Endspurt für die Gesamtschule Halle - was den Chef so zuversichtlich macht

Halle. Diese Bewegung dürfte bei Matthias Geukes längst tief im Unterbewusstsein verankert sein. Immer wenn er in die Nähe einer Türfüllung kommt, bückt sich der imposante, 2,05 Meter große Hüne unwillkürlich, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Und in diesen Tagen bückt er sich besonders oft, weil er ständig auf den Fluren, zwischen Kollegen und Klassenzimmern unterwegs ist. Um Besuchern die Vorzüge der Gesamtschule zu vermitteln, um Lehrkräfte und Schüler im Endspurt auf dem Weg zur Anmeldewoche mitzureißen. Die politische Entscheidung ist in dieser Woche gefallen: Das Anmeldeverfahren für die Gesamtschule Halle wird um eine Woche vorgezogen. So haben Eltern und Kinder weniger Druck, wenn sie sich für die Bildungseinrichtung an der Wasserwerkstraße entscheiden. Denn selbst wenn die von der Bezirksregierung Detmold geforderten 100 Anmeldungen nicht erreicht würden und es als Sekundarschule weiterginge, hätten sie noch eine Woche Zeit für eine Alternative. In solchen Szenarien denkt Matthias Geukes allerdings nicht. Das wird schnell deutlich, als er zum Kaffee in seinem Büro empfängt. Der 47-Jährige wählt seine Worte bedächtig - dafür sind sie umso klarer formuliert. &bdquo;Für mich zählt hier nur die Gesamtschule Halle.“ Zeit für eine Zwischenbilanz der Kampagne &bdquo;100 gute Gründe“ und den Ausblick auf die kommenden Wochen. Hinter der Gesamtschule liegen in jedem Fall aufregende Monate. Mit einer von einer Agentur begleiteten Kampagne werben Lehrer, Schüler und Eltern unermüdlich für die Vorzüge der Schule - und erzielten mit einem jüngst veröffentlichten Video einen Überraschungserfolg. Erstellt hatte es Lehrerin Linda Lehmann. Sie filmte Kollegin Marina Niekamp dabei, wie diese einen Schaum in ihrer Hand mit einer imposanten Flamme verschwinden ließ. Mehr als 900.000 Views und knapp 14.000 Likes kassierte der Clip aus dem Chemie-Unterricht bei Instagram - ein echter Hit. &bdquo;Das Tolle daran ist, dass es sich hierbei um eines unserer eigenen Videos handelt. Das hatte gar nichts mit der Kampagne zu tun. Das macht es noch authentischer“, sagt Matthias Geukes. Ohnehin, so betont er, sei die Identifikation der Lehrerschaft mit ihrer Schule &bdquo;exorbitant hoch. Die sind mit Leib, Seele und Herz dabei.“ Geukes leitet die Schule seit Sommer, den Eindruck der extremen Verbundenheit habe er schon zu Beginn verspürt - das habe sich jetzt noch verstärkt. &bdquo;Schlüsselerlebnis war für mich der Tag der offenen Tür am 30. November mit dieser enormen Resonanz und dem echten Interesse. Da bin ich stolz nach Hause gefahren.“ Zwischen Geukes’ Start und diesem Tag lagen &bdquo;vier Monate mit intensiver Arbeit“, wie der Schulleiter betont. &bdquo;Inhaltlich haben wir gar nicht so viel verändert. Wir haben vielmehr überlegt: Was zeichnet uns aus, und woran müssen wir noch arbeiten?“ Im Ergebnis wird die zuvor klarer definierte Schulordnung nun konsequenter umgesetzt, das Aufsichtskonzept wurde überarbeitet, die Zuständigkeiten bei Störungen sind weniger aufwendig festgelegt. Gesamtschule Halle froh über breite Unterstützung Vor allem aber macht die Schule konsequent darauf aufmerksam, was sie zu leisten imstande ist. &bdquo;Über allem steht bei uns die Wertschätzung: für Lehrkräfte und für Schüler gleichermaßen. Wir sind sehr gut darin, Schülerinnen und Schüler abzuholen: mit leistungs- und neigungsbezogener Differenzierung“, erklärt Geukes und verweist auf die breite Fächerstreuung, die neben der Sprache Schwerpunkte in Naturwissenschaften oder Wirtschaft und Arbeit erlaube - ebenso wie tolle Projekte im Wahlpflichtbereich. &bdquo;Die Unterstützung von Trägern und Politik ist enorm“, so Geukes. Das hat er auch am Abend zuvor bei einem eigentlich kniffligen Termin wahrgenommen. Der Stadtrat hatte darüber zu entscheiden, in welcher Schulform es an der Wasserwerkstraße weiterginge, wenn die nötigen 100 Anmeldungen Anfang Februar nicht zusammenkämen. &bdquo;Die Entscheidung für die Sekundarschule zeigt, dass der Rückhalt für integrierte Schulformen groß ist. Insofern war das richtig“, sagt der Schulleiter. Ansonsten hätten alle Verantwortlichen betont, wie fest sie zur Gesamtschule stehen. Ansonsten, und hier wird Matthias Geukes mehr als deutlich, berühre ihn die Entscheidung über eine Alternative &bdquo;nullkommanull“. Denn: &bdquo;Ich fokussiere mich nur auf die Gesamtschule Halle.“ Dass die Herausforderung mit vier Zügen und angesichts der großen Konkurrenz im Umkreis keine kleine ist, mag Geukes nicht verhehlen. Genauso wenig allerdings, dass er eben solche Herausforderungen liebe. Dass man im Fokus von Düsseldorf und Detmold stehe und der Druck hoch sei, habe für Bewegung gesorgt. &bdquo;Das Bild der Schule in der Öffentlichkeit ändert sich gerade. Aber wir müssen den Rhythmus jetzt hochhalten und den Menschen zeigen, was wir alles können.“ Schüler trauen sich auch an echte Schweinelunge heran Vor Weihnachten war Matthias Geukes zum Kicken bei alten Handballkumpels aus Münster zu Gast. &bdquo;Die haben mich gefragt: Na, Mattes, wie läuft es an der neuen Schule? Super, habe ich gesagt: Super Kollegen, tolle Ausstattung, breite Unterstützung. Da haben sie grinsend nachgehakt: Jetzt mal im Ernst! Und ich: Ja, im Ernst.“ Matthias Geukes hat also Power für den so wichtigen Endspurt zu 100 Anmeldungen - und zusätzlichen Rückenwind dürfte dem begeisterten Tüftler (Lehrer für Technik und Mathe) die aktuelle Projektwoche geben. &bdquo;Lehrkräfte machen Angebote zu Themen, die sie interessieren - und Schüler melden sich dann nach Neigung an. Da sollten doch Motivierte aufeinandertreffen.“ Die Gruppe &bdquo;Sezieren“ liefert den Beweis. Es gibt jedenfalls keine Berührungsängste, als Jakob Marten eine echte Schweinelunge aufpustet, um die Funktionsweise zu demonstrieren. Mitschülerin Jade Robbins erklärt den Aufbau des kleinen Versuchs und bekennt: Ich will Biologie studieren.“ Matthias Geukes hört es gern, dass seine Schüler Spaß haben - dann bückt er sich unter der Türfüllung durch, auf dem Weg, den Nächsten zu überzeugen.

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