Nach Skandal um Angebote: Haller Gastronomen-Paar wartet auf Entscheidung

Halle. Die Lange Straße steht wieder im Fokus der Aufmerksamkeit. Nachdem die Bauarbeiten dort zwar vorerst beendet sind, rückt nun wieder ein Thema in den Vordergrund, um das es in letzter Zeit still geworden ist: Seit September laufen jetzt drei voneinander unabhängige Verfahren, die über die Zukunft der Häuser Lange Straße 24 bis 30 entscheiden. Die sollten ursprünglich bereits Anfang 2023 verkauft werden. Die Häuser mit den Nummern 24 und 26 bekommen dabei jeweils ihr eigenes Verfahren, während die Häuser 28 (mit der Haller Gaststätte Taverne) und 30 im Paket zum Verkauf stehen. Angeboten werden sie auf dem Immobilienportal der Stadt Halle sowie auf Online-Plattformen für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Das Vergabeverfahren wird schließlich von einer Submissionsstelle des Kreises Gütersloh durchgeführt. Es ist der zweite Anlauf nach einem gescheiterten Bieterverfahren, das seinerzeit für viel Zündstoff gesorgt hatte. Diesmal handelt es sich um sogenannte Konzeptverfahren. Die Kaufpreise sind fix: Während die Häuser Lange Straße 26 für 180.000 Euro und Lange Straße 24 für 160.000 Euro zu haben sind, liegt der Preis im Fall der Häuser 28/30 bei 240.000 Euro - also genau dem Betrag, der schon im ersten Verfahren als Mindestpreis festgelegt worden war und den die Betreiber der Taverne damals geboten hatten. Den Zuschlag erhält jetzt, wer mit dem besten Konzept überzeugt. Zuvor hatte der Haupt- und Finanzausschuss ausgearbeitet, anhand welcher Bewertungskriterien über den Zuschlag entschieden wird. Konkret werden in den Bereichen Städtebau, Energie und Ökologie sowie Architektur Punkte vergeben. Grundstück Lange Straße 30 muss zur Freifläche werden Die Entscheidung, ob ein eingereichtes Konzept letztlich angenommen wird, liegt bei der Stadt Halle. Sie kann jederzeit ablehnen, das hatte Christoph Jahn, Anwalt für Verwaltungsrecht, den Verantwortlichen versichert. Bei Ablehnung trotz formell korrekter Einreichung und ausbleibender Konkurrenz könnten aber Entschädigungsansprüche gegenüber der Stadt geltend gemacht werden. Um auch das zu umgehen, hat die Stadt eine Mindestpunktzahl festgelegt, die ein Bewerber für den Zuschlag erfüllen muss. Von 100 möglichen Punkten müssen demnach mindestens 50 erreicht werden, wobei allein 30 davon auf den Bereich Architektur entfallen. Aber nicht nur die detailliert und transparent ausgearbeiteten Beurteilungskriterien stechen ins Auge - auch die Teilnahmebedingungen lassen aufhorchen: Während beim ersten Verfahren lediglich über die Möglichkeit einer Freifläche auf dem Grundstück Lange Straße 30 gesprochen worden war, ist dies nun Voraussetzung. Was bedeutet, dass das Gebäude abgerissen werden muss. Ebenso muss laut Exposé die Gastronomie im Erdgeschoss des Hauses Lange Straße 28 verortet bleiben - Bedingungen, die das damals vorgelegte Konzept des Architekturbüros Timmermeister und Belz nicht erfüllt hätte, das von den Betreibern der Taverne hingegen schon. Die haben das Exposé natürlich bereits gelesen und zeigen sich zufrieden: &bdquo;Dieses Mal ist es viel besser, und die Bedingungen ermöglichen eine faire Wahl“, sagt Thisa Vijayakumar. Seit elf Jahren führt sie die Taverne zusammen mit ihrem Mann Jalatheepan Thirunavukkarasu. &bdquo;Wir haben unsere Teilnahme bereits per Mail angekündigt. Mit der Abgabe des Konzepts warten wir aber noch. Wir arbeiten mit unserer Anwältin zusammen und achten genau darauf, dass am Ende nichts fehlt“, sagt sie. Ausschuss hat die Vergangenheit abgehakt Auch Manfred Bonensteffen, der inzwischen als Nachfolger von Jürgen Keil das Haller Bauamt leitet, wirkt zufrieden angesichts der ergiebigen Zusammenkünfte des Haupt- und Finanzausschusses. &bdquo;Ich habe die Sitzungen als sehr wohltuend empfunden. Es wurde sachlich diskutiert, und ich hatte das Gefühl, die Vergangenheit wurde abgehakt und der Blick nach vorn gerichtet.“ &bdquo;Ich maße mir nicht an, die damals getroffenen Entscheidungen zu bewerten. Nachher weiß man es immer besser“, fährt Bonensteffen fort. Ein Lob hat er unterdessen für die Interessengemeinschaft Lange Straße, die in den Sitzungen des Arbeitskreises beteiligt wurde und sich für den Erhalt von historisch wertvoller Bausubstanz eingesetzt, sich aber nicht dogmatisch gegen mögliche Abrissmaßnahmen gestellt habe. Außerdem hebt er die gute Zusammenarbeit mit Stadtplanerin Elke Frauns hervor, die als externe Expertin die Moderation der Sitzungen übernommen hatte. Ob und wie viele Bewerbungen bereits eingegangen sind, dazu mochte sich ein Sprecher des Kreises Gütersloh auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“ nicht äußern. Die Frage wird aber spätestens Anfang 2025 beantwortet, denn bis zum 31. Dezember haben die Interessenten noch Zeit, ein Konzept abzugeben. Erst danach wird der Ball vom Kreis Gütersloh zurück an die Stadt Halle gespielt, damit hier über das weitere Verfahren entschieden wird. Vorheriges Verfahren hätte rechtlich angefochten werden können Rückblick: Die Betreiber der Gaststätte Taverne hatten in einem ersten Durchlauf auf ein Paket bestehend aus den Häusern 28 und 30 geboten. Auf den letzten Metern waren sie dann aber um gerade einmal 500 Euro überboten worden. Des Zufalls zu viel, befanden nicht wenige - insbesondere, weil den Ratsmitgliedern der Stadt Halle zu diesem Zeitpunkt die Angebote der ersten Verfahrensrunde bereits vorlagen. Für den damaligen Bauamtsleiter Jürgen Keil und Bürgermeister Thomas Tappe stand zu diesem Zeitpunkt fest, die Stadt müsse zwingend an den Höchstbietenden verkaufen. Dabei hatte Stadtplanerin Elke Frauns zu Beginn der Verfahrensplanung explizit darauf hingewiesen, eben das sei nicht vorgeschrieben. Auch die von den Taverne-Betreibern hinzugezogene Anwältin Sandra Rostek hatte unter anderem in diesem Punkt Einspruch eingelegt. Schließlich wurde das Bieterverfahren Anfang 2023 durch die Stadt Halle gestoppt. Zum einen hatte Bürgermeister Thomas Tappe damals festgestellt, die Vergabe könne rechtlich angefochten werden, da die Geheimhaltungspflicht während des Verfahrens seitens der Ausschussmitglieder nicht eingehalten worden sei. Zweitens sei die wirtschaftliche Lage ohnehin ungünstig für ein Bieterverfahren gewesen und man hoffte auf bessere Rahmenbedingungen zu einem späteren Zeitpunkt.

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