Lahmes Internet: Dieser Steinhagener kann von Homeoffice nur träumen

Mit Bedauern reagieren Gemeinde und Kreis auf eine Beschwerde aus Sandforth, wo der Breitbandausbau noch immer Lücken aufweist. Abhilfe ist in Sicht. Doch einige Haushalte müssen sich noch länger gedulden.

Laptop zuhause aufklappen und von dort aus arbeiten, funktioniert in Steinhagen nicht überall. Ein Sandforther verzichtet gezwungenermaßen auf Heimarbeit, weil seine Internetanbindung zu langsam ist. | © lukasbieri (CC0 Pixabay)

Frank Jasper
24.01.2021 | 24.01.2021, 20:00

Steinhagen-Brockhagen. In einem offenen Brief hatte Thomas Ritter seine prekäre Situation geschildert: Ritter lebt am Sandweg in Sandforth und würde, wie von seinem Arbeitgeber angeboten, während des Lockdowns gerne ins Homeoffice wechseln. Doch das sei nicht möglich, weil dort die Internetanbindung zu schwach ist. Das Haller Kreisblatt hat am Freitag aus dem Brief zitiert: „Ich wohne an der letzten Milchkanne in Steinhagen", schreibt Ritter darin.

„Das ist wirklich sehr bedauerlich", reagierte gestern Bürgermeisterin Sarah Süß, die bekanntlich bereits im Wahlkampf das Thema Digitalisierung ganz oben auf ihrer Agenda hatte. „Als Kommune haben wir da keinen Einfluss drauf", sagt Süß. Allerdings unternehme Steinhagen zusammen mit dem Zweckverband Infokom Gütersloh alles, um auch in den Außenbereichen eine bessere Internetverbindung zu ermöglichen. Dafür nimmt die Gemeinde viel Geld in die Hand. „Wir beteiligen uns mit knapp 500.000 Euro am nächsten Programm zur Förderung des Breitbandausbaus", berichtet die Bürgermeisterin.

Am Sandweg und der Sandforther Straße soll es noch in diesem Jahr besser werden

Wie Jan Christoph Dübner vom Zweckverband Infokom erklärt, läuft der geförderte Breitbandausbau in Steinhagen bereits. „In diesem ersten Förderverfahren hat die Telekom den Zuschlag erhalten und baut aktuell entsprechend die ausgeschriebenen Fördergebiete aus. Dieser Ausbau soll im April abgeschlossen sein." Teilbereiche des Sandwegs und der Sandforther Straße seien bereits Bestandteil des ersten Förderverfahrens und würden in diesem Jahr eine Leistungsverbesserung erhalten. Derzeit werden Glasfaserkabel verlegt, die einen deutlich schnelleren Datenaustausch als die alten Kupfer-Telefonleitungen ermöglichen.

Etwa 300 Anschlüsse bleiben danach immer noch unterversorgt. Nicht nur private Haushalte bekommen das zu spüren, das in Sandforth ansässige Schulungszentrum des Landmaschinenherstellers Claas, die Claas-Academy, leidet ebenfalls unter der schlechten Internetanbindung und wird laut Dübner noch nicht vom ersten Förderverfahren profitieren.

Nun wird auch ohne wirtschaftliche Kritierien der Ausbau gefördert

Im ersten Förderverfahren wurden die Fördergebiete laut Dübner nach wirtschaftlichen Kriterien zugeschnitten. Inzwischen sei es möglich, weitere Gebiete in ein Förderverfahren zu bringen. „Im Auftrag von acht kreisangehörigen Kommunen, unter anderem der Gemeinde Steinhagen, hat der Kreis Gütersloh alle weiteren förderfähigen Adressen – darunter fallen jene, mit einer Downloadgeschwindigkeit unterhalb von 30 Mbit pro Sekunde – ermittelt und für diese einen weiteren Antrag, im sogenannten sechsten Call des Bundesförderprogramms für den Breitbandausbau, gestellt."

Der Bund übernimmt 50 Prozent der Fördersumme, das Landes NRW 40 Prozent, die restlichen zehn die Kommunen. „Momentan befinden wir uns in der Ausschreibungsphase", berichtet Dübner und er verspricht: „Sobald die Bescheide des Bundes und des Landes vorliegen, kann mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Wir rechnen mit einem Baubeginn im Gesamtprojekt noch in diesem Jahr. Sobald die konkreten Termine für den Maßnahmenbeginn sowie die Realisierungszeiträume valide feststehen, werden diese auch bekannt gegeben."

Bis dahin ist der Lockdown hoffentlich Geschichte.