Grüne Bürgermeister-Kandidatin will Bürgernähe im Haller Rathaus stärken

Halle. Als das &bdquo;Haller Kreisblatt“ Friederike Hegemann zu Hause abholen will, muss kurz zuvor ein Paketbote da gewesen sein. Vor der Tür steht eine große Box – die Hausbewohnerin hat sie wohl noch nicht bemerkt. An der Tür sind mehrere Schilder. Eines weist darauf hin, dass hier eine Katze und ihre Besitzerin wohnen. Auf dem anderen steht &bdquo;Interessengemeinschaft Künsebeck“. Der Reporter klingelt. Und die Frau, die vielerorts einfach nur &bdquo;Freddy“ genannt wird und übermäßigen Förmlichkeiten keinen großen Wert beimisst, öffnet. Sie bittet den Gast auf einen Kaffee herein und verräumt bei der Gelegenheit auch gleich das dicke Paket ins Haus. &bdquo;Ich habe mir ein IGKB-Schild gemacht, damit die Sachen von der GT8-Förderung (Förderprogramm für Kleinprojekte) hier ankommen“, erklärt sie. &bdquo;Freddy“ Hegemann ist nämlich Vorsitzende der Interessengemeinschaft Künsebecker Bürger und ihr Haus fungiert als Annahmestelle für beantragtes und gefördertes Equipment, das für Veranstaltungen im Ort gebraucht wird. Hier in Künsebeck ist die 43-Jährige omnipräsent. So pflegt Hegemann auch das Online-Nachrichten-Portal &bdquo;Kuenske.de“, dreht Social-Media-Clips für die Tante-Enso-Filiale und organisiert Events im Haller Stadtteil. &bdquo;Ich habe schon sehr stark diesen Künsebeck-Stempel“, bestätigt sie. Jetzt kandidiert sie für die Grünen als Bürgermeisterin in ganz Halle und als solche muss sie in allen Bereichen der Lindenstadt voll im Thema sein. Und Hegemann kennt sich aus – auch außerhalb von Künsebeck. Kürzlich war sie beim Trecker Treck der Hörster Landjugend. Sie freut sich über das Engagement der jungen Veranstalter und auch der Heimatverein Hörste leiste tolle Arbeit. &bdquo;Freddy“ Hegemann ist stolz auf Umsetzung von Tante-Enso-Filialen in Halle &bdquo;Alle Ortsteile sollten sich gegenseitig treu bleiben und voneinander profitieren“, findet Hegemann. Zum Boule-Spielen könne man nach Kölkebeck fahren, zum Public Viewing nach Hesseln und, und, und. Jeder Ortsteil habe demnach so seine Stärken, die die Haller miteinander teilen sollten. Sie selbst war maßgeblich an der Künsebecker Tante-Enso-Kampagne beteiligt, die Hörste und auch dem Versmolder Ortsteil Loxten als Vorbild diente. Bereits über ein Jahr ist der Supermarkt zur Selbstbedienung mittlerweile in Künsebeck. Party in Künsebeck: Erfolgsgeschichte: Haller Dorf feiert einjähriges Bestehen von Supermarkt Die Initiative der IGKB war ein voller Erfolg – so viel lässt sich heute sagen. Voller Stolz blickt Hegemann deswegen auf den bisherigen Verlauf des Projektes zurück, denn die Künsebecker sind noch nicht am Ende aller Träume – bekanntlich soll ein noch größerer Tante-Enso-Markt am Bahnhof gebaut werden. &bdquo;Wir sind durch ganz Deutschland getingelt und haben uns verschiedene Konzepte angeschaut“, erinnert sich Hegemann. Für das Ziel, Nahversorgung in Künsebeck zu ermöglichen, hatten die Mitglieder der IGKB weite Wege und viele Mühen auf sich genommen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Künsebeck online (@kuenske.de) &bdquo;Wir mussten viel klinkenputzen bei Tante Enso, um mitspielen zu dürfen“, sagt sie. Zwischendurch steht sie vom Küchentisch auf, an den sie sich mit ihrem Gast gesetzt hat, um ihre Katze zu füttern. &bdquo;Ich bin dankbar für den enormen Vertrauensvorschuss, den uns die Leute hier gegeben haben“, sagt sie, als sie sich wieder setzt. So hatten Hegemann und Co. der MyEnso-Gruppe erst einmal beweisen müssen, dass sich eine Filiale in Künsebeck auch lohnt. Es hieß also, die Bewohner zu überzeugen, mindestens 400 Anteile am Supermarkt zu kaufen. Durch eine Menge Öffentlichkeitsarbeit konnte diese Marke damals bei Weitem übertroffen werden. Potenzielle Bürgermeisterin zieht sich gerne auf Obstwiese in Künsebeck zurück Doch Friederike Hegemann will sich jetzt auch auf größerer Bühne politisch engagieren – und zwar in der ersten Reihe, obwohl das nicht ihrem ersten Reflex entspreche, wie sie selbst sagt. Dennoch sei es an der Zeit. &bdquo;Wenn man sich politisch engagieren will, dann jetzt“, sagt sie. Dass sie das unter grüner Flagge tut, gefalle nicht jedem. Demnach hielten einige Menschen mit ihrem Missfallen darüber nicht hinterm Berg – auch aus ihrem engeren Bekanntenkreis. &bdquo;Bei Leuten, von denen ich eigentlich einen anderen Umgang erwartet habe, verletzt mich das total“, gibt sie zu. &bdquo;Wir sind nicht die sexiest Partei alive“, ist sie sicher, dennoch könne sie sich nicht vorstellen, das Parteibuch zu wechseln. video-js.video-js.vjs-fluid:not(.vjs-audio-only-mode) { padding-top: 177.7778%; } Als Mitglied der Grünen ist Hegemann gerne in der Natur. Und dorthin geht es nun auch mit ihrem Besuch. Aus der Garage schnappt sie sich zwei langstielige Obstpflücker und einen Eimer. Dann macht sie sich auf zu ihrer Obstbaumwiese, die ein Stück weiter die Straße runter hinter einem Acker verborgen liegt. &bdquo;Da habe ich als Kind schon gespielt. Ich wusste immer schon: Irgendwann kaufe ich mir die.“ Als die ehemalige Besitzerin aus der Nachbarschaft die Wiese schließlich bei Ebay anbot, hätten sich die beiden bei einem Glas Wein auf einen Preis geeinigt, erzählt Hegemann und lächelt glücklich. Für alle mit grünem Daumen: Experte aus Borgholzhausen gibt Tipps: So legen Sie einen Naturgarten an Wenn die Sozialarbeiterin zwischen ihrem Job und dem Engagement für die IGKB mal Ruhe und Frieden gebrauchen kann, dann komme sie her. &bdquo;Andere gehen ins Fitnessstudio und ich sense hier eine Stunde“, sagt sie auf der Wiese angekommen. Dabei deutet sie auf zwei Grashaufen zwischen den verschiedenen Obstbäumen. Äpfel, Pflaumen und Birnen stehen hier. Im Schatten der Bäume sind die Abdrücke von Rehen zu sehen, die sich hier für gewöhnlich zur Ruhe betten. Hinter einer Brombeerhecke ist ein Leckstein für die Tiere aufgebaut. Es ist friedlich hier und sehr grün. Ein Ort, an den man sich zurückziehen kann, wenn es um einen herum zu laut wird. Wie gemacht für eine potenzielle Bürgermeisterin. &bdquo;Freddy“ Hegemann will Rathaus in Halle für spontane Anliegen öffnen Als solche würde Hegemann das Rathaus und die einzelnen Abteilungen für spontane Anliegen der Bürgerschaft öffnen und generell &bdquo;einladender“ gestalten, erklärt die Hobby-Gärtnerin. Das empfinde sie als angenehmer, als vor einem &bdquo;Glaskasten“ vorstellig werden zu müssen. Außerdem sei sie eine Freundin flacher Hierarchien, Abteilungsleiter sollten demnach innerhalb ihres Gebiets frei arbeiten dürfen und entsprechende Befugnisse haben. Schließlich würde sie eine &bdquo;bessere Durchmischung der Gremien“ begrüßen. &bdquo;Die Altersstruktur im Stadtrat spiegelt nicht die Stadtgesellschaft wieder“, sagt Hegemann. So wolle sie vor allem Wege finden, wie sich junge Menschen und Bürger mit Migrationshintergrund in die politischen Entscheidungsprozesse integrieren ließen. Eine bessere Durchmischung würde sie sich auch für die Haller Wohngebiete wünschen, auch wenn sie verstehen könne, dass sich Leute lieber innerhalb &bdquo;ihrer Community“ niederließen. Generell brauche es in der Lindenstadt mehr Wohnungsmöglichkeiten für Singles und Senioren, findet Hegemann. Besonders wichtig ist ihr das Thema Bildung. &bdquo;Wir müssen in unsere Zukunft investieren. Ich würde dafür Sorge tragen, dass alle Kinder in den Schulen die gleichen Voraussetzungen haben, in den Ferien betreut werden und Zugang zu Musik- und Sportförderung erhalten“, versichert sie. Sportlich aktiv ist auch Friederike Hegemann, während sie den langen Obstpflücker in die Krone des großen Birnenbaums reckt, unter dem sie sich mit ihrem Gast unterhält. Das zweite mitgebrachte Exemplar lehnt am Stamm. Faul, wie der Reporter ist, lässt er Hegemann die ganze Arbeit machen. Schließlich hat sie genug Birnen im Eimer gesammelt. &bdquo;Ich kann die bald nicht mehr sehen“, sagt sie lachend. Noch sind die Früchte etwas hart. &bdquo;Die müssen noch etwas liegen“, weiß die Frau mit dem grünen Daumen. Zwar kann sie selbst kaum alle essen. Doch in Künsebeck wird sie schon Abnehmer finden. Denn hier hat die &bdquo;Marke“ Hegemann längst verfangen. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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