anmeldungen, um die 130 Schüler gesamt) werden die Kinder des ersten und zweiten Jahrgangs in der flexiblen Eingangsstufe unterrichtet. Zu wenig Lehrer für mehr Klassen? Die Situation, dass Kinder wie jetzt in Bockhorst abgelehnt werden müssen, hat Leiterin Astrid Rosemann in den Vorjahren bereits in Oesterweg erleben müssen. &bdquo;Das ist immer eine Gratwanderung“, schilderte sie im Ausschuss. Bei 29 Kindern ist die Aufnahmekapazität für eine erste Klasse erschöpft; für die anderen Grundschuljahrgänge gibt es keine Obergrenze. Ob Kinder abgelehnt werden oder ob bei hoher Anmeldezahl eine weitere Klasse gebildet werden kann, obliegt dabei nicht allein der Schulleitung. Da wird zum einen der Blick aufs gesamte Stadtgebiet geworfen, zum anderen spielt die Personalsituation eine Rolle. &bdquo;Wir konnte alle Eingangsklassen bilden, wie wir bilden wollten“, so Meyer-Hermann über das kommende Schuljahr. Astrid Rosemann betonte auch, dass die Klassengröße allein keinen Rückschluss auf die Lernatmosphäre zulässt. &bdquo;Auch eine Klasse mit 20 Kindern kann anstrengend sein und Probleme mitbringen.“ Versmolds größte Grundschule kommt ans Limit Die mit Abstand größte Grundschule in Versmold an der Wersestraße und eine der größten kreisweit wächst laut Prognose in den kommenden sechs Jahren weiter: von 402 auf 434 Schüler. Die ersten Jahrgänge werden dort kontinuierlich mehr als 100 Kinder aufnehmen, teilweise sogar deutlich mehr. Eine Entwicklung, die am Sitzungstisch einige Sorgenfalten hervorrief. &bdquo;Diese Zahlen lassen uns nicht entspannen“, kommentierte Ausschussvorsitzender Patrick Schlüter (SPD). &bdquo;Zumal die Sonnenschule auch unterjährig durch Zuzug aufnimmt.“ Mit 430 Kindern arbeite man dort &bdquo;am absoluten Anschlag“, so Schlüter. Schon mehrfach wurde in der Politik über Lösungen gesprochen: von Anbau über Dependance. Bürgermeister Michael Meyer-Hermann bekräftigte erneut, dass man mit der Schulleitung dazu intensiv im Gespräch sei und es verschiedene Überlegungen gebe. &bdquo;Wir haben uns gerade auf den Weg gemacht, das Raumkonzept pädagogisch zu überdenken.“ Weiterführende CJD-Schulen sollen profitieren Bei allen Herausforderungen, die die hohen Schülerzahlen bedeuten: Die Stadt bewertet die Entwicklung insgesamt positiv und sieht damit auch gutes Potenzial für die weiterführenden Schulen im Ort. In den kommenden Jahren stehen jeweils zwischen 200 und 245 Viertklässler vor einem Wechsel. Im Rathaus hofft man, dass möglichst viele von ihnen sich für das CJD entscheiden.

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