Unternehmen zieht um

Neues Gewerbegebiet in Halle mit Autohaus wird konkreter - trotz Kritik

Ein weiterer Schritt für die Pläne der Stadt und des Betriebes Recker ist gemacht. Gleich mehrere Probleme entlang der früheren Bundesstraße 68 sollen gelöst werden. Ein Unternehmen stellt sich quer.

Die Hallenstraße soll verlegt und für die Erschließung des neuen Gewerbegebiete ausgebaut werden. | © Nicole Donath

Marc Uthmann
06.11.2025 | 06.11.2025, 13:11

Halle. Wohnen und Wirtschaft entlang der früheren B68 in Halle sollen in den kommenden Jahren komplett neu geordnet werden. Auf dem Weg dorthin zieht die Stadt Halle planerisch jetzt das Tempo an. Das ist zum einen komplexes Geschäft, zum anderen trifft ein Vorhaben jetzt auf Widerstand. Dennoch geht es nun einen Schritt weiter.

Der Stadt Halle bietet sich aktuell eine wunderbare Gelegenheit, mehrere städtebauliche Fragen gleichzeitig zu beantworten. Das Autohaus Recker möchte neu bauen - energetisch moderner und mit besserer Bausubstanz. Dafür würde das Unternehmen, wie berichtet, seinen bisherigen Standort an der Bielefelder Straße verlasen und ein Grundstück an der Hallenstraße auf der anderen Seite der früheren B68 gegenüber der Jet-Tankstelle kaufen. Hier soll auf 12.000 Quadratmetern ein zukunftsfähiger Standort entstehen.

Die Stadt will den idealen Zuschnitt der Grundstücke hier mit einem Umlegungsverfahren herstellen. Sie hat schon vor Jahren Flächen vom angrenzenden Automobilzulieferer Durkopp (damals noch unter anderem Namen) übernommen, der sich von seinen einstigen Wachstumsplänen verabschiedet hat. Durkopp ist jetzt nur noch mit einer Halle im betreffenden Gebiet vertreten. Zwischen den Interessen des alten Anliegers, der Stadt und des Autohauses Recker muss also vermittelt werden.

Autohaus braucht neues Grundstück in Halle an der ehemaligen B68

Die Hallenstraße (gelb markiert) wird im Bereich des künftigen Autohauses nach Norden verschoben und erschließt das Gewerbegebiet. Auf dem Abschnitt GE1 a an der Brackweder Straße würde sich Recker ansiedeln, die 1,2 Hektar reichen bis zur gepunkteten Linie. Angrenzend hat Durkopp seine Immobilie. Das Gebiet GE2 wird die Stadt entwickeln und vermarkten. - © Tischmann/Loh
Die Hallenstraße (gelb markiert) wird im Bereich des künftigen Autohauses nach Norden verschoben und erschließt das Gewerbegebiet. Auf dem Abschnitt GE1 a an der Brackweder Straße würde sich Recker ansiedeln, die 1,2 Hektar reichen bis zur gepunkteten Linie. Angrenzend hat Durkopp seine Immobilie. Das Gebiet GE2 wird die Stadt entwickeln und vermarkten. (© Tischmann/Loh)

Zentraler Bestandteil des Plans: Die Verlegung des bisherigen Stichweges Hallenstraße, der im Bereich des künftigen Autohauses an die nördliche Grenze des Plangebietes verschoben wird. So soll ein perfekt zugeschnittenes Grundstück für Recker direkt an der Brackweder Straße (K26) entstehen. Zudem gäbe es neben der Durkopp-Halle im Planbereich noch ein weiteres Grundstück, das die Stadt vermarkten könne.

In der Krise: So wollen die neuen Inhaber Halles Automobilzulieferer Durkopp retten

Laut Verwaltung besteht die Nachfrage nach solchen Gewerbegrundstücken - und auch ein hohes städtisches Interesse. Denn nach dem Aus von Gerry Weber oder auch mit Blick auf die Krise bei Durkopp sei es geboten, neue Wirtschaftsbetriebe anzusiedeln. Was den Plan aus Sicht der Verwaltung abrundet: Sie würde den bisherigen Standort von Recker an der Bielefelder Straße übernehmen und städtebaulich entwickeln, ein neues Quartier könnte entstehen. Die Planungen laufen parallel bereits.

All diese Ideen gibt es bereits seit vielen Jahren, allerdings hat die Stadt im Autohaus Recker nun einen Anlass, auf die Tube zu drücken. Zudem ist man im Rathaus offenbar zu der Einsicht gekommen, dass man auf den perfekten Moment in der Zusammenarbeit mit Durkopp jetzt nicht mehr warten kann.

Stadt Halle und Durkopp ringen seit Jahren um eine Lösung

Der bisherige Standort des Autohauses Recker soll an die Hallenstraße verlegt werden. Hier könnte dann Wohnbebauung entstehen. - © Nicole Donath
Der bisherige Standort des Autohauses Recker soll an die Hallenstraße verlegt werden. Hier könnte dann Wohnbebauung entstehen. (© Nicole Donath)

„Die Verwaltung hat dem Unternehmen in den vergangenen Jahren eine große Zahl von Varianten für die Entwicklung des Gebietes vorgelegt. Letztlich ist es auch aufgrund der zahlreichen Umstrukturierungen dort nie zu einer Lösung gekommen“, erklärte Planer Dirk Tischmann in der Sitzung des Planungs- und Stadtentwicklungsausschusses.

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Nun setzt die Stadt also auf die Hallenstraße zur Erschließung des Gewerbegebietes, um ein Stück weit unabhängiger bei der Planung zu sein - und kassierte prompt die kritische Stellungnahme von Durkopp. Ein Anwalt zweifelt daran unter anderem die Verwendbarkeit der Schallgutachten an. Vor allem aber verweist er auf „materielle Einwendungen“. Denn wenn für das Gewerbegebiet die Hallenstraße ausgebaut und erschlossen werde, kämen damit auch auf Durkopp unangemessene Kosten zu.

Diese Bedenken versuchten Tischmann und auch der Haller Bauamtsleiter Manfred Bohnensteffen zu zerstreuen. Für Durkopp fielen eben keine Kosten durch die Umlegung und den Ausbau der Hallenstraße an. Die Details der Erschließung würden später in einem städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt und Recker geregelt, erklärte Bohnensteffen. Er gehe davon aus, dass diese Information zur deutlichen Entspannung zwischen Stadt und Durkopp beitragen wird. „Wir befinden uns generell in guten Gesprächen mit dem Unternehmen.“

Recker will mit Autohaus 2027 loslegen

Von den Plänen zeigte sich auch die Politik überzeugt: Einstimmig fasste der Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss den Satzungsbeschluss über den Bebauungsplan. Nun kann entlang der früheren B68 weitergeplant werden, wenn der Stadtrat zustimmt. „Läuft alles wie vorgesehen, würden wir auf dem Gelände 2027 loslegen“, kündigte Autohaus-Geschäftsführer Patrick Recker auf Anfrage des „Haller Kreisblatts“ an.

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