Steinhagen. „Die Bezirksregierung muss in der Lage sein, dort wo Flächen verfügbar sind, diese auch entwickeln zu lassen. Es kann nicht sein, dass eine ganze Region warten muss, bis ein neuer Gebietsentwicklungsplan kommt." Mit diesen Worten lässt sich Bürgermeister Klaus Besser im HK-Jahresinterview zitieren, das in dieser Zeitung in einer der kommenden Ausgaben veröffentlicht wird.
In dem Gespräch kritisiert Besser in deutlichen Worten die Dauer des Verfahrens. Bisher geht man in Steinhagen davon aus, dass sich auf der knapp 30 Hektar großen Fläche vor 2025 kein neues Gewerbe ansiedeln kann. Wurde diese Zeitangabe im Rathaus bisher mit Verweis auf die Bezirksregierung einigermaßen gefasst zu Kenntnis genommen, hat sich zumindest der Bürgermeister in der Angelegenheit neu positioniert. Im HK-Interview sagt er: „Dieses Prozedere kann so nicht fortgesetzt werden. Es bremst unsere industrielle Entwicklung für die nächsten fünf Jahre aus. Die Landesplanung muss in der Lage sein, auch unterjährig Anträge von Gemeinden auf Änderungsverfahren zu entsprechen." Klaus Besser kündigt an, im kommenden Jahr die neue Regierungspräsidentin Judith Pirscher mit dem Thema konfrontieren zu wollen.
Ursprünglich wollte sich auf der Fläche an der Bahnhofstraße die Bielefelder Großspedition Wahl & Co. ansiedeln. Zu diesem Zweck hatte sie einen Antrag auf eine vorhabenbezogene Änderung des Regionalplans gestellt. Bekanntlich stoppte ein Bürgerentscheid das Vorhaben. Das Grundstück Detert, das inzwischen der Gemeinde Steinhagen gehört, wurde vorerst an den Landwirt verpachtet.
Statt der Großspedition soll nun auf dem Areal mit Autobahnanschluss ein Gewerbegebiet nach ökologischen Standards entwickelt werden. „Die Pläne dafür liegen längst fertig in der Schublade", bestätigt Bürgermeister Klaus Besser. Doch weil die Fläche Bestandteil der Regionalplanentwicklung ist, kann dieses Konzept nicht so schnell umgesetzt werden. Eine Ausnahme bildet ein zwei Hektar großer Zipfel an der Ecke Bahnhofstraße/Liebigstraße, auf dem eine Rettungswache und zwei Gewerbebetriebe gebaut werden sollen. Diese zwei Hektar sind im Regionalplan bereits als Gewerbefläche ausgewiesen.
Mehr ist in den nächsten fünf Jahren aufgrund des langen Planungshorizonts nicht möglich. Ärgerlich findet das Bürgermeister Klaus Besser. Inzwischen gebe es mehr als 30 Betriebe, die Interesse für die Fläche bekundet hätten. „Die würden gut zu Steinhagen passen. Es sind Betriebe, die bereit wären, hier nachhaltige, innovative, ökologisch sinnvolle Investitionen zu tätigen", so Besser, „doch wir müssen sie von Mal zu Mal vertrösten."
Kommentar
Jetzt Druck machen
Gut gebrüllt! Für seine kernigen Aussagen zur langwierigen Regionalplanentwicklung kann Bürgermeister Klaus Besser nur Zustimmung einheimsen. Hat jemand den schwarzen Peter gesehen? Nach dem rhetorischen Manöver sollte Klaus Besser jetzt aber auch wirklich Druck auf die Bezirksregierung und das langwierige Verfahren machen. Denn bei allem Verständnis für die Komplexität eines Regionalplanverfahrens darf es nicht zum Bremsklotz für die kurz- und mittelfristige Entwicklung von Kommunen werden. Ob jene 30 Firmen, die bereits Interesse an einer Ansiedlung auf der Detert-Fläche bekundet haben, bereit sind, noch fünf Jahren zu warten, ist fraglich. Und auch die ewige »Ja, hätten wir damals Wahl & Co. ...«-Parole will irgendwann niemand mehr hören.