Schulstreit: Steinhagen bereitet sich erneut auf eine Konfrontation vor

Steinhagen. Das Rathaus bereitet sich auf die kommende Einschulungsphase vor. Ein Beschluss im Schulausschuss soll möglichst vielen Steinhagener i-Dötzen ermöglichen, im Sommer auf die Realschule zu wechseln. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Ärger gegeben, weil es passieren konnte, dass Steinhagener Schüler zu Gunsten von Jugendlichen anderer Orte abgelehnt werden mussten. Was die Nachfrage angeht, könnte die Realschule problemlos einen vierten Zug eröffnen. Das verhindert aber bisher die Bezirksregierung, um den Schulfrieden nicht zu gefährden (wir berichteten). Die Sorge: Eine zu große Realschule könnte der Haller Gesamtschule Neuzugänge streitig machen. Wenn die Gesamtschule zu wenige Schüler bekommt, könnte ihr Bestand gefährdet sein. Eine Argumentation, der Steinhagener Eltern und auch manche Politiker wenig abgewinnen können. "Steinhagener Kinder sollen nicht an einer Steinhagener Schule abgelehnt werden, weil die Haller ihrer Schule nicht vertrauen", sagte beispielsweise SPD-Ratsmitglied Maida Ntinos in der damaligen Ausschusssitzung. Eltern und Kinder demonstrierten damals gegen Vorgaben der Bezirksregierung. Zuletzt hatte sich sogar die Landesschulministerin Dorothee Feller eingeschaltet und einen Kompromiss ermöglicht: Statt einer vierten Klasse wurden drei besonders große Klassen gegründet. Zusätzliche "Lerngruppen" sollten die Qualität der Lehre sichern. Steinhagener werden bevorzugt Beigelegt ist der "Schulstreit" damit aber nicht. Mit dem nun getroffenen Beschluss ist der Boden für die kommenden Einschulungen bereitet. "Für die Realschule Steinhagen und das Steinhagener Gymnasium wird für das Schuljahr 2024/25 beschlossen, dass Schülern, die in ihrer Gemeinde eine Schule der gewählten Schulform besuchen können, die Aufnahme verweigert wird, wenn die Zahl der Anmeldungen die Aufnahmekapazität der Schule übersteigt", lautet die Formulierung. So können also "fremde" Schüler abgewiesen werden, damit mehr Steinhagener aufgenommen werden können. Für Haller Schüler trifft das indes nicht zu, weil sie in der benachbarten Lindenstadt eben keine "Schule der gewählten Schulform besuchen können". Daraus folgt: "Gemeindeeigene Schüler, gemeindefremde Schüler, die in ihrer Gemeinde keine Schule der gewünschten Schulform besuchen können und gemeindefremde Schüler, die aufgrund einer etwaigen Beschulungsvereinbarung wie gemeindeeigene Schüler zu behandeln sind, werden bei einem Anmeldeüberhang vorrangig berücksichtigt." Am langfristigen Ziel hat sich nichts geändert. "Die Gemeinde Steinhagen beabsichtigt weiterhin für die derzeit dreizügig genehmigte Realschule die Genehmigung der Vierzügigkeit bei der Bezirksregierung Detmold zu erreichen", kündigt das Rathaus an. Und begründet den Vorsatz mit den beständig hohen Schülerzahlen. In den vergangenen fünf Jahren wurden in der Realschule stets mehr als 100 Schülerinnen und Schüler für den fünften Jahrgang angemeldet. Anmeldeüberhang auch am Gymnasium Für das Schuljahr 2024/25 wird schon jetzt ebenfalls eine Anmeldezahl von über 100 Schülerinnen und Schülern erwartet. Bei einer dreizügigen Realschule stünden maximal 90 Plätze zur Verfügung, sodass Schüler abgewiesen werden müssten. Damit will man sich in Verwaltung und Politik nicht abfinden. "Um möglichst vielen Steinhagener Schülern eine Aufnahme an der Realschule zu ermöglichen, sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden", fordert der Schulausschuss explizit mit dem nun getroffenen Beschluss. Die Möglichkeit der Bildung einer Mehrklasse solle nach Beendigung des Anmeldezeitraums erneut geprüft werden - auch wenn sie bisher scheiterte. Nicht nur die Realschule "erfreut" sich großer Beliebtheit. Am bereits vierzügigen Gymnasium stehen 120 Plätze zur Verfügung. Auch dort wird für das kommende Jahr ein Anmeldeüberhang erwartet. Der Beschluss, nicht-Steinhagener Schüler gegebenenfalls abzulehnen, gilt deshalb explizit auch für diese Einrichtung. Die große Sorge, die im Hintergrund mitschwingt, heißt "Losverfahren". Hätten nicht alle Schüler, die die Realschule besuchen wollte, durch Vermittlung der Schulministerin einen Platz bekommen, hätten die Plätze schon im laufenden Jahr ausgelost werden müssen. Aus Sicht der Verwaltung das fairste Verfahren, allerdings kann es dazu führen, dass Steinhagener Schüler abgewiesen werden, während Haller Schüler einen Platz bekommen.

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