Ein Tag bei der Tafel in Halle: Das leisten die Helfer

Halle/Gütersloh. Es ist 9 Uhr an einem Montagmorgen. Während andere dem Wochenende noch hinterher trauern, herrscht hier bereits Hochbetrieb. Hände rascheln mit Plastikverpackungen, andere waschen Gemüse. Hin und wieder steigt mir ein Hauch von Salamigeruch in die Nase, wenn einer der Mitarbeiter einen Rollwagen in Richtung Kühlräume schiebt. In der Hauptzentrale der Tafel für den Kreis Gütersloh werden täglich Paletten für die Verteilstellen befüllt. Auch in Halle gibt es zwei Stellen, die hilfsbedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Aber bis die gepackten Kisten nach Halle kommen, müssen sie erst sortiert werden. Das Herzstück der Tafel ist die große Lagerhalle. In deren Mitte stehen Dutzende Paletten bereit. Auf einigen von ihnen stehen bereits Kisten, andere sind noch leer. Zahlreiche Menschen kümmern sich an einem großen Metalltisch um Gurken, Paprika und viele andere Gemüsesorten. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin reist eine Packung mit drei Paprika auf – eine grüne, eine gelbe und eine rote. Mit einem kurzen, aber prüfenden Blick schaut sie, ob die Paprikas faule Stellen haben. Die gibt es aber nicht, und so wandern die drei Paprika weiter in eine Tragebox, die sich in wenigen Minuten füllt. Alles, was nicht mehr zu retten ist, landet leise polternd in einer Biomülltonne, die strategisch hinter den Mitarbeiterinnen platziert wurde. Tafel rettet täglich Lebensmittel im ganzen Kreis Gütersloh Mit ihrer Arbeit rettet die Tafel in Deutschland pro Jahr nicht nur 265.000 Tonnen Lebensmittel, sondern versorgt 1,5 Millionen Menschen mit Essen und Hygieneartikeln. Allein 4.600 Menschen davon werden derzeit von der Tafel für den Kreis Gütersloh versorgt. Die frischen Lebensmittel, wie Brot oder Gemüse, kommen von Discountern aus der Region. &bdquo;Unsere Fahrerinnen und Fahrer holen die Spenden täglich aus dem ganzen Kreis ab“, erzählt Ruth Prior-Dresemann, Geschäftsführerin der Tafel, während unserem Rundgang durch das Lager. Mit einem beherzten Griff wird die Kiste an ihren Platz getragen. Die Paletten in der Mitte des Raumes geben den Mitarbeitern an, an welche Verteilstelle die gerade sortierten Lebensmittel gehen. Zwischen den vielen Paletten blitzt auch eine hervor, die in den Altkreis Halle gehen wird. Noch ist sie aber leer. Startschuss bei der Haller Tafel im Henry-Dunant-Haus Es ist bereits einige Tage her, dass ich die Hauptzentrale in Gütersloh besucht habe. Als ich am Freitagmorgen um neun Uhr zum Henry-Dunant-Haus komme, ist aber auch hier schon viel los. In einem großen Raum stehen zahlreiche Tische in einer U-Form bereit. Darauf verteilt sind fast 70 Kisten, und vor jeder Kiste stehen Schilder mit verschiedenen Nachnamen. Mehr zu Spendenaktionen: Weihnachtsaktion aus Werther: 20.000 Geschenke und nun ist plötzlich Schluss &bdquo;Der Wagen ist da“, ruft plötzlich eine Frauenstimme um kurz vor zehn durch das Haus – unser Startschuss. Während einige von uns nach draußen gehen, um die Lieferung entgegenzunehmen, bereiten andere drinnen die Ausgabe vor. Mit vier anderen Helferinnen und Helfer hieven wir die schweren Kisten aus dem Transporter und bringen sie in den Verteilraum. Alle Lebensmittel werden gerecht aufgeteilt &bdquo;Jeder Haushalt bekommt ein Päckchen Mehl, die großen Haushalte bekommen am besten zwei“, gibt mir Barbara Lohmann meine ersten Anweisungen. Heute gibt es viel Mehl, aber vor allem Teewurst wurde heute viel geliefert. Also bekommt jede Box mindestens drei Packungen des Aufstrichs. Mit etwa 75.000 Helferinnen und Helfern ist die Tafel Deutschlands größtes sozial-ökologisches Hilfsprojekt. Davon helfen 94 Prozent ehrenamtlich mit. Bei der Tafel Gütersloh arbeiten 550 Helferinnen und Helfer mit, darunter Fahrer und diejenigen, die die Lebensmittel sortieren und die gefüllten Tüten schließlich an die Kundinnen und Kunden ausgeben. Lange Geschichte der Kreistafel Gütersloh Die Tafel Gütersloh gibt es bereits seit 1997. &bdquo;Wir dachten anfangs, Tafeln wären nur vorübergehend nötig. Der Bedarf ist aber weiterhin groß – eher steigend“, sagt Ruth Prior-Dresemann. Für viele Menschen sei die Tafel existenziell – auch als sozialer Treffpunkt gegen Einsamkeit. &bdquo;Es ist traurig, dass es die Tafel geben muss – aber gut, dass wir da sind“, so die Geschäftsführerin. Vor dem Henry-Dunant-Haus formt sich so langsam eine Schlange. &bdquo;Um 11.15 Uhr fängt die Ausgabe an, dann gibt es auch einen kleinen Ansturm“, sagt Lohmann. Zur Haller Tafel im Henry-Dunant-Haus kommen etwa 95 Erwachsene und 70 Kinder und Jugendliche. Darunter auch ein kleines Mädchen, etwa zwei Jahre alt. Während ihre Mutter die Lebensmittel in Tüten einpackt, vertreibt sich das Mädchen ihre Zeit mit einem Tänzchen. &bdquo;Die Kleine war schon bei uns, als sie noch ein kleiner Säugling war“, erzählt Lohmann mit einem Lächeln auf dem Gesicht. System kommt noch aus der Corona-Zeit In einem ausgeklügelten System holen sich die Kunden erst ein Kärtchen mit ihrem Namen ab. &bdquo;Als die Corona-Pandemie angefangen hat, mussten wir uns das System ausdenken“, erklärt Marie-Luise Bornemann-Kulina, die seit Jahrzehnten bei der Haller Tafel mitarbeitet. Mit einem persönlichen Namensschild melden sich die Kunden bei den Mitarbeitern der Tafel an. Engagement im Altkreis Halle: Aus Liebe zum Dorf: Bockhorsterin (32) geht mit gutem Beispiel voran Damit sich die Tafel Gütersloh finanzieren kann, bezahlen Erwachsene 2,50 Euro und Kinder 50 Cent für die Lebensmittel. So werden die Spritkosten für die Transporter oder die Energie für die Kühlung bezahlt. Das Namensschild verrät den Helferinnen, welche Box sie als Nächstes auf die drei Tische neben der Kasse bringen sollen. Nach etwa eineinhalb Stunden sind viele der Kisten leer. &bdquo;Heute ging es wirklich schnell mit der Ausgabe“, verrät mir Lohmann. Und so endet der Vormittag, wie er begonnen hat: mit vielen Handgriffen, die kaum jemand sieht – und doch für Hunderte im Kreis einen Unterschied machen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Einblicke in die Kreistafel Gütersloh

Bielefelder Spitzenkoch kocht 130 Essen für Haller Tafel-Kunden

Viele Tafeln in Deutschland führen Wartelisten

Kisten packen statt ausschlafen: Zwei junge Haller (18) helfen Bedürftigen

Diesen grünen Christdemokraten nannten die Haller gerne „Kröten-Klaus“ Klaus Kuhlmann war jahrzehntelang in der Haller Kommunalpolitik und im Naturschutz aktiv. Daher rührte auch sein Spitzname, den er ehrenvoll trug. Nun ist der Amphibien-Fan mit 88 Jahren gestorben.

Haller Kneipenkult: Stammgast erinnert sich an Panikrocker und Tennis-Queen Wolfgang Hofer ist Stammgast...