Haller Hauptverkehrsader: Wie sieht die Lange Straße zukünftig aus?

Halle. Die Lange Straße ist vermutlich die prägendste Straße in Halle, bereits 1784 wird sie auf dem ältesten Plan der Stadt erwähnt. Viele der Häuser dort wurden einst von wohlhabenden Vertretern der Stadtgesellschaft gebaut. Die Familien Buddeberg (Lange Straße 24), Schedefeld (26) oder Schultz & Heitmann (31, Ecke Wertherstraße) lebten hier einst ebenso wie die jüdischen Familien Sachs und Jacobs (25) sowie Isenberg (61). Von dem einstigen Glanz ist aktuell wenig geblieben, viele Häuser befinden sich in einem schlechten Zustand oder passen optisch nicht in das Bild, das die Straße in einigen Jahren abgeben soll. Vom einstigen Nadelöhr mit sich im Schneckentempo bewegenden Lastwagenkarawanen soll sich die Straße zur prägnanten Ortsdurchfahrt mit integrierter Velo-Route für Radfahrer entwickeln. Viele Details stehen noch nicht fest, aber an einigen Stellen kann man sich schon die zukünftige Optik gut vorstellen. &bdquo;Bei der Langen Straße stehen wir noch ziemlich am Anfang. In diesem Jahr konzentrieren wir uns auf die Rosenstraße“, sagt Frank Hofen, Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Innenstadtumgestaltung und Leiter des Baustellenmanagements Innenstadt. Aber auch, wenn die Umgestaltung der Langen Straße erst 2027 so richtig zum Thema wird, sind erste Entscheidungen bereits gefallen, und über manche Idee wird bereits diskutiert. Immerhin steht auf dem ISEK-Zuwendungsbescheid eine Summe von 3,336 Millionen Euro, die allein für Einzelmaßnahmen zur Umgestaltung der Langen Straße verwendet werden. Ex-Möbelhaus könnte dreifache Lösung bieten Relativ klar ist die Umgestaltung des Knotenpunkts Lange Straße, Wertherstraße, Graebestraße. Der anfänglich diskutierte Kreisverkehr, der den Abriss des Eckhauses Nr. 38 zur Folge gehabt hätte, fand keine politische Mehrheit. Beschlossen ist hingegen, dass die Einbahnstraßenregelung der Graebestraße abgeschafft und die Straße in beiden Richtungen geöffnet werden soll. Dies soll auch den Lieferverkehr zum Marktkauf Speicher vereinfachen. Das vor zehn Jahren geschlossene Möbelhaus Wolff dürfte schon rein architektonisch gesehen keine Zukunftschancen haben. Der Bau aus dem Jahr 1972 wurde zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Seit September 2018 befindet sich dort der Treffpunkt &bdquo;Welcome“ für Geflüchtete, zudem nutzt die Stadt die oberen Räume als Lagerfläche. Die Idee, das Gebäude als neuen Ort für das Stadtarchiv einzurichten, musste verworfen werden. In einem späteren politischen Beschluss heißt es, dass &bdquo;nur ein Abriss der Immobilie mit Blick auf die angestrebte Aufwertung des Areals“ Sinn mache. Möglicherweise kann das Areal des früheren Möbelhauses aber auch bei der Entwicklung des Einzelhandels in der Lindenstadt eine entscheidende Rolle spielen. &bdquo;Der Standort wäre passend, um innenstadtnahe Parkmöglichkeiten zu schaffen. Ideal wäre hier eine Kombination aus Wohnen, Geschäften und Parken. Hier sind intelligente Lösungen gefordert. Die Fläche einfach nur platt zu machen und einen Parkplatz zu schaffen, wäre der falsche Weg“, sagt Dieter Büsselberg, Vorsitzender der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW). Halles intakter Einzelhandel könnte hier weiter florieren Generell sieht Büsselberg im Umbau der Langen Straße eine große Chance für den Einzelhandel. &bdquo;Losgelöst davon, dass abzuwarten bleibt, ob und wie sich der Umbau und die Verkehrsberuhigung auf der Langen Straße für die Erreichbarkeit der Innenstadt auswirkt, glaube ich, dass es entsprechendes Potenzial für weitere Einzelhandelsgeschäfte gibt. Ich kann mir auch sehr gut ein weiteres gastronomisches Angebot, wie etwa ein Café, vorstellen“, sagt Büsselberg. &bdquo;Wir haben in Halle aktuell einen sehr geringen, nahe null liegenden Leerstand. Aber andererseits gibt es auch immer wieder Nachfragen nach Ladenlokalen. Ich denke, dass weitere inhabergeführte Fachgeschäfte gut in einige der Objekte an der Langen Straße passen würden. Allerdings müssten dann vorab entsprechende bauliche Maßnahmen erfolgen“, sagt Büsselberg. Eines dieser Objekte mit Potenzial könnte auch das frühere Ladenlokal des von Olaf Stratmann betriebenen Spielzeugversandhandels www.lima24.de (Lange Straße 35b) sein. Seit dem Auszug steht das Geschäft zwischen dem Restaurant Matteo und dem Tipico-Wettbüro bereits leer, Stratmann hat sich ganz auf den Onlinehandel spezialisiert und bietet seine Waren nun über Amazon an. Zukunft der Haller Taverne ist gesichert Klar ist seit Anfang März, wie es mit den Häusern Lange Straße 28 (ehemalige Schankwirtschaft des Haller Fuhrmanns Wilhelm Stukemeier) und 30 (Taverne) weitergeht. Deren Betreiber, das Ehepaar Thisa Vijayakumar und Jalatheepan Thirunavukkarasu, haben sich im Konzeptverfahren durchgesetzt und sind somit die neuen Eigentümer der beiden Immobilien. Die Stadt, die bis dahin Eigentümerin der beiden Häuser war, hatte vorab festgelegt, dass auf jeden Fall Gastronomie erhalten bleiben und dass der Abriss des Hauses 28 Platz für einen neuen Biergarten bieten soll. &bdquo;Wir werden bald mit dem Umbau starten und hoffen, dass wir den neuen Biergarten am 1. Mai 2026 eröffnen können“, sagt Thisa Vijayakumar. Es werde ein historischer Biergarten mit einem Spielplatz und Ladestationen für E-Bikes sein, der die Vorgeschichte des Hauses aufgreift. Lesen Sie auch: Haller Kult-Kneipe ist gesichert Wasser wird dabei ein wichtiges Element sein, daher soll eine alte Pferdetränke zu einem Brunnen samt Schwengelpumpe umgestaltet werden. Die Eingangstore zu dem Biergarten sollen aus altem Fachwerkgebälk angefertigt werden. Zudem soll eine Bodenmarkierung die alten Umrisse des Hauses abbilden. Zur Straßenseite hin soll der Hinweistext &bdquo;Ehemals Gastwirtschaft Stukemeier 1887“ angebracht werden. Neuer bezahlbarer Wohnraum an der Langen Straße Die Taverne an sich, in deren Obergeschoss sich zwei Wohnungen befinden, wird ihren Charakter behalten und sich vom Ambiente her kaum verändern. Hier geht es in erster Linie um eine energetische Sanierung und kleinere Verschönerungsarbeiten. Offen ist hingegen die Zukunft der beiden Nachbarhäuser Lange Straße 24 und 26. Für sie gab es im jüngsten Vergabeverfahren offenbar keine Interessenten. Die Stadt hält sich zu den Gründen bedeckt und bestätigt nur, dass das Verfahren aufgehoben wurde. Man wird hier nun zunächst einen Antrag der UWG zum Sozialen Wohnungsbau durch die Postweg-Genossenschaft verfolgen. Sollte dies wirtschaftlich gesehen nicht umsetzbar sein, könnte es ein neues Veräußerungsverfahren geben. Fraglich ist auch, ob das Gebäude Lange Straße 23 eine Zukunft hat. Das, und daran erinnern die Formen des Gebäudes noch heute, frühere Autohaus, in dem sich dann bis zum Sommer 2017 die Videothek Aring befand, dürfte ebenfalls nicht in ein modernes Stadtbild passen. Seit September betreibt hier Rozhan Deeno eine Postfiliale, zuvor hatte der Gütersloher Dirk Plassmann ein ähnliches Sortiment, erweitert durch Schreibwaren und Schulbedarf angeboten. Mit Plassmanns Rückzug endete jedoch die Existenz einer Postbankfiliale an Halle, da Deeno diesen Service nicht fortführte. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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