Corona-Leugner, Esoteriker, Verschwörungstheoretiker, Rechtsradikale, Heilpraktiker. Was macht es mit Ihnen, wenn Ihr Berufsstand im Zuge der Berichterstattung über Corona-Kritiker immer wieder in dieser Gesellschaft genannt wird?
DIETMAR BERENDES: Als Mitglied dieses Berufsstandes bin ich seit über 20 Jahren die Auseinandersetzung mit Kritik und oft auch ungerechtfertigter oder provokanter Kritik sowie Vorurteilen gewohnt. Insofern überrascht es mich nicht, meinen Berufsstand in dieser Aufzählung zu finden, was ich jedoch betrüblich finde.
Sehen Sie sich als Heilpraktiker zu Unrecht am Pranger?
Ich mich persönlich nicht, aber ein Großteil unseres Berufsstandes wird größtenteils von den Medien und der Ärzteschaft zu Unrecht verteufelt. Berichterstattungen sind oft unzureichend und bewusst fehlerhaft recherchiert. Beispielsweise wird der Begriff Heilpraktiker fälschlicherweise mit dem Begriff Homöopath gleichgesetzt. Sicherlich gibt es auch in unserem Berufsstand schwarze Schafe, die lassen sich jedoch auch in anderen Berufsgruppen finden. Diese werden aber vielfach nicht in den Medien zerrissen. Ich wünsche mir gerade als Chiropraktiker eine respektvolle Kooperation mit Ärzten und anderen Therapeuten auf Augenhöhe zum Wohle des Patienten.
Dürfen Sie denn im Lockdown überhaupt weiterarbeiten?
Ja, denn als Heilpraktiker bin ich Teil des Gesundheitssystems und darf unter Beachtung entsprechender Hygieneauflagen weiter praktizieren.
Was hat sich in Ihrer Arbeit seit Beginn der Corona-Krise geändert?
Natürlich sind es die zusätzlichen hygienischen Anforderungen, die den Praxisalltag beeinflussen. Ergänzend zu meiner Praxistätigkeit unterrichte ich Tai Chi Chuan und Qi Gong. Leider kann dieser Unterricht zurzeit nicht stattfinden. Den Kontakt zu meinen Schülern vermisse ich besonders.
Wie beurteilen Sie die Gefahr durch das Virus?
Es ist eine globale Herausforderung aller Gesellschaften, die nicht allein nur als Gefahr zu betrachten ist, sondern auch als Chance zur Veränderung unserer Lebensweise. Dem Menschen werden gerade von der Natur Grenzen aufgezeigt. Vielleicht, philosophisch betrachtet, ist es ein Hinweis, unser Leben mit etwas mehr Demut und im Einklang mit unserer Umwelt zu führen. Wenn nicht schnell und unbürokratisch geimpft wird, so können weitere Mutationen des Virus, gegen die es bis jetzt keine oder nur unzureichende Wirkstoffe gibt, überhand nehmen. Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
Geimpft? Das sagen Sie als Heilpraktiker? Sind nicht die meisten Heilpraktiker gegen Impfungen?
Es ist für mich schwierig, in der Impffrage eine allgemeingültige Antwort zu finden, da eine Impfung für mich von verschiedensten gesundheitlichen Faktoren und auch von familiären Situationen abhängig ist. Beispielsweise stehe ich vielfach einer Sechsfach-Impfung bei Neugeborenen kritisch gegenüber, da es hier zu extremen Komplikationen kommen kann. Individuell angepasste Impfungen zu späteren Zeitpunkten können sinnvoll sein. Hier rate ich jedoch dazu, mögliche Impfnebenwirkungen über Bioresonanz-Therapie ausleiten zu lassen.
Und wie steht es mit der Impfung gegen Sars-Covid-19?
Auch eine Impfempfehlung gegen Covid-19 sollte individuell betrachtet werden und nicht nur abhängig vom Impfstoff sein. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Impfstoff von Astra Zeneca in der Diskussion. Verschiedene Personengruppen wie starke Allergiker sollten hier Vorsicht walten lassen. Andere Impfstoffe, über die es noch keine genauen Erfahrungen in Deutschland gibt, stehen vor der Zulassung. Hoffentlich wird sich zeigen, dass diese gut für eine Mehrzahl der Bevölkerung verträglich sind. Generell jedoch überwiegt meiner Meinung nach trotz aller Risiken der Nutzen einer Impfung.
Sie gehören als Teil des medizinischen Bereichs zur Gruppe, die sich impfen lassen kann. Haben Sie sich selbst impfen lassen?
Ja.
Was hat Sie dazu bewogen?
Zum einen die gesellschaftliche Verpflichtung, alle Mittel auszuschöpfen, sich und Andere in dieser außergewöhnlichen Situation zu schützen und möglichst schnell die Ausbreitung dieser Pandemie einzudämmen. Zum anderen habe ich als Chiropraktiker sehr engen Kontakt zu Patienten, so dass eine Impfung gegen Covid-19 zum Schutz beider Seiten sinnvoll ist.
Wie haben Sie die Impfung vertragen?
Ich persönlich habe die erste Astra-Zeneca-Impfung gut vertragen. Einige Patienten von mir haben unter unterschiedlich starken Nebenwirkungen gelitten. Und das auch über mehrere Tage hinweg.
Haben Sie nach den Schreckensmeldungen über den Astra-Zeneca-Impfstoff nicht auch ein mulmiges Gefühl bekommen?
Nein, denn ich weiß, dass jede Impfung und jeder Eingriff in den menschlichen Organismus mit einem Restrisiko behaftet ist. Jüngste Meldungen von Forschern der Uni Greifswald geben aber Hoffnung, dass auch die in einigen Fällen aufgetretenen Hirnthrombosen behandelt werden können.
Warum findet man unter Heilpraktikern so viele, die das Virus verharmlosen?
Das kann ich nicht beurteilen. Gemäß meiner Informationen und Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr im Umgang mit der Pandemie, lokal wie global gesehen, nehme ich persönlich die Gefahr des Virus mit zunehmender Mutationsneigung sehr ernst.
Was empfehlen Sie Ihren Patienten?
Wenn wir die Freiheiten unseres bisherigen Lebens wieder haben wollen und das Virus weitestgehend kontrollieren wollen, würde ich mir wünschen, dass möglichst viele Patienten sich impfen lassen. In der Hoffnung, dass es auch bald einen gut verträglichen Schutz für unsere Kinder geben wird.
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