Darum werden im Versmolder Naturschutzgebiet Bäume und Büsche entfernt

Versmold. Das Betreten der Wiesen im Versmolder Bruch ist für Unbefugte verboten - das Befahren erst recht. Da wird der eine oder andere Passant in dieser Woche vielleicht empört oder verwundert zur Kenntnis nehmen, dass an verschiedenen Stellen schweres Gerät im Einsatz ist. Es werden in größerem Umfang Sträucher zurückgeschnitten und außerdem einige Bäume gefällt. "Wenn Gehölz fällt, ist der Aufschrei immer groß", weiß Bernhard Walter. Der Leiter der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld findet das "im Prinzip auch gut". Deshalb geht er im Falle des Versmolder Bruches den Weg an die Öffentlichkeit. Er erklärt dem "Haller Kreisblatt", was es mit der am Montag gestarteten Maßnahme auf sich hat. Das Bruch ist ein wichtiges Feuchtwiesenschutzgebiet und bietet insbesondere Wiesenvögeln wertvollen Lebensraum. "Die offene Kulisse gehört dazu", sagt Walter. Brachvogel, Kiebitz und Feldlerche brüten beispielsweise dort. "Sie meiden Gebüsche", erklärt Bernhard Walter, denn im vermeintlichen Schutz der Sträucher lauern Gefahren, beispielsweise verstecken sich dort gerne Waschbär oder Wiesel. Stattdessen brauchen Wiesenvögel offene Bereiche, die das Bruch gerade im Versmolder Teil bietet. Auch Feuchtwiesen speichern CO2 Über die Jahre sind allerdings viele Stellen zugewuchert. "Es wurde lange nichts mehr gemacht", sagt Bernhard Walter. Nun sei ein Rückschnitt, der an manchen Stellen radikal wirken mag, erforderlich. "Danach haben wir für die nächsten Jahre wieder Ruhe." Die Maßnahme wird vom Kreis Gütersloh als Untere Naturschutzbehörde mit Fördergeldern der Bezirksregierung und in Absprache mit der Biologischen Station durchgeführt. In einem ersten Schritt wird in dieser Woche der Gehölzschnitt westlich der Rebhuhnstraße vorgenommen - vom Turm an der Wiesenstraße aus bleiben die Fahrzeuge nicht unbemerkt. An der Aussichtskanzel selbst ist bereits viel Buschwerk entfernt worden. Diese Arbeiten dienten auch der Verkehrssicherungspflicht, wie der Leiter der Biologischen Station sagt. Äste drohten dort, herabzustürzen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird östlich der Rebhuhnstraße Gehölzschnitt vorgenommen. Lesen Sie auch: Nach Dürresommer: Wie steht es um den Versmolder Stadtpark? So erhaltenswert Bäume und Pflanzen grundsätzlich seien, bei Spezialbiotopen wie dem Bruch legt Bernhard Walter den Fokus auf einen anderen Punkt. "Wir müssen alles dafür tun, dass die Lebensräume in einem optimalen Zustand sind", sagt er. Zumal ihm ein Aspekt wichtig ist zu betonen: Feuchtwiesen seien, ähnlich wie Moore, bessere CO2-Speicher als manche Waldbereiche. Trockenheit macht weiter Probleme Um die offene Feuchwiesenstruktur am südlichen Stadtrand zu erhalten, wurde bereits eine andere Maßnahme umgesetzt: die Wiederherstellung der Flößwiesen. Nach 2018 und 2019 ist der Ziegenbach in diesem Sommer erneut trockengelaufen. &bdquo;Ein Alarmsignal", sagte Bernhard Walter im Juli dem "Haller Kreisblatt". Um das Austrocknen der sensiblen Flächen zu verhindern, wurden zwei Flachgewässerzonen geschaffen. "Das hat sich schon bewährt", sagt Bernhard Walter, der Kiebitze und das erste Mal seit 20 Jahren wieder eine Löffelente beim Brüten beobachtete. In den Flachwasserzonen spiele sich das Leben ab - zurzeit sind sie allerdings noch etwas zu trocken. "Wir brauchen mehr Regen, um den Ziegenbach aufzufüllen", so der Bruch-Experte. Der Sommer sei einfach viel zu trocken gewesen. Die feuchten Wiesen mögen auch Blessgänse, typische Wintergäste aus der Arktis. Etwa 200 Stück seien schon da, sagt Bernhard Walter. "Sie überwintern zunehmend hier. Ihnen gefällt es am besten, wenn Wasser auf den Wiesen steht." Kraniche hingegen suchen das Bruch auf ihrer Durchreise auf, tanken hier Kraft für den Weiterflug. Gehölzschnitt und Flachwasserzonen sollen dazu beitragen, dass das Bruch wertvoller Lebensraum für Flora und Fauna bleibt.

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