Altkreis Halle. Wer in seiner Lokalzeitung auf Anzeigen schaut, blickt auf ein wichtiges wirtschaftliches Standbein des Verlages. Ein Grundprinzip hat sich seit 140 Jahren beim Haller Kreisblatt nicht verändert. Gemeinsam mit den Erlösen aus dem Zeitungsverkauf tragen die Inserate das Unternehmen. Damit das möglichst gut funktioniert, müssen vier HK-Beschäftigte ganz nah am Kunden sein.
Svenja Hüls, Peter Sochart, Dominik Ehlers und Nicolas Behrens sind beim HK für den lokalen Anzeigenabsatz zuständig und können mit einer sehr beeindruckenden Zahl aufwarten. Gemeinsam betreuen sie im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung in Halle, Borgholzhausen, Werther, Versmold und Steinhagen, rund 2.200 Kundinnen und Kunden.
„Natürlich schalten nicht alle regelmäßig Anzeigen", betont Peter Sochart, seit 26 Jahren beim HK und für Versmold mit seinen niedersächsischen Nachbarkommunen zuständig. „Der lokale Charakter unserer Zeitung spiegelt sich auch beim Anzeigengeschäft wider. Rund 80 Prozent der Umsätze werden mit kleinen und mittleren Unternehmen gemacht."
„Jede Anzeige ist wichtig, die Summe macht es"
Auf die Größe der Kunden und der Anzeige schauen die Mitglieder der Anzeigenabteilung aber nicht. „Jede Anzeige ist wichtig, die Summe macht es", verdeutlicht Svenja Hüls, 13 Jahre beim HK und für Werther zuständig. Wer Kunden über das HK-Verbreitungsgebiet hinaus ansprechen will, platziert seine Inserate häufig im Mantelteil unserer Zeitung.
„Wenn Kunden größer sind als die Region, wird es schwierig, sie für lokale Anzeigen anzusprechen", erläutert Dominik Ehlers, mittlerweile zehn Jahre beim HK und für Steinhagen zuständig. „Da ist es gut, dass der Altkreis Halle, deckungsgleich mit dem Nordkreis Gütersloh, eine robuste und starke Wirtschaft aufweist." Die Kundschaft inseriert in der Zeitung, auf der HK-Webseite und in Beilagen.
Lesen Sie auch: Visionäre Pläne für den Ravenna-Park: Walbusch macht Tempo in der Krise
„Wir sind auch mit unserem Telefonbuch und mit den Stadtmagazinen erfolgreich", berichtet Nicolas Behrens, drei Jahre beim HK und für Halle und Borgholzhausen zuständig. Die Printmedien und die Webseite sind der Schwerpunkt beim aktuellen Geschäft. Künftig wird das Portfolio der Beraterin und der Berater aber größer. „Radiospots, Facebook, Google oder TV-Produktionen", sieht Peter Sochart kommen.
„Die Kunden haben immer noch die gleichen Erwartungen wie vor 30 Jahren"
Der 57-jährige Ehemann und Vater von drei Kindern weiß, dass sein Beruf einem ständigen Wandel unterliegt. „1996 waren wir noch 80 Prozent unserer Arbeitszeit beim Kunden und 20 Prozent im Büro, heute ist es umgekehrt." Die Arbeit am Computer und am Telefon bildet jetzt den Schwerpunkt, viele Abläufe im Anzeigengeschäft wurden digitalisiert und der Trend geht immer weiter.
„Früher wurden die Druckvorlagen beim Kunden abgeholt, heute kommen sie per Mail", erklärt Svenja Hüls. In der Zeit, in der man früher diesen einen Weg zurückgelegt habe, erledige man heute fünf Themen parallel im Büro, so die 37-jährige Ehefrau und Mutter eines Kindes. „Die Arbeit ist schnelllebiger geworden, sie hat sich dynamisiert."
„Die Kunden haben immer noch die gleichen Erwartungen wie vor 30 Jahren", sagt Peter Sochart. Sie wollten möglichst viele Menschen erreichen. Der Weg dahin hat sich aber geändert. „Die Arbeit ist beratungsintensiver geworden", hat Nicolas Behrens festgestellt. Neue Kunden wollten Werbung machen, wüssten aber nicht genau wie, so der fünffache Vater. „Sie wollen viele Informationen vor dem Abschluss."
Der Kampf um die Kunden und die Umsätze sei härter geworden
Außerdem würden Anzeigen viel offensiver verkauft. „Früher war eine Anzeige in der Tageszeitung für viele Kunden ein regelrechtes Statussymbol, sie waren stolz darauf", weiß Peter Sochart. „Die Inserenten sind vielfach auf uns zugekommen; heute ist es umgekehrt." Der Kampf um die Kunden und die Umsätze sei härter geworden, da sind sich Sochart, Svenja Hüls, Nicolas Behrens und Dominik Ehlers einig.
Lesen Sie auch: Hat die Stadt Halle Millionen in den Sand gesetzt?
Die Corona-Pandemie stellte die gesamte Wirtschaft und natürlich auch den HK-Anzeigenverkauf vor ungekannte Herausforderungen. „Das war eine Zäsur", so Svenja Hüls. Von einem Tag auf den anderen hätte die Arbeit aus dem Homeoffice erledigt werden müssen. „Wir wurden ins kalte Wasser geworfen und das funktionierte erstaunlich gut."
Die Umsätze brachen fast bis auf null ein. „Wir waren in Kurzarbeit, es gab wenig Arbeit und keine Werbung", erinnert sich Peter Sochart an den ersten Lockdown 2020. Die Gastronomie und der Einzelhandel mussten schließen und stellten ihre Anzeigen ein. „Handwerker konnten stark profitieren, schalteten aber auch keine Anzeigen, weil sie keinem Kunden eine Absage erteilen wollten."
„Es geht aufwärts, wir sind auf einem guten Weg"
„Wir haben den Kontakt zum Kunden aber gehalten", erklärt Dominik Ehlers. Auch die wichtigen Sonderthemen seien damals extrem eingebrochen. „Nach dem ersten Lockdown lief es von Monat zu Monat besser." Der zweite Lockdown warf die Umsätze wieder stark zurück. „Lokale Feste sind für uns sehr wichtig, sie bringen Sonderthemen und damit gute Umsätze." Gefeiert wurde aber nicht.
Im laufenden Jahr sieht es aus Sicht der HK-Anzeigenexperten viel besser aus. „Es geht aufwärts, wir sind auf einem guten Weg", beobachtet Nicolas Behrens. Ausnahmen bestätigen dabei die Regel. „75 Prozent der Handwerker machen weniger Werbung als vorher, sie haben einfach mehr Aufträge, als sie schaffen können", erläutert Peter Sochart.
„2019 war ein sehr gutes Anzeigenjahr", berichtet Dominik Ehlers. Das Umsatzniveau der Vor-Corona-Zeit sei deshalb aktuell schwer zu erreichen. „Wir merken aber, dass wieder mehr zu tun ist." „Es geht aufwärts", betont auch Svenja Hüls und wünscht sich „mehr Normalität nach Corona". Das sei gut für die von der Pandemie gebeutelten Menschen und am Ende auch für die HK-Anzeigenumsätze. Und die haben ihre drei Kollegen und sie auch im 140. Jahr unserer Zeitung fest im Blick.