Inkognito auf Jobsuche: Beliebter Pfarrer verlässt Steinhagener Ortsteil

Steinhagen-Brockhagen. Im April 2022 kam Andreas Hoenemann in Brockhagen an. Als Synodalvikar trat der gebürtige Mindener die Vertretung des Superintendenten André Heinrich an, der bis dahin die St. Georgsgemeinde betreut hatte. Seitdem ist viel passiert: Hoenemann wurde zum Pfarrer ordiniert, hat geheiratet und neue Formate auf den Weg gebracht. Jetzt steht eine neue Station seines Lebensweges an. Andreas Hoenemann betreute in Brockhagen zum ersten Mal eine Gemeinde quasi in Eigenregie. &bdquo;Als Vikar hält man sich an vielen Stellen im Schatten des Mentors auf“, sagt der 32-Jährige. Zwar ist André Heinrich offiziell der zuständige Pfarrer und Leiter des Presbyteriums, doch durch seine Superintendenten-Tätigkeit im Kirchenkreis bleibt ihm für Brockhagen nicht viel Zeit. Diese Lücke füllte Andreas Hoenemann. In Brockhagen genoss der Geistliche nicht nur einen herzlichen Empfang. &bdquo;Ich fühle mich einfach sehr wohl auf dem Dorf“, sagt er. &bdquo;Alles ist überschaubar und der Weg in die Natur ist nicht weit.“ Schon seine Vikarstelle füllte er davor im ländlichen Werdohl im Sauerland aus. Pfarrer hat mehrere Projekte in Brockhagen angestoßen Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau kennen. Nach Brockhagen zog Hoenemann aber zunächst alleine. &bdquo;Ich konnte in eine teilmöblierte, kleine Wohnung ziehen.“ Per Zufall liegt sie in derselben Straße, in der auch Heinrichs Pfarrhaus steht. &bdquo;Wir haben das Gebiet spaßeshalber immer die heilige Meile genannt“, erzählt der junge Pfarrer lachend. Diesen Titel darf er seit zwei Jahren tragen. Im Oktober 2023 wurde er ordiniert. Während seiner Zeit in Brockhagen hat Andreas Hoenemann mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen einige Projekte angestoßen. So wie den &bdquo;Echtzeit“-Gottesdienst. Der findet alle zwei Monate abends statt. In der Regel kommen rund 80 Besucher. &bdquo;Deutlich mehr als sonst im Gottesdienst.“ Auch der Familiengottesdienst, den alle Generationen gemeinsam feiern, entpuppte sich als Erfolg. &bdquo;Man hat mir immer den Rücken gestärkt, mir nie Steine in den Weg gelegt, viel Nachsicht mit mir geübt“, ist Hoenemann dankbar, dass er vieles ausprobieren durfte. Klein, überschaubar, familiär - so ähnlich wie Brockhagen sollte auch die neue Pfarrstelle sein. Doch wie finden Geistliche überhaupt ein Schmuckstück, das zu ihnen passt? Nicht über herkömmliche Anzeigenblätter jedenfalls. &bdquo;Die Landeskirche veröffentlicht regelmäßig eine Stellenbörse“, erklärt Andreas Hoenemann, der das Angebot zunächst gründlich studierte. Den Gemeinden, die für ihn infrage kamen, stattete er einen unangekündigten Besuch ab. Inkognito. &bdquo;Ich hab mich so wie jedes andere Gemeindemitglied in den Gottesdienst gesetzt“, berichtet Hoenemann. Wenn es hinterher noch Heißgetränke in einem Kirchcafé gab, und das neue Gesicht gefragt wurde, wer es denn sei, enthüllte der Geistliche natürlich seine Identität und Absicht. Freundliche Begrüßung gab beim Jobwechsel den Ausschlag Besonders freundlich wurde er offenbar in der Gemeinde Oberholzklau begrüßt. Die Dorfgemeinde aus sieben kleinen Orten zählt 6.600 Einwohner, knapp die Hälfte ist Mitglied der evangelischen Kirche. Der Kirchmeister führte Hoenemann spontan durch das Gotteshaus, das Gemeindezentrum und die Pfarrwohnung. Bewerber und Finanzverwalter waren sich auf Anhieb sympathisch. Hoenemann verbrachte daraufhin ein ganzes Probe-Wochenende in Oberholzklau, lernte das Presbyterium und weitere Gemeindeglieder kennen. Danach war klar: Hoenemann wollte, und die Verantwortlichen wollten ihn. Mit einer Probepredigt und bei einem Vortragsabend stellte sich der Geistliche dann später im offiziellen Präsentationsverfahren der gesamten Gemeinde vor. Auch die gab ihren Segen. Neuer Pfarrer für Brockhagen ist bereits gefunden Der Wechsel war perfekt. Und kam für beide Seiten zur rechten Zeit. Die Pfarrstelle im Siegerland war bereits eineinhalb Jahre vakant. &bdquo;Im kommenden Jahr wird außerdem ein neuer Personalschlüssel eingeführt“, berichtet Andreas Hoenemann. Einer vollen Pfarrstelle müssen dann 4.000 statt bisher 3.000 Gemeindeglieder gegenüberstehen.“ Durch den Dienstantritt noch in diesem Jahr, erhofft sich der Geistliche eine gute Lösung, wenn 2026 in die neue Regel greift. Doch jetzt heißt es erst einmal die Umzugskisten packen. Offizieller Dienstbeginn ist am 1. November. Seine Frau Isabel - die beiden haben im vergangenen Sommer in Werdohl geheiratet - beendet Ende Oktober ihr Referendariat an der Borgholzhausener Gesamtschule. Auch sie hatte Glück. &bdquo;Sie fängt als Lehrerin für Mathe und Physik an einer Gesamtschule in Siegen an. Die gute Nachricht hat uns erst vor ein paar Tagen erreicht.“ Hoenemanns Nachfolge ist bereits geregelt. Der 62-jährige Pfarrer Michael Czylwik ist ab dem 1. Dezember im Einsatz. Offiziell wird er am dritten Adventssonntag beim Open-Air-Gottesdienst auf dem Brockhagener Sternchenmarkt vorgestellt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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