Versmold. Der Loxtener Fleischwarenhersteller Reinert und Kemper aus Nortrup bei Osnabrück wollen fusionieren und mit (vorerst) 2.600 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 700 Millionen Euro als »The Family Butchers« (TFB) die Nummer zwei auf dem deutschen Wurstmarkt werden. Das ist schon allein eine spektakuläre Nachricht für die Branche – doch noch spannender dürfte die Umsetzung dieser Großfusion werden.
Vor allem für die Beschäftigten der beiden Betriebe stellt sich seit Dienstag die Frage, ob und wo sie künftig noch gebraucht werden. „Natürlich sind die Gespräche zum Zusammenschluss im Vorfeld unter dem Aspekt der Kosteneffizienz geführt worden", sagt ein Reinert-Sprecher auf HK-Anfrage ganz offen. „Dabei wird auch diskutiert, welche Spar-Potenziale sich heben lassen, welche zentrale Funktionen künftig an welchen Standorten sitzen." Denn in der augenblicklichen Situation der Branche seien Kosteneinsparungen nun einmal die einzige Steuerungsmöglichkeit.
„Man wird schauen, wo es Dubletten gibt und die dann abbauen", so der Sprecher, der aber zugleich betont, dass die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Hans-Ewald Reinert und Dr. Wolfgang Kühnl die Herzen der Mitarbeiter für die Fusion gewinnen und mögliche Ängste abbauen wollten.
Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern würden sicherlich zeitnah beginnen – detailliert verhandelt werden dürfte aber erst, wenn die Fusion genehmigt ist. Die Verantwortlichen hoffen Anfang Dezember auf eine positive Entscheidung des Kartellamtes für die Fusion zu TFB, denn „angesichts der Dominanz der Zur-Mühlen-Gruppe würde ein weiterer großer Spieler den Wettbewerb doch eher beleben", so der Sprecher.
Vorteil gegenüber Lieferanten und Handelspartnern
Das neue Großunternehmen könnte zudem selbstbewusster gegenüber den Rohstofflieferanten und auch dem Handel auftreten. „Wir wären dann ein strategischer Partner, den man nicht einfach links liegen lassen kann", so der Sprecher. Die neue Marke TFB muss kontinuierlich aufgebaut werden, an einem Logo wird bereits gearbeitet, die Produktmarken der bestehenden Unternehmen werden aber weiter gepflegt – bei Reinert wären hier sicherlich »Bärchen« oder die Sommerwurst zu nennen. Auch der Unternehmensname selbst besitzt einen strategischen Wert.
Von TFB erhoffen sich die Verantwortlichen allerdings weitere Optionen: „Reinert und Kemper haben jetzt den ersten Schritt gemacht. Doch der Wurstmarkt ist im Umbruch, vielleicht entsteht hier eine Plattform, der sich weitere Betriebe anschließen", sagt der Sprecher.