Das perfekte Verbrechen? Ex-Polizei-Chef von Halle schreibt Krimi-Komödie

Halle. Was machen 40 Jahre Polizeidienst mit einem Menschen? Einsichten in so manchen menschlichen Abgrund sind da schließlich garantiert. So erging es auch dem mittlerweile pensionierten ersten Hauptkommissar und Leiter der Haller Polizeistelle (2014 bis 2019) Jan Bobe. Schon vor seinem Dienstaustritt begab der sich unter die Autoren. Mit seinem Erstlingswerk &bdquo;Nur ein Schubs“ landete er bereits einen beachtlichen Erfolg - rund 3.000 Mal hat sich das Buch verkauft. Jetzt, sechs Jahre nach Erscheinen dieses Romans, hat Jan Bobe nachgelegt. Das HK trifft ihn in der Bücherstube Elsner. Dort stellt der Autor sein neues Buch &bdquo;Was über is, muss wech“ vor. Dabei lauschen ihm auch Ladeninhaber Wolfgang Elsner, Helferin Jasmin Fischer und Ramona Schmeitzer. Letztgenannte ist Leiterin der Kosmetiklounge des Haller Court Hotels. Sie ist nicht etwa zufällig hier. Schließlich soll der Wellness-Bereich des Hotels schon bald Kulisse eines spannenden Krimi-Events werden. Jan Bobe wird dann aus seinem neuen Buch vorlesen. Dabei wird er, kündigt er an, vor allem Passagen auswählen, die den Werdegang eines Durchschnittsbürgers - wie dem Protagonisten Malte Diekmöller - zum Schwerkriminellen beleuchten. Die Veranstaltung findet am 19. November (18.30 Uhr) unter dem Motto &bdquo;Bei Aufguss Mord“ statt. Eine Anlehnung an den Hitchcock-Thriller &bdquo;Bei Anruf Mord“ aus dem Jahr 1954. Zwar sei der Sauna-Aufguss in den Veranstaltungstitel eingeflossen, nackt werde aber niemand sein, versichert Jasmin Fischer lachend. &bdquo;Ich mache alles mit“, entgegnet Jan Bobe trockenhumorig. Der Ex-Polizist nimmt kein Blatt vor den Mund - das merkt man schnell. Seine ostwestfälisch-direkte, manchmal derbe Ausdrucksweise findet auch in seinem Roman viel Verwendung. Verleger und Ex-Polizist passen zusammen &bdquo;wie ein Arsch und ein Pott“ Zusammen fanden Fischer und Bobe, weil es der Zufall so wollte. &bdquo;Bei einem Essen in Gütersloh habe ich den Verleger von Herrn Bobe, Matthias Borner, getroffen“, erzählt Fischer, &bdquo;der kannte so einen tollen, neuen Autoren.“ Borner hatte Bobe schon bei der Veröffentlichung des ersten Buches unterstützt, nachdem Bobe bei etlichen Verlagen angefragt hatte, aber überall abgeblitzt war. &bdquo;Wenn sich ein Verlag überhaupt zurückgemeldet hat, dann war offensichtlich, dass mein Manuskript nicht einmal angelesen worden war“, erinnert sich Bobe. Matthias Borner aber sah Potenzial in dem Polizisten und verlegte dessen Buch. &bdquo;Ich bin ihm sehr dankbar. Matthias und ich passen sowieso zusammen wie ein Arsch und ein Pott.“ Die dem Buch zugrunde liegende Geschichte ist gespickt mit Erfahrungen aus Bobes Berufsleben. &bdquo;Ich kann etliche illustre Fälle aufzählen, in denen jemand aus der gutbürgerlichen Gesellschaftsschicht zum Kriminellen geworden ist“, sagt er. &bdquo;In meinem Buch verarbeite ich authentisch die Erscheinungsformen der örtlichen Kriminalität.“ Darunter fielen zum Beispiel Einsteiger-Verbrechen wie Versicherungsbetrug aber auch &bdquo;basiskriminelle“ Praktiken wie Wohnungsprostitution. Sein Roman erzählt aus der Ich-Perspektive, wie ein &bdquo;unbescholtener Gütersloher Bürger“ durch eine Lebenskrise auf die schiefe Bahn gerät, schließlich sogar einen Doppelmord ausführen will. &bdquo;Dabei wird beispielsweise auch geklärt, wie eine Leiche fachgerecht zu zerlegen und zu beseitigen ist, ohne dass eine Spur zurückbleibt“, sagt Bobe, als habe er ein Kochbuch geschrieben. &bdquo;Ich hoffe, ich konnte mich gut in die Position eines Täters hineinversetzen.“ Das Werk sei zudem reich an schwarzem Humor. Der sei unter Polizisten, Feuerwehrleuten oder Rettungssanitätern nicht untypisch, räumt Bobe ein. &bdquo;Wenn man das eine Zeit lang macht, tritt ein gewisser Verrohungseffekt auf. Das ist eine Art Selbstschutz-Mechanismus.“ Wer jetzt denkt: &bdquo;Was passiert denn in Halle schon Schlimmes?“, der ist laut Bobe auf dem Holzweg. &bdquo;Hier passiert zwar nicht so viel, wie zum Beispiel in Gütersloh - manchmal findet man nachts nicht mal ein Auto, das man anhalten kann - , aber Verbrecher gibt es hier genauso, wie überall.“ Zu beneiden seien Einsatzkräfte in ländlichen Orten wie denen des Altkreises Halle ohnehin nicht, findet er. Denn die Abgeschiedenheit bedeute vor allem eins: Gefahr. &bdquo;Es dauert hier viel länger, bis von irgendwoher Verstärkung kommt. Da ist man manchmal lange auf sich allein gestellt.“ Ex-Polizei-Chef verschleiert Rezept zum perfekten Verbrechen Im Einsatz ist Bobe heute nicht mehr, erlebt hat er aber viel. Das verleihe seinem Buch Authentizität. Trotzdem sollten Leser sein Werk nicht als Anleitung zum Morden oder Betrügen missverstehen. Im Vorwort weißt er explizit daraufhin, entscheidende Faktoren für das Gelingen des perfekten Verbrechens verschleiert zu haben. Zudem seien die beschriebenen Vorgehensweisen in Fachkreisen hinlänglich bekannt - der Nachahmung würde zwangsläufig die Überführung folgen. Wer sich zu Unterhaltungszwecken gerne von Bobes Talent überzeugen möchte, der kann jetzt Eintrittskarten für die Veranstaltung am 19. November kaufen. Die gibt es sowohl in der Kosmetiklounge des Haller Court Hotels als auch in der Bücherstube Elsner.

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