Früher ein Bordell: Wo in Steinhagen neue Wohnungen entstehen sollen

Steinhagen. Nach dem Großbrand in der Nacht auf den 7. Oktober vergangenen Jahres ist vom Steinhagener Landhaus nicht viel übrig geblieben. Die Reste des ehemaligen Bordells an der Haller Straße (ehemalige B68) sind seitdem eingezäunt. Einsturzgefahr! Geht es nach den Grundstückseigentümern, dann soll die Brandruine aber möglichst schnell beseitigt werden. Sie haben neue Pläne für das Grundstück. Das Architekturbüro Thomas Heye aus Gütersloh hat für die Eigentümer, die aus Rietberg und Delbrück stammen, einen ersten Entwurf für ein Bauvorhaben erarbeitet. Danach sollen auf dem Gelände des ehemaligen Steinhagener Landhauses ein Dreifamilienhaus und zwei Doppelhäuser mit Garage entstehen. Auf diese Weise könnten sieben neue Wohnungen realisiert werden. &bdquo;Die geplante Bebauung fügt sich in Form und Größe harmonisch in die bestehende Umgebungsbebauung ein und schließt die aktuell vorhandene Baulücke“, heißt es im Exposé des Architekten. Durch eine geschlossene Bebauung zur angrenzenden Siedelung werde eine optisch und funktional zusammenhängende Struktur geschaffen, die das Ortsbild aufwertet, heißt es weiter. Statt Bordell: Neue Wohnungen für Steinhagen Aufgrund der Hanglage des Grundstücks (zwei Meter Gefälle) sollen die Gebäude möglicherweise als Split-Level-Häuser gebaut werden. Während klassische Einfamilienhäuser zwei- oder dreigeschossig gebaut werden, verfügt ein Split-Level-Haus über mehrere Ebenen, die um eine halbe Geschosshöhe versetzt und über Treppen miteinander verbunden sind. Auf diese Weise ist auch in Hanglage eine gute Raumnutzung möglich. Erschlossen werden soll das Grundstück über die bestehende Schweriner Straße. Eine Erschließung über die Haller Straße, wie sie bisher möglich war, hat der Landesstraßenbetrieb NRW abgelehnt. &bdquo;Von der Schweriner Straße soll über eine Zufahrt ein Privatweg die neuen Gebäude erschließen“, heißt es vonseiten des Architekturbüros Thomas Heye. Dieser Weg befindet sich später in dem Bereich des ehemaligen Parkplatzes am Steinhagener Landhaus. An dem Weg sollen zusätzlich zu den erforderlichen Stellplätzen auf den eigenen Grundstücken gemeinschaftliche Parkflächen zugewiesen werden. Nach Einschätzung des Steinhagener Rathauses ist eine Erschließung über die Schweriner Straße möglich. Die Straße habe eine Breite von sechs bis sieben Metern und verfüge überwiegend über einen beidseitigen Gehweg, beschreibt die Verwaltung die Situation vor Ort - und kommt zu dem Schluss: &bdquo;Die Straße kann zusätzlichen Verkehr durchaus aufnehmen.“ Nach Großbrand gilt Bestandsschutz nicht mehr Die erhaltenswerten Bäume auf dem Areal sollen unberührt bleiben. Für die neue Bebauung müssten lediglich zwei Bäume gefällt werden, teilt das Architekturbüro mit. Zur Haller Straße hin sollen neue Pflanzen eine optische und akustische Abgrenzung bilden. Lesen Sie auch: Beliebter Lost Place: Im Steinhagener Landhaus waren zuletzt illegale Gäste Damit der Plan für das Wohnquartier umgesetzt werden kann, muss nun erst mal ein neuer Bebauungsplan für das Grundstück aufgestellt werden. Den Grund hatte Steinhagens Bauamtsleiter Stephan Walter nach dem Großbrand schon einmal im Gespräch mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ erklärt: Als das Gebäude, auch bekannt als Dreischlingen, gebaut wurde, habe es noch keinen Bebauungsplan gegeben. &bdquo;Das Baufeld des Dreischlingens wird in dem später erstellten Bebauungsplan darum nur nachrichtlich erwähnt“, sagt Stephan Walter. Mit dem Brand ist der Bestandsschutz für das ehemalige Bordell erloschen. Ein Ersatzbau sei also nicht ohne Weiteres erlaubt. In der Bauausschusssitzung am Donnerstag, 6. Februar, im Rathaus stellen die Grundstückseigentümer und der von ihnen beauftragte Architekt ihre Planung vor. Dann müssen die Ausschussmitglieder entscheiden, ob sie für eine Änderung des Bebauungsplans sind. Die Gemeindeverwaltung weist darauf hin, dass sie in so einem Verfahren weiterhin Einfluss auf die Planung behalten würde, etwa was die Größe der Gebäude oder den Schutz der Bäume angeht. Steinhagener Landhaus stand viele Jahre leer Das Vorhaben ist bereits der zweite Anlauf, um auf dem Grundstück ein Wohnprojekt zu realisieren. 2021 wollte ein Investor schon einmal auf dem Areal Wohnhäuser bauen. Damals waren die Planungen mit bis zu 40 Wohneinheiten aber deutlich umfangreicher. Der alte Baumbestand, Ungewissheit über die Entwässerung der abschüssigen Fläche und die Erschließung über das bestehende Wohngebiet sorgten damals für Sorgen bei den Anwohnern und führten schließlich zu scharfer Kritik an dem Projekt. Die hatte zu Folge, dass das Vorhaben von der Politik schließlich abgelehnt wurde und die Investoren von ihren Plänen Abstand nahmen. Lesen Sie auch: Polizei geht bei Feuer im Bordell von Brandstiftung aus Seitdem stand das Steinhagener Landhaus leer - auch aufgrund der Corona-Pandemie, in der der Bordellbetrieb eingestellt werden musste. In der Nacht zum 7. Oktober brannte das Gebäude vollständig aus. Das Feuer war im Nebengebäude mit dem Flachdach ausgebrochen und hatte sich schnell aufs Hauptgebäude ausgebreitet. Weil das Haus zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bewohnt war, kamen Menschen nicht zu Schaden. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer im Steinhagener Landhaus durch vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung ausgebrochen ist. Weitere Ermittlungsergebnisse zu dem Großbrand sind bisher nicht bekannt.

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