Haller Schulleiter kämpft um die Zukunft des Bereichs Bekleidungstechnik

Halle. Als direkt zu Beginn des Pressegesprächs zwei Polizisten vor der Tür von Nils Kralemann auftauchen, deutet sich für einen kurzen Moment eine inhaltliche Wendung des geplanten Artikels an. Der Leiter des Berufskollegs Halle kann die Situation aber schnell aufklären. &bdquo;Wir bieten ab sofort an jedem ersten Freitag im Monat eine Polizeisprechstunde an“, sagt Kralemann. Durch die Nähe zur Polizeiwache schwebte diese Idee schon länger im Raum. Die Präsenz der beiden Polizeibeamten verhindert möglicherweise das Entstehen von Problemen. Dabei ist die Lage am Berufskolleg eigentlich bestens, bis auf die vor gut einem Jahr festgestellte Tatsache, dass das Gebäude extrem sanierungsbedürftig ist. &bdquo;Ich bin jetzt seit 14 Monaten Schulleiter und fühle mich hier wohl. Es war die richtige Entscheidung, der Job ist spitzenmäßig“, sagt der 47-Jährige, der bereits von 2008 bis 2021 als Lehrer an der Kättkenstraße unterrichtet hat. &bdquo;Ich kenne hier jeden Klassenraum und weiß genau, welche Tafel quietscht“, ergänzt Kralemann. In seiner Funktion als Schulleiter hat er aber bei der Führung mit dem Hausmeister durch die einzelnen Immobilien auch noch ganz neue Räume kennengelernt. &bdquo;Im Kohle-Bunker wurde früher das Heizmaterial aufbewahrt. Diesen Raum hatte ich vorher noch nie gesehen“, sagt Kralemann. Lesen Sie auch: Gravierende Mängel in allen Räumen Sehr zufrieden ist der Bielefelder mit den Ergebnissen der Anmeldephase im Februar. Während man bereits im vergangenen Jahr die Schülerzahl um zehn Prozent auf etwa 1.200 steigern konnte, bahnt sich für den Sommer ein weiterer Aufschwung an. &bdquo;Für die Berufsfachschulen, die zum Realschulabschluss führen, besteht eine besonders große Nachfrage. Von den 1.200 Schülerinnen und Schülern besuchen 900 jeden Tag die Schule (Vollzeitschule), 300 befinden sich hingegen im dualen System, gehen also an bestimmten Tagen auch arbeiten. Im gymnasialen Bereich zeigt sich &bdquo;eine gute Größe, um stabil zu sein“. Mit 26 Anmeldungen für den Gesundheitsbereich und 23 Anmeldungen für den Wirtschaftsbereich könne man eine gute Alternative zum übrigen Oberstufenangebot in Halle bieten. Haller Schulleiter hofft auf mehr Textilfans &bdquo;Es gibt aber einen Bereich, wo der Schuh drückt“, gibt Kralemann zu. Im Bereich der Bekleidungstechnik erhoffe man sich mehr Anmeldungen, hier droht sogar das Aus eines kompletten Ausbildungsweges. Hier liegen derzeit rund zehn Anmeldungen vor. Die Bezirksregierung gibt die Mindestgröße 16 vor, liegt man darunter, wird der Bildungsgang ab 2026 nicht mehr gebildet. Es würde aber einen Bestandsschutz geben. Alle, die in Halle begonnen haben, dürfen auch in Halle die Schule abschließen. &bdquo;Sollte es so kommen, wäre die nächstgelegene Schule mit dem Angebot im Dualen System in Düsseldorf“, sagt Kralemann. In den kommenden Monaten soll sich entscheiden, welches der fünf Berufskollegs im Kreis Gütersloh welche Bildungswege anbieten soll. &bdquo;Grundsätzlich sollen die Profile so bleiben“, sagt Kralemann. Gleichwohl sei davon auszugehen, dass es gewisse Angebote nicht mehr an drei Standorten gleichzeitig geben wird. &bdquo;In Workshops, an denen der Kreis als Schulträger, die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde und die Leiter der Berufskollegs teilnehmen, soll die Rahmenplanung entwickelt werden“, sagt Kralemann. Erst danach wird sich irgendwann entscheiden, welche Baumaßnahmen zu welchem Zeitpunkt stattfinden werden. &bdquo;Bei uns gibt es auf den ersten Blick nicht sichtbare Mängel im Bereich Brandschutz. Zudem sind energetische Maßnahmen fällig, und die bauliche Substanz ist stark angegriffen“, erklärt Kralemann. Gleichwohl schränke dies nicht den täglichen Ablauf ein. &bdquo;Wir können alle Räume nutzen, es muss kein Unterricht ausfallen“, sagt der 47-Jährige. Halle muss sich wohl beim Umbau hintenanstellen Anders ist die Lage an den beiden Berufskollegs in Gütersloh (Carl-Miele-Berufskolleg und Reinhard-Mohn-Berufskolleg). Diese Gebäude sind massiv schadstoffbelastet. Im Reinhard-Mohn-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung wurden Polychlorierte Biphenyle (PCB) nachgewiesen, im benachbarten Carl-Miele-Berufskolleg ist ein Bauteil mit Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. &bdquo;Ich denke, dass diese beiden Gebäude wegen der konkreten gesundheitlichen Einschränkungen Priorität besitzen und wir erst danach dran sind“, vermutet Kralemann. Wann dies sein wird und in welchem Umfang saniert oder neu gebaut wird, ist derzeit noch völlig unklar. &bdquo;Das ist im Moment wirklich ein Wechselbad der Gefühle“, sagt Kralemann. Der Kreis habe ihm aber auf jeden Fall zugesichert, dass die Schule in Schuss bleibt. Sollten also dringende Reparaturen anfallen, dann würden diese auch erfolgen. Unabhängig von der räumlichen Entwicklung plant Kralemann auch schulische Neuerungen. So wird es ab dem kommenden Schuljahr einen festen Tag Distanzunterricht geben. &bdquo;Die Schülerinnen und Schüler sind dann von montags bis donnerstags hier, freitags gibt es dann über acht Stunden acht Fächer im Distanzunterricht“, erklärt der Schulleiter. Zunächst gilt dies jedoch nur für die Berufsfachschule für Kosmetik und die Bekleidungstechnik im Dualen System. &bdquo;Es soll aber keine Videokonferenz wie in Corona-Zeiten werden. Wir wollen es aufpeppen und pädagogisch interessanter gestalten und treffen uns daher alle in einem virtuellen Raum, dem Horizon Workroom von Meta“, sagt Kralemann. Zum Einsatz kommen dann auch die bereits erprobten VR-Brillen. &bdquo;Die DNA unserer Schule war es immer schon, etwas erst auszuprobieren und dann ein Konzept daraus zu entwickeln. In der Regel geschieht es ja anders herum“, sagt der Bielefelder. Sollte sich das virtuelle Klassenzimmer als unvorteilhaft herausstellen, werde man es eben wieder abschalten. Man muss es aber ausprobieren, um es sinnvoll beurteilen zu können. Für den September hat sich bereits NRW-Schulministerin Dorothee Feller angekündigt, um sich über die Arbeit im Digitallabor des Berufskollegs zu informieren. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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