
Es war mehr als nur ein Hauch von Wahlkampf, der in der letzten Sitzung vor der Sommerpause durch den Versmolder Ratssaal wehte. Versmolds SPD hatte noch einmal einen Fragenkatalog platziert, der sich unter anderem mit der Rolle von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann beim gescheiterten Gesundheitskiosk „Klara“ beschäftigte. Welche Rolle habe die Stadt bei der Begleitung dieses Projektes gespielt? Und inwieweit war der Bürgermeister eingebunden?
Die Reaktionen auf diesen Vorstoß fielen erwartbar aus: In seiner Stellungnahme unterstellte Meyer-Hermann den Sozialdemokraten das Ziel, „einen Eindruck gegenüber meiner Person zu erwecken und zu verstärken, der völlig unzutreffend ist“. Und CDU-Fraktionschef Ulrich Wesolowski assistierte: „Ich sehe hier den untauglichen Versuch, dem Bürgermeister etwas anzuheften – das hat was mit einem Termin im September zu tun.“
Natürlich bietet dieses Thema Potenzial für Wahlkampf, und schließlich hat die SPD in Versmold in Lars Lehmann auch einen Gegenkandidaten gegen Meyer-Hermann aufgestellt. Insofern ein etwas durchschaubares Manöver – zumal die Sozialdemokraten ihre Fragen mit Unterton in der Sitzung dann nicht in echte Kritik ummünzten.
Versmold Bürgermeister distanziert sich erneut vom Projekt
Dass auch der Amtsinhaber im Wahlkampfmodus ist, verdeutlichte die Intensität, mit der er auf den Fragenkatalog antwortete. Der Inhalt ist allerdings hinlänglich bekannt: Die Unterstützung der Stadt für das Projekt sei wie die seine stets ideell gewesen. Die Verantwortung für nicht eingehaltene Versprechen, Prozesse mit Mitarbeitenden und das Scheitern des Projektes liege allein bei der Unternehmerin. Immerhin gestand Meyer-Hermann zu, „zu lange den immer wieder nicht eingehaltenen Ankündigungen seitens der Betreiberin Glauben geschenkt“ zu haben.
Das Aus und die Folgen: Wende beim Krisen-Kiosk
Das war wahlkampftaktisch klug – und auch ein erster Schritt zur Aufarbeitung. Denn hier hat die SPD einen Punkt: Natürlich ist auch Meyer-Hermann öffentlich mit der Unternehmerin aufgetreten, hat das Bändchen für den Kiosk durchschnitten, das Projekt unterstützt. Und wenn solche Vorhaben dann so spektakulär scheitern, kostet das auch bei nicht-kommunalen Projekten womöglich Vertrauen in eine Stadt. Ob berechtigt oder nicht. Motto im Volksmund: Das hätte die Stadt doch wissen müssen.
Nach den Erfahrungen mit der Unternehmerin hätte man es vielleicht auch wissen können. Aber das jetzt im Nachgang in den Raum zu stellen, wäre auch zu bequem. Denn welche Möglichkeiten haben Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit ihren Kommunen denn? Von ihnen wird erwartet, das reibungslose Zusammenleben der Menschen zu organisieren, das Ganze bei finanziell nicht ausreichenden Mitteln. Und dann sind die Möglichkeiten für Kommunen, als Akteure aktiv Akzente setzen können, auch noch extrem begrenzt.
Kommunen allein können Innenstädte und Dorfzentren nicht schön machen

Was bleibt: netzwerken, Wege aufzeigen, womöglich den Weg zu Fördermitteln ebnen. Und wenn eine Unternehmerin das Ganze dann in den Sand setzt, ist auch noch die Stadt schuld. Na ja, zu viel Mitleid wäre hier auch nicht angebracht. Denn wenn die Dinge laufen, profitieren Amtsinhaber auch vom Glanz der Projekte. Natürlich hat Michael Meyer-Hermann in seiner Antwort auf die SPD-Frage auch nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass es ihm und Hans-Ewald Reinert zu verdanken sei, dass nun der Supermarkt „Tante Enso“ nach Loxten kommt. Wahlkampf eben.
So begann der Ärger: Mitarbeitende verklagen Versmolder Unternehmerin
Die Botschaft, die von dieser Debatte ausgeht, liegt aber noch ein wenig tiefer. Denn Verwaltungen und Bürgermeister allein können die Lebensqualität in ihren Kommunen nicht ausbauen und erhalten. Das sollen sie auch nicht. Da braucht es eine engagierte Gemeinschaft – und mitunter starke Partner. Logistik-Unternehmer Tobias Nagel stellt in Versmold 155.000 Euro für die Sanierung des nach seinem Vater benannten Kurt-Nagel-Parkstadions zur Verfügung. Ein Konsortium aus OWL-Unternehmen rettet das Gerry-Weber-Stadion in Halle und macht die OWL-Arena draus, das Unternehmen Wortmann sichert dem Tennis-ATP-Turnier die Zukunft. Es gibt das Hörmann-Sportzentrum in Steinhagen und die Sparkassen-Arena in Versmold.
Das sind allesamt große Fische. Im Kleinen – wie jetzt bei den Dorfläden in Loxten, Hörste und Künsebeck – kommt es auf das Engagement der Menschen an. Sie zeichnen Anteile und machen ihren Ort lebenswert. Dass dabei mal etwas gründlich schiefgehen kann, hat der Gesundheitskiosk „Klara“ eindrucksvoll bewiesen. Und das gehört dann – Wahlkampf hin, Wahlkampf her – auch aufgearbeitet.
Aber anschließend sollten wir Wählerinnen und Wähler uns auch wieder fragen, was wir für unseren Ort tun können.
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